I hope I'll find the words to say, before you leave me today

5.1K 203 8
                                    

Abby:

Er atmet tief durch, so als würde er mit sich ringen: „Als ich klein war, war ich oft mit meinem Dad spazieren. In der Nähe von unserem Haus war ein kleines Waldstückchen und wir... Naja, wir konnten da stundenlang rumstreunen und Vögel beobachten, oder so. Es waren glückliche Zeiten, weißt du? Naja, bis meine Eltern sich haben scheiden lassen, als ich sieben war. Von einem Tag auf den anderen war mein Dad einfach... weg. Er hat mich zwar oft besucht und wir haben auch ein gutes Verhältnis miteinander, aber... wir waren nicht mehr miteinander im Wald unterwegs, so wie früher.

Ich habe das Gefühl schon fast vergessen. Wie es sich angefühlt hat, als mein Dad und ich zusammen unterwegs waren, so vollkommen unbeschwert. Aber naja, ich schätze es war Glück und Freiheit. Ich habe nicht mehr so viel Freiheit in meinem Leben. Im Gegenteil- Ich habe sogar ziemlich viele Verpflichtungen. Und ich habe Angst, dass ich das Gefühl von Freiheit irgenwann mal ganz vergesse, also habe ich mir diese Schwalben stechen lassen. Sie erinnern mich daran. Sie erinnern mich an meinen Dad und daran, dass ich niemals vergesse, wo ich herkomme.“, seine Stimme stockt. 

Er musste viel in seinem Leben aufgeben, um berühmt zu werden. Ich habe keine Ahnung, wie viel, aber ich denke, dass es eine ganze Menge ist. Und Menschen verurteilen ihn täglich dafür. Obwohl sie nicht das Recht dazu haben. Genauso wenig, wie ich das Recht habe, ihn zu verurteilen. Vielleicht ist sein ganzes Bad-Boy-Image ja nur Fassade. Vielleicht versteckt er dahinter etwas ganz anderes.

Ich löse mich von ihm, um ihn ansehen zu können.
Sein Blick ist in die Ferne gerichtet, als hätte er vergessen, wo wir sind. Ich bin sicher, dass es jetzt die Wipfel der Baumkronen sind, die er sieht und nicht die unruhigen Lichter an der Decke über uns. Dann- auf einmal- sieht er mich wieder an: „Ist das seltsam?“ , fragt er. Aber ich kann ihm einfach nicht antworten. Ich kann ihn nur anstarren.
Ich hätte nicht gedacht, dass Harry Styles sowas wie tiefgründige, echte Gefühle hat, aber in diesem Moment scheint er so verletzlich, wie ein kleines Kind. Und es tut mir leid. Unendlich leid. Ich glaube, in diesem Moment ist da so etwas wie gegenseitiges... Verständnis für einander.

„Es... tut mir leid.“, sage ich und als ich merke, dass ich ein kleines bisschen lalle, würde ich mir am liebsten die Zunge abbeissen. Harry lässt seine Arme sinken: „Das sollte es nicht. Ich meins ehrlich Abby, ich will dein Mitleid nicht.“ Seine grünen Augen glänzen. Ich schlucke schwer.

Und auf einmal will ich wieder meine Arme um ihn legen, seinen Körper und seine Wärme spüren und ihn einfach festhalten. Aber ich tus nicht... Ich sage nur: „So meine ich das nicht. Es tut mir nicht leid wegen deinem Dad oder so. Viele Leute lassen sich scheiden...“ Scheisse. Ich bin total betrunken. „Ist okay, Abby.“, Harry sieht mich nicht an. Und ich weiss, dass das Thema damit beendet ist. Er hat mir nur geholfen. Er hat mich abgelenkt. Es ist okay. Er war einmal nett zu mir und damit ist die Sache gegessen. Wer weiss, vielleicht war es ja seine Art, sich für heute morgen zu entschuldigen? Wir schulden einander nichts, das ist mir klar.

Was würde er sagen, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich wegen ihm betrunken bin? Ich überlege gerade ernshaft, ob ich es ihm erzählen soll, da sagt er: „Wir sollten gehen.“ Keine Ahnung, woher auf einmal dieser Wandel kommt. Gerade noch, war er ziemlich ausgelassen und jetzt ist er so ernst und irgendwie nachdenklich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es meine Schuld ist. Also gehe ich ihm kommentarlos nach und drängele mich durch die tanzenden Paare in Richtung Ausgang. Schweigend geht er voran und öffnet die Tür, aber nachdem er kurz rausgeschaut hat, schliesst er sie sofort wieder: „Scheisse!“, zischt er.

„Was ist?“, frage ich. „Da draussen stehen massenweise Paparazzi... Ich hätte es wissen müssen.“ Er sieht ziemlich wütend aus. „Und was machen wir jetzt?“, ich grinse. Keine Ahnung, was ich daran amüsant finde... Oh Mann, ich bin echt ziemlich betrunken. So betrunken, dass ich am liebsten nach seiner Hand greifen würde und noch ein bisschen taaaanzen will.

„Draussen steht mein Wagen. Du gehst jetzt einfach hinter mir her, klar? Rede am besten mit keinem von denen, geh mir einfach hinterher.“, seine Stimme klingt ernst. Er hat den absoluten Befehlston drauf, aber zur Abwechslung interessiert mich das nicht. „Oki Doki.“, antworte ich ihm einfach, ebend so ernst. Er lacht genervt auf, es ist ein kurzes, kaltes Lachen: „Ist das jetzt dein Ernst, Tompson?“ Ich nicke: „Wieso? Stimmt was nicht?“ Er verdreht die Augen: „Nein und jetzt komm.“ Und damit folge ich ihm.

Draussen ist es hell. Waren wir wirklich so lange weg? Ich hab gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es ist sogar unnatürlich hell, so dass ich meine Augen zusammenkneifen muss. Scheisse, ich muss zu Evy, fällt mir auf einmal siedendheiss ein. Sie wartet bestimmt schon auf mich. Ich war die ganze Nacht weg, sie macht sich garantiert schreckliche Sorgen. Ausserdem wird sie wütend sein, wenn ich nicht rechtzeitig zum Frühstück komme. Seltsam, wie hell es ist. Vielleicht ist es ja schon Mittag, denke ich mit einem erneuten Anflug von Panik. Ich reibe meine Augen und versuche, mich zu orientieren.

Auf einmal blitzt es. Gewittert es etwa? Ich weiss es nicht. Aber ich weiss, dass ich Angst vor Blitz habe. Ich lege die Hand über meine Augen. „Abigail Tompson! Abigail Tompson!“, ruft es plötzlich aus allen Richtungen. Was ist denn jetzt los? Verwirrt schaue ich mich um, aber da blitzt es nur noch mehr. Was soll man bei Gewitter nochmal machen? Hektisch überlege ich. Und da fällt es mir wieder ein: Man soll sich möglichst klein machen... Ich knie mich auf den Boden und stecke den Kopf zwischen die Beine. „Abigail!“, das Rufen wird lauter. Ich halte mir die Ohren zu. „Lasst mich in Ruhe.“, schreie ich zurück. Mein Schädel brummt. Verdammt. Ich will Nachhause. Ich will weg von hier. „Abigail.“, ruft es wieder. Ich bekomme keine Luft mehr. Es ist auf einmal so schrecklich eng um mich herum. Ich will schreien. Ich will nach Hilfe schreien, doch in dem Moment als ich meinen Mund öffne, legt mir jemand eine Hand auf die Schulter. Dieser Jemand zieht mich hoch. Ein starker Arm legt sich um meine Taille, während raue Finger sich um meine Hand schliessen.

Scheisse. Harry! Die Paparazzi! Auf einmal fällt es mir wieder ein. Verdammt, wie konnte ich das vergessen?
„Harry!“, schreien sie. „Harry, hier her.“ Aber Harry läuft einfach weiter. Schützend legt er seinen Arm um meine Schulter und schweigend laufen wir Richtung Auto. „Harry, ist sie deine neue Freundin?“, schreit da ein Paparazzo, aber Harry ignoriert ihn. Sein Gesicht ist ernst und er kneift die Lippen zusammen, aber er lässt mich nicht los. Im Gegenteil: Er verschlingt unsere Finger miteinander und hält mich nur noch fester. Als wir beim Auto ankommen, öffnet er die Tür für mich und ich steige ein. Dann steigt auch er ein und schlägt entschieden die Tür hinter sich zu. Ich ziehe den Kopf zwischen die Schultern und mache mich auf einen Wutanfall gefasst. Ich sehe Harrys zusammengepresste Lippen auf die Frage, ob ich seine Freundin sei, deutlich vor mir.

Aber sein Blick ist voller Sorge: „Alles in Ordnung?“ Ich nicke wie in Trance: „Ja.“, aber meine Stimme zittert. Mein ganzer Körper zittert.
Er legt dein Kopf schief: „Du siehst aber nicht so aus“, aber ich unterbreche ihn. „Mir geht’s super.“
„Baby, ich will dich ja nicht beunruhigen, aber du siehst aus, als ob du gleich kotzen musst.“, seine Stimme klingt wieder mal sehr sarkastisch, aber sein Blick ist immer noch besorgt.
Und er hat Recht, ich merke wie mein Magen rumort. Scheisse. Und schon beuge ich mich vornüber. Harry reagiert blitzschnell. Keine Ahnung woher er sie so schnell hat, aber auf einmal hat er eine Plastiktüte in der Hand, die er mir unters Kinn hält, während seine andere Hand meine Haare zusammenhält. Würgend und keuchend erbreche ich mich in die Tüte.
Scheisse... Ich kotze... Vor Harry Styles... Das kann doch wirklich nicht wahr sein...

Als mein Magen endlich leer ist, lehne ich mich kraftlos an die Lehne des Sitzes. Das ist so unglaublich peinlich.
Ich kann ihn einfach nicht ansehen, so sehr schäme ich mich. Innerlich bereite ich mich schon auf sein kehliges Lachen oder eine ironische Bemerkung vor.

Eine heisse Träne stiehlt sich aus meinem Augenwinkel und läuft mir über die Wange. Aber er sagt nichts. Nicht mal „Ich habs dir doch gesagt.“ Sattdessen spüre ich nur die zärtliche Berührung seiner rauen Finger, die sanft die Träne fortwischen.
Die Berührung hinterlässt eine angenehme Wärme auf meiner Wange. Es ist ein tröstenden Gefühl. Ich öffne die Augen nicht. Ich bin so müde. Ich bin so unendlich müde...
„Es tut mir leid.“, wispere ich. „Shh, schon gut.“, höre ich ihn beruhigend neben mir flüstern.

Ich merke, wie ich dabei bin, weg zu dämmern. Das Letzte, was ich mitbekomme ist, wie seine starken Arme mich schützend umfangen und mein Kopf auf seine Schulter fällt...

Teasing is a Sign of AffectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt