Abby:
Ich merke, dass ich wach bin, obwohl meine Augen noch fest geschlossen sind. Ich merkte es, weil Harrys Gesicht langsam vor meinen Liedern verschwindet und meine Brust zu brennen beginnt, wie jeden verdammten Morgen aufs neue. Es ist nun schon fast zwei Monate her, aber trotzdem kann ich mich einfach nicht an dieses Gefühl gewöhnen- geschweige denn, es ignorieren...Und genau deswegen keimt sofort wieder der dringliche Wunsch in mir auf, wieder ins Reich der Träume zurückkehren zu können, weswegen ich mich seufzend und immer noch mit geschlossenen Augen auf die andere Seite drehe. Ich will ihn einfach noch nicht loslassen.
Noch eine Stunde, denke ich und ziehe mir die Decke bis ans Kinn hoch.
Ich bin jedoch nicht darauf vorbereitet, als ich mich umdrehe, auf der anderen Seite auf etwas... lebendiges... zu stossen und als mein Arm auf Haut trifft und ich gleichmässiges Atmen an meinem Ohr vernehme, öffne ich panisch die Augen.
Als ich verwirrt in riesige, braune Augen starrte, fahre ich kreischend hoch, rolle mich reflexartig auf die andere Seite zurück, was aber ein bisschen zu panisch und schnell passiert, so dass ich mich im nächsten Moment völlig perplex auf dem Teppichboden wiederfinde...
Was zum...?
Evys Kopf taucht über der Bettkante auf. „Hab ich dich erschreckt?“, fragt sie mich breit grinsend, während ich sie anfunkele und mir den schmerzendes Ellenbogen reibe. „Überhaupt nicht, Lopez.“, gebe ich trocken zurück. „Was zum Teufel machst du eigentlich so früh in meinem Zimmer?!“, zische ich sie dann wütend an und erhebe mich umständlich vom Fussboden.
Geschäftig drehe ich ihr den Rücken zu, um meine Verlegenheit vor ihr zu verbergen. Wie lange ist sie schon da? Hoffentlich habe ich nicht im Schlaf geredet...
„Naja, ich habe vorher darüber nachgedacht, was wir heute schönes unternehmen könnten und... naja... ich hatte wirklich eine klasse Idee.“, antwortet sie aufgeregt auf meine Frage von eben, meine Reaktion eiskalt ignorierend. „Und was ist dein toller Masterplan, dessen Erläuterung nicht bis zum Frühstück warten konnte, Genius?“, frage ich sie desinteressiert. Ich habe wirklich keinen Bock auf einen „supertollen“ Tagesausflug...
Ich schnappe mir meine Skinny Jeans und meine graues Oberteil, das oben auf dem Koffer liegt. Evy weiss ganz genau, dass ich ein ganz schöner Morgenmuffel sein kann, deswegen muss sie etwas ganz besonderes im Schilde führen, denn meine zickige Antwort lässt sie vollkommen kalt. Sie springt vergnügt vom Bett auf, hüpft auf mich zu und legt entgegen meiner Abneigung gegen zu viel Körperkontakt die Arme um mich. „Du wirst es nicht glauben, Süsse, ich habe Karten füüüür... Trommelwirbel bitte...“
„Mann, Evy, ich hab jetzt echt keinen Bock auf die Scheisse...“
„Komm schon, sag es!“
„Nein!“
„Ach bitte, Abby. Jetzt sei kein Spielverderber.“
„Schön.“, schnaube ich schliesslich genervt auf und gebe mich geschlagen.
„Trommerlwirbel.“, sage ich völlig unbegeistert, aber das scheint sie nicht zu stören.
„Ich habe Karten für Kodaline!“, kreischt sie mir so laut in mein Ohr, dass ich Angst habe, Tinitus zu bekommen.
Aber gleichzeitig sinkt mir das Herz bis in die Kniekehle. Kodaline? Nein! Ich kneife die Augen zusammen, als mich Erinnerungen an unserer gemeinsame Zeit durchströmen. Aber ich kann sie nicht abstellen. Sie blitzen in scharfen Momentaufnahmen durch mein Gedächtnis. Harry und ich im Hotelbett. Seine Augen und sein Lachen. Sein Geruch. Der Geruch von Sommer. Seine Hand auf meinem Gesicht. Das Kribbeln in meinem Bauch. Kodaline...
Hastig schlucke ich gegen den Klos an, der sich in meinem Hals gebildet hat und streife Evys Hände entschieden von meinen Schultern. „Keine gute Idee für mich.“, presse ich mühsam hervor- noch ganz benommen von meinen Erinnerungen.
Evy sieht mich besorgt von der Seite an: „Ist es wegen deiner Platzangst? Ich dachte, die wäre besser geworden?“, fragt sie mich mitfühlend. Und ich bin einfach nur dankbar für diese Ausrede. Ich muss nicht mal lügen oder mich für irgendwas rechtfertigen. Also nicke ich nur und bemühe mich um einen gequälten Gesichtsausdruck, was mir angesichts dieser Situation nicht allzu schwer fällt. Aber mit einem Mal wird Evys Grinsen wieder breiter: „Das ist überhaupt kein Problem, Schätzchen. Das Konzert ist nur für zweihundert Leute. Ich hatte so Glück, dass ich überhaupt Karten bekommen habe.“ Ich sehe sie an, wie ihre Augen vor Vorfreude funkeln und es tut mir unglaublich leid für sie. Wirklich. Aber ich kann das einfach nicht.
„Ich... Evy, ich will das nicht.“, sage ich und sehe, wie bei meinen Worten ihre Mundwinkel sinken und der Glanz aus ihren Augen verschwindet. Ich würde mich am liebsten selbst Ohrfeigen.
„Aber, warum denn nicht?“, fassungslos lässt sie sich auf mein Bett sinken. „Ich dachte, das wär eine richtig gute Idee... Mal zur Abwechslung.“ Verdammt, sie sieht wirklich wahnsinnig enttäuscht aus.
Ich wusste gar nicht, dass sie so auf Kodaline steht, aber Evy ist schnell für alles mögliche zu begeistern, also wundert es mich nicht, dass sie unbedingt auf dieses Konzert will, zumal es nur so wenige Karten gibt. Seufzend versuche ich mich an einem Lächeln, was leider kläglich misslingt. „Hör zu, Evy.“, sage ich und mir ist nur allzu bewusst, dass ich sie gerade wirklich enttäusche. „Es ist nicht nur wegen meiner Platzangst. Es ist einfach nur so... Ich kann im Moment einfach keine Musik hören, verstehst du?“ Ich knie mich vor sie und versuche, den Blick ihrer braunen Augen einzufangen.
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Teasing is a Sign of Affection
FanfictionIt takes a lot of love to hate you like this "...Ich hasse ihn! Ich hasse ihn- verdammt, ich hasse ihn! Ich hasse ihn für seine unendliche Arroganz und für sein Selbstbewusstsein, das schon beinahe an Selbstverliebtheit grenzt. Ich hasse ihn...