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Ich stand vor der besagten Bar und kämpfte innerlich mit dem Gedanken, einfach umzudrehen und wieder zu verschwinden. Noch hatte mich ja keiner gesehen.
Aber dann war da der große Wunsch nach Kontakten, also beschloss ich hinein zu gehen.
Es dauerte auch nicht lang, da hatte ich ihn gefunden. Er unterhielt sich gerade mit einer schlanken, brünetten Frau, als beide anfingen herzhaft zu lachen.

Wieder widerstand ich dem Drang einfach nach Hause zu gehen und nahm mir all meinen Mut zusammen.
Als er mich auf sich zukommen sah, strahlte er bis über beide Ohren, was mir etwas selbstbewusstsein gab.
Er drückte mich leicht zur Begrüßung und stellte mir auch gleich all seine Freunde vor.
Selbst einige Kollegen erkannte ich wieder und es schien im Großen und ganzen eine nette Runde zu sein.

Alle waren wirklich sehr nett und hießen mich willkommen.
Die brünette Schönheit, mit der sich Hanno so prächtig verstand, hieß Linda und war in meinem Alter. Neben Hanno stand nun ein gewisser
Markus, der, wie sich etwas später rausstellte, Hanno's bester Freund war.

Beide waren gleich alt und in etwa gleich groß. Doch das war es aber schon. Beide konnten vom äußerlichen kaum verschiedener sein.
"Zum Wohl!" Sagte Markus und erhob sein Glas. "Und herzlich Willkommen, Alba!" Er zwinkerte mir zu und ich kicherte.
"Zum Wohl!" riefen die anderen und wir stießen gemeinsam an.

Die Stimmung war prima und wir kamen alle super ins Gespräch. Später spürte ich, wie mich zwei zarte Hände packten und mich auf die Tanzfläche zog.
"Lass uns tanzen!" rief Linda über die Musik hinweg und begann sofort ihren schlanken, sportlichen Körper zur Musik zu bewegen.
Ich hingegen brauchte einige Sekunden, um die Menschen um mich herum auszuschalten, doch dann folgte ich Linda's Beispiel und tanzte ebenso zur Musik.

Umso länger ich tanzte, umso befreiender war es. Schon bald fing ich an, alles um mich herum zu vergessen und mich einfach nur zur Musik zu bewegen.
Dabei fiel mir im ersten Moment gar nicht auf, dass sich einige der Anderen zu uns gesellt hatten - unteranderem Hanno.
Erst als er mir ein Glas in die Hand drückte, bemerkte ich, dass er direkt neben mir stand.

"Du kannst gut tanzen." bemerkte er.
Dank des Alkohols lief ich nicht augenblicklich rot an, sondern bedankte mich und gab es zurück. Für einen Mann konnte er sich in der Tat gut bewegen.
Die Männer die ich kennengelernt hatte, waren eher die in der Ecke still stehenden Beobachter oder glichen einem wild gewordenen Schimpansen.

Aber Hanno bewegte sich leicht und rhythmisch zur Musik, während er immer wieder einen Schluck von seinem Glas nahm.
Ich tat es ihm gleich: ich nahm einen Schluck von meinem Glas und schloss mich wieder der tanzenden Menge an. Fast hätte ich mit Hanno getanzt, als ich plötzlich seine Anwesenheit spürte.

Ohne mich umzusehen, wusste ich genau, wo er stand, als wären wir miteinander verbunden. Ich musste überhaupt nicht nach ihm suchen - zielsicher schaute ich leicht schräg über Hannos Schulter und da stand er - Lucifer Morningstar.
Mit seiner vollkommenen Schönheit und einer schon fast anmutigen Gelassenheit lehnte er lässig an einer Wand und unterhielt sich. Er lächelte die Frau vor sich an und sofort konnte ich den Stich spüren, den er mir damit versetzte.
'Reiß dich zusammen, Alba!' dachte ich verbissen.

Wie schön er wieder war.
'Ach Lucifer' seufzte ich innerlich.
Doch als hätte ich ihn still und heimlich gerufen, fuhr sein Kopf sofort in meine Richtung und sein Blick traf den meinen.
Ich hätte am liebsten weggeschaut, doch mal wieder war ich unfähig mich zu bewegen. 
Sein Blick durchbohrte mich und spürte, wie ich weiche Knie bekam. Ich schluckte schwer und bat ihn stumm mich wieder freizugeben.

Als hätte er es gehört, wanderte sein Blick kurz zu Hanno, ehe er seine Aufmerksamkeit der Dame vor ihm schenkte.
Ich atmete scharf ein. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich aufgehörte hatte zu atmen. Mir wurde etwas schwindelig, was sicher von der stickigen Luft und dem Alkohol kam.

Ich stupste Hanno leicht an die Schulter.
"Ich bin kurz an der frischen Luft, ok?" rief ich ihm über die Musik hinweg zu. Trotz der lauten Musik verstand er mich sofort und nickte.
"Soll ich dich begleiten?" fragte er, doch ich lehnte dankend ab.
"Ich bin doch gleich zurück!" Ich musste kurz für mich allein sein.
Wieder nickte er kurz, ehe er sich langsam dem tanzen widmete. Dennoch spürte ich seinen Blick, bis ich die Bar verlassen hatte.

Die frische Luft draußen verschaffte mir zunehmende Klarheit und ich stellte zufrieden fest, dass sich rauszugehen, als eine gute Idee erwies - es war eine schöne Nacht.
"Schön, oder?" hörte ich eine unbekannte, kratzige Stimme sagen.  Ich drehte mich zu ihr um und stand nun einem großen, breiten Mann gegenüber. Sein stark alkoholisierter Atem traf mein Gesicht und sofort klingelten meine Alarmglocken.

Es schien fast so, als würde sich meine Idee, allein rauszugehen, als doch so keine gute Idee erweisen.
Ich trat instinktiv ein paar Schritte zurück, doch er folgte mir.
"Na.. willst doch nicht abhauen?" Und wieder roch ich seinen strengen Atem. Ich versuchte mein Zittern zu unterdrücken, um ihm keine Angst zu zeigen.

Langsam wurde mir bewusst, dass ich dieser Situation nicht so einfach entkommen würde.

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt