When Revenge becomes even sexier

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Harry:

„Ja, ich hab dich auch lieb, Mum.“, sage ich und versuche dabei, das leise Schluchzen am anderen Ende der Leitung zu ignorieren. Ich will gerade auflegen, da flüstert sie: „Harry?“
„Ja?“ Gott, warum wackelt meine Stimme so bescheuert? Ich klinge, wie ein Weichei. Wie ein Schwuli, der gleich nach seiner Mama heult... Ich muss stark sein! Hör auf, dich so anzustellen, Styles! „Ich vermisse dich so schrecklich...“ Oh nein, immer, wenn sie das sagt, bricht es mir fast das Herz. Es ist schon schlimm genug, sie weinen zu hören, aber noch schlimmer ist es, dass ich nicht für sie da sein kann und sie in den Arm nehmen kann. Ich kann nichts machen und egal was ich mir sage, ich weiss, dass ich der Grund für ihren Kummer bin. Und ich weiss auch, dass sie eigentlich wütend ist, dass ich so selten Nachhause komme. Und ich weiss ebendso gut, dass sie sich Sorgen macht, nicht nur über dass, was sie täglich in der Zeitung über mich liest. Sie ist wütend auf die Leute, die sowas schreiben und sie ist wütend auf mich, weil ich mich verändert habe. Ich weiss es und es tut verdammt weh.

Aber es ist die Wahrheit. Ich habe mich tatsächlich verändert. Das ist eben der Preis, den ich zahle. Alles hat seinen Preis. Und das ist der Preis des Rumes. Erfolg macht einsam. Nicht nur mich, sondern auch meine Mum. Irgendwie. Und das ist schlimm. Ich komme damit klar, auf mich allein gestellt zu sein, aber... Sie kommt nicht damit klar, dass ich weg bin. Sie sagt immer, Modest hat mich ihr weggenommen, als ich noch ein Kind war. Und sie haben ihr ihr Kind nie wieder zurückgebracht. Denn als ich das nächste Mal wieder Nachhause kam, war ich erwachsen. Das war der Preis, den sie gezahlt hatte...

„Mum...“, setzte ich an und verfalle dann in Schweigen, weil ich Angst habe, dass meine Stimme bricht. „Ist schon gut, mein Baby. Schon gut.“ „Mum...“ „Ich weiss, dass ich dich nicht so nennen soll, Harry. Ich weiss, dass du kein Kind mehr bist, aber egal, wie alt und wie erfolgreich du wirst, du wirst immer mein Baby bleiben...“, jetzt fängt sie wirklich an zu weinen. Und ich auch fast. „Schon gut Mum, ich weiss doch. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leidtut.“ Das tut es wirklich, aber ich kann es nicht ändern. Am anderen Ende der Leitung herrscht Schweigen. „Harry, es muss dir nicht leidtun.“ „Ich weiss“, sage ich. „Aber das tut es.“ Schweigen.

Und ich weiss, dass das Gespäch damit beendet ist, aber ich kann einfach nicht auflegen. Und plötzlich will ich meiner Mum unbedingt sagen, dass ich sie liebe und dass ich das alles nicht mehr kann und das ich Nachhause will... Aber stattdessen sage ich nur: „Ich melde mich, Mum. Ich hab dich lieb... und, sei nicht traurig, okay?“ Meine Mum schnieft und atmet tief durch, weil sie weiss, dass sie stark sein muss. Dann sagt sie: „Machs gut, Liebling. Ich hab dich lieb.“

Und damit legt sie auf. Sie ist weg. Und das behütete Gefühl ist weg, sobald ich ihre sanfte Stimme nicht mehr höre. Für ein paar Minuten hat es sich wirklich angefühlt, als wäre ich wieder ein Kind... Und da stehe ich nun, mit verdammten Tränen in den Augen und dann fällt mir plötzlich siedend heiss meine Shootingpartnerin wieder ein... Oh fuck... Bitte lass sie das nicht gehört haben. Oh, bitte, bitte, bitte. Schnell wische ich mir über die Augen, setzte ein überhebliches Lächeln auf und drehe mich um.

Sie ist weg. Eigenlich hätte ich es wissen müssen. Erleichterung durchströmt mich. Und noch etwas anderes. Wut? Keine Ahnung. Irgendwie wollte ich so unbedingt, dass sie weg ist, aber andererseits... Ich war noch nicht fertig mit ihr! Ich hatte sie fast soweit und verdammt noch mal, jetzt ist sie wieder weg... Das kann ich nicht zulassen, nicht nochmal. Nicht mit mir. Ich wollte, dass sie mir mein Hemd wieder gibt und jetzt ist sie weg. Aber diesen Triumph gönne ich ihr nicht. Ich gehe mir den Triumph notfalls einfach holen, wenns denn sein muss... Und bei diesem Gedanken breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus...

Zwanzig Minuten später stehe ich in ihrem Hotel. Langsam lasse ich die Schlüsselkarte durch meine Finger gleiten, während der Aufzug in den zweiten Stock schiesst. Es war leicht, den Schlüssel für die Suite zu bekommen, leichter als gedacht. Das junge Mädchen an der Rezeption war ziemlich verknallt in mich. Ein Blick, ein breites Grinsen und die Karte war in meinem Besitz. Zufrieden fahre ich mir durch die Locken, während die Türen des Aufzugs mit einem leisen „bling“ aufspringen. Mit schnellen Schritten durchquere ich den Flur und laufe auf die Tür mit der Nummer 112 zu. Davor bleibe ich kurz stehen. Ich komme mir vor, wie ein Einbrecher. Aber... ich habe ja eine Karte. Vielleicht bin ich dann nur ein Gast. Ja, so sollte ich es sehen. Ich bin ein Gast.

Trotzdem sollte ich es erstmal mit Klopfen probieren. Vielleicht gehts ja doch leichter, als zunächst angenommen. Also klopfe ich leicht mit dem Fingerknöchel an die schwere Holztür. Ich warte. Nichts. Ich klopfe nochmal. Nichts...

Dann muss es eben anders gehen. Ist sowieso besser so. Langsam gleitet meine Hand in die Hosentasche und meine Finger schliessen sich um die Karte...
In dem Zimmer brennt nur die Nachttischlampe, ansonsten ist es leer und verräterisch ruhig. Vorsichtig mache ich ein paar Schritte Richtung Bett. Wo ist sie? Beinahe bereue ich meine vorschnelle Entscheidung. Immerhin breche ich gerade in ihre Suit ein. Das ist, streng genommen, sowas wie Hausfriedensbruch. Nur das das hier nicht ihr Haus ist, sondern ein vorrübergehender Schlafplatz.

Unentschlossen sehe ich mich in der Suit um, äusserst bedacht darauf, kein Geräusch von mir zu geben. Da höre ich plötzlich Geräusche aus dem Badezimmer. Das Plätschern von Wasser... und... singt sie? Ich will schon in Richtung der Badezimmertür gehen, da fällt mein Blick auf den Haufen Klamotten, der auf dem Bett liegt.

Und da liegt es, unverkennbar zwischen ihren eigenen Kleidern: mein Hemd. „Bingo.“, flüstere ich thriumphierend. Langsam, beinahe bedächtig, schlissen sich meine Finger um den weichen, fliessenden Stoff. Ich knülle das Hemd zusammen und halte es mir vor die Nase. Keine Ahnung, warum eigentlich. Irgendwie passiert es ganz intuitiv.

Mein Hemd riecht nach ihr. Ich schliesse die Augen, als ich ihr Parfum einatme... Und auf einmal muss ich an ihre Augen denken. Verdammt, was mache ich hier eigentlich? Habe ich gerade wirklich an meinem Hemd gerochen und an ihre Augen gedacht? Scheisse Mann, bist du peinlich. Ich verdrehe über mich selbst die Augen und stecke mir das Hemd unter den Arm. Ich will gerade wieder zur Tür gehen, da fällt mein Blick auf den schwarzen Spitzen- BH, der auf dem Bett liegt. Er kreischt beinahe danach, dass ich ihn mitnehme. Zögernd mache ich die paar Schritte zu ihrem Bett zurück und schnappe ihn mir ebenfalls, ohne gross zu überlegen. Ich bin ja wegen einem Triumph hier. Na warte, denke ich. Du wirst dich nicht nochmal mit mir anlegen, Tompson.

Als das Singen aus dem Badezimmer mit einem Mal lauter wird, zucke ich zusammen. Schnell renne ich zur Tür. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich sollte schleunigst verschwinden...Doch im Zimmer bleibt es still. Ich weiss nicht, was mich dazu reitet, noch so mit meinem Glück zu spielen, aber- Auf Zehenspitzen schleiche ich zur Badezimmertür und drücke mein Ohr dagegen. „It's got to be youuu.“, gröllt sie laut und ziemlich falsch und ich muss mir auf die Lippen beisen, um nicht laut loszulachen. Wahnsinn, ich dachte sie hört unsere Musik nicht?

„...And her Daddy was a dentist, said I got a dirty mouth, but she kissed me like she ment it...“ als sie diese Zeilen singt… Meine Zeilen, ist es endgültig vorbei. Ich muss lachen. Kichernd renne ich zur Tür, reisse sie auf und renne den Flur entlang, zum Aufzug.

Ich lache, bis mir die Tränen über die Wangen laufen. Ist das ihr ernst? Aus der Nummer kommt sie nicht so schnell raus.

Said I got a dirty mouth? Na warte, Baby, du wirst schon noch sehen, wie dreckig mein Mund ist…

Teasing is a Sign of AffectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt