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Das Herz in meiner Brust schlug wild, als ich vor Hannos Haustür stand. Ich ging die Namen an der Klingel durch, bis ich seinen schließlich entdeckte.
"Jonasson." flüsterte ich leise zu mir selbst.
Doch ich traute mich nicht zu klingeln. Was wenn er mich nicht mehr sehen möchte? Jetzt wo er sich sicher sein konnte, dass ich seine Gefühle nicht erwiderte.

So stand ich noch gute 5 Minuten vor seiner Tür - hin- und hergerissen, ob ich es wagen sollte, zu klingeln. Dann fasste ich all meinen Mut zusammen.
"Hallo?" hörte ich seine vertraute Stimme aus der Sprechanlage.
"Hey, hier ist Alba." Die Unsicherheit in meiner Stimme war deutlich zu hören.
Dann hörte ich den Summer und trat hinein.

Die Treppen kamen mir unendlich lang vor. Und als ich dann Hannos traurigen Blick begegnete, kamen auch mir die Tränen.
"Es tut mir leid!" rief er bestürzt und umarmte mich fest. "Ich war so doof."
Ich erwiderte seine Umarmung und nahm diese als Zeichen, das alles wieder okay werden würde.
"Mir tut es auch leid."

Das stimmte sogar. Es tat mir wirklich leid und ich wünschte ihm nichts sehnlichster, als sein passendes Gegenstück zu finden. Hanno war ein klasse Typ und mit Sicherheit ein noch viel besserer Freund. Aber nicht für mich.
"Nein, bitte sag so etwas nicht." bat er und gab mich aus der Umarmung frei. "Vergessen?" fragte ich vorsichtig.
"Bitte." flehte er und machte ein zerknirschtes Gesicht. "So jetzt komm rein. Aber ehm.. naja, es ist nicht aufgeräumt." Ich lachte über sein beschämten Gesichtsausdruck.

Ja, es war tatsächlich nicht aufgeräumt. Doch das störte mich nicht im geringsten. Seine Wohnung war klein, aber gemütlich und überall lagen Technikteile herum. Genauso hatte ich es mir irgendwie vorgestellt.
Wir lümmelten uns auf seine riesige Wohnlandschaft, welche den winzigen Raum so ausfüllte, dass gerade noch ein Sideboard mit einem Fernseher hineinpasste, und begannen uns zu unterhalten. Jedoch nicht über das Geschehene. Aber umso mehr wir sprachen, umso mehr bekam ich das ungute Gefühl, es zu müssen.

Als könnte er meine Gedanken lesen, meinte Hanno plötzlich:
"Es tut mir wirklich leid. Ich hatte so Angst, dass ich alles kaputt gemacht habe. Es war dumm von mir, da ich ja eigentlich weiß, dass du und Herr Morningstar..." Er sah zu Boden.
"Mir tut es leid, wenn ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe." Ich fühlte mich schrecklich deswegen, doch er schüttelte schnell den Kopf.

"Nein, so war das nicht. Aber egal. Ich möchte nicht, dass das zwischen uns steht."
"Nein, das wird es nicht." versicherte ich ihm und schenkte ihm ein Lächeln, als er wieder zu mir aufsah.
"Aber du hast mir gar nicht erzählt, dass du einen Bruder hast." Er grinste breit und versuchte das Thema in eine erfreulichere Richtung zu lenken.

"Einen Bruder?" wiederholte ich fragend.
"Ja. Er kam neulich ins Büro." meinte Hanno noch immer grinsend.
Wovon redete er? Ich hatte keinen Bruder. Und erst recht keinen, der mich besuchen würde.
Ich lachte, da ich mir ziemlich sicher war, er hätte denjenigen einfach nur missverstanden.

Hanno warf mir einen fragenden Blick zu.
"Ich habe gar keinen Bruder." erklärte ich ihm daraufhin lachend.
"Aber er hatte doch von dir gesprochen?"
Mein Lächeln verschwand. Es war wohl sein ernst.
"Hanno, ich habe wirklich keine Ahnung, von wem du da sprichst."
"Er hat sich mir als Michael vorgestellt und.." er verstummte kurz und lief knallrot an.
"Und was? Hanno, sprich doch bitte weiter!"
"Er hat sich vorgestellt und meinte, ich sei sicherlich Hanno. Daraufhin fragte ich ihn, wie er denn auf mich kommt und er sagte mir, er kennt mich durch dich. Daher dachte ich, er wäre wahrscheinlich dein Bruder."

"Achso." ich kicherte.
"Ich.. naja, war erstaunt, dass du mit anderen über mich sprichst und dann kam mir schließlich der Gedanke, dass du eventuell doch..." wieder verstummte er.
"Oh." flüsterte ich nur, da ich begriff, was er mir damit zu sagen versuchte.
Ich war eigentlich sehr froh gewesen, dass wir dieses Thema abhaken konnten.
"Egal, da habe ich es halt missverstanden." nuschelte Hanno.

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt