23

3.7K 139 18
                                    

Ich konnte mir nicht erklären, was es war, doch ich konnte ganz genau spüren, dass Lucifer und Raphael etwas verheimlichten.

Raphaels Laune hatte sich mit dem Auftauchen seines Bruders deutlich verändert. Lucifer hingegen bekam einen selbstgefälligen Ausdruck in seinem Gesicht. Das konnte doch kein Zufall sein, aber was war zwischen den Beiden vorgefallen?

Lucifer erwiderte meinen fragenden Blick mit unschuldiger Miene, als wenn er kein Wässerchen trüben konnte.
Ich drohte, mich in seinen eisblauen Augen zu verlieren, als diese aufgeregt funkelten und sein Blick plötzlich noch intensiver wurde.

"Alba." begann er. "Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich später vorbeikomme?"
Was?!!
Mit dieser Frage hatte ich keinesfalls gerechnet, so dass ich im ersten Moment nur überrascht blinzelte.

Ich gab mir Mühe gelassen zu bleiben, doch ich war mir sicher, wenn ich jetzt versuchen würde zu sprechen, das meine Stimme versagen würde. Also nickte ich nur stumm. Nichts desto trotz konnte ich meine Begeisterung nicht vor ihm verbergen, denn mein Nicken war viel zu energisch.

Er wirkte ein wenig amüsiert.
"Dann sehen wir uns bei dir." beschloss er und schenkte mir das schiefe Lächeln, das ich so sehr liebte.
"K-klar."
Es gelang mit tatsächlich nicht gelassen zu klingen und ich sah, das er sich ein Schmunzeln verkniff. Immerhin gab er sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.

"Bis später." verabschiedete er sich von mir.
Dabei sah er mir tief in die Augen und ich meinte, auch in ihnen eine gewisse Freude auf unser Treffen zu erkennen.
Behutsam nahm Lucifer meine Hand und wie bereits gestern, beugte er sich zu ihr vor, um mir einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen.

Nur mit großer Anstrengung konnte ich mich noch auf den Beinen halten. Diese Geste, sie war so vertraut und zärtlich, dass mir ganz schwindelig wurde.
Nicht einmal im Traum wäre ich auf die Idee gekommen, das er dies auch hier in seinem Büro tun würde. Wo uns doch alle sehen konnten!

Und nicht ein Wort dieser Welt, hätte auch nur ansatzweise beschreiben können, wie glücklich ich in diesem Moment war.
Ich warf einen verstohlenen Blick in Rebeccas Richtung. Sie starrte uns mit offenem Mund an und traute wohl ihren Augen nicht. Ha!
Jetzt war ich es, die sich ein kleines Schmunzeln verkniff.

"Ich würde dich gern nach Hause fahren lassen."
Ich richtete meinen Blick wieder auf Lucifer, der bereits eine Nummer in sein Handy tippte.
"Oh, d-danke, aber das ist nicht nötig."
Selbstverständlich wollte ich ihm oder sonst wem keine unnötigen Umstände bereiten und so versuchte ich dankend abzulehnen.

"Das war keine Frage, Alba." Er sah mich irritiert an.
Nur Lucifer war in der Lage, diese Worte sanft und herrschend zu gleich klingen zu lassen.
In Gedanken wog ich meine Chancen ab, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Daher stimmte ich letztens Endes zu.

Das Telefongespräch dauert nicht lang und als er auflegte, schaute er mich zufrieden an.
"Mein Fahrer wird jeden Moment hier sein." erklärte er mir mit sanfter Stimme. Ich seufzte und spürte den Kloß in meinem Hals. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich hätte hier bleiben können -  bei ihm.

"Also gut." Ich schluckte. "Dann bis später, versprochen?"
"Versprochen." Er grinste breit. Seine strahlendweiße Zähne leuchteten in seinem attraktiven Gesicht.
Ich wandte mich zum Gehen, als ich ihn leise räuspern hörte.

Verwundert drehte ich mich erneut zu ihm um.
"Mein Jakett, Alba." erinnerte er mich und deutete auf meine Tasche.
"Oh! Eh.. j-ja klar." stammelte ich und übergab es ihm schweren Herzens. Ich spürte wie ich rot anlief, dann eilte ich nach Draußen.

Lucifers Fahrer war ein wirklich sehr gesprächiger Mann. Nach nur einer viertel Stunde hatte ich so viel über ihn erfahren, dass mir meine Ohren bluteten und ich mir sicher war, ich hätte eine Biographie über ihn schreiben können.

Als wir meine Wohnung erreicht hatten, stieg ich erleichtert aus dem Wagen. Nachdem ich mich für die angenehme Fahrt bedankt hatte, eilte ich in meine Wohnung.
Erst oben angekommen, stellte ich mir die Frage, wie ich jetzt die Zeit totgeschlagen bekommen sollte?
Immerhin war die Wohnung, dank meiner Putzaktion von heute Morgen, in einem tadellosen Zustand.

Ich beschloss daher, mir eine heiße Dusche zu gönnen, welche mich hoffentlich nicht nur erfrischen, sondern auch ein wenig entspannen wird.
Doch schon nach wenigen Minuten war ich fertig - Rekordzeit!
Seufzend stieg ich aus der Dusche, warf mir ein Handtuch über und betrachtete mein Spiegelbild.

Meine Wangen waren noch immer gerötet und auch in meinen Augen war zu sehen, wie nervös ich war.
Um meinen viel zu schnellen Herzschlag ein wenig zu normalisieren, atmete ich einige Male tief ein. Doch nichts half. Er ließ sich nicht so einfach beruhigen.

Ich fuhr damit fort, mich fertig zu machen.
Doch nachdem ich Mascara auf meine Wimpern aufgetragen hatte, war ich auch schon mit dem Make up fertig.
Die restliche Zeit konnte ich dennoch gut gebrauchen, denn die pure Verzweiflung machte sich breit, als ich vor meinem Kleiderschrank stand.
Was ziehe ich jetzt blos an?

Nach einigem an- und wieder ausziehen, entschied ich mich für eine leichte weiße Bluse und einer schwarzen Jeans.
Ich hatte mich angekleidet, da klopfte es an der Wohnungstür. Lucifer!
In windeseile stolperte ich los, zupfte mir noch flink die Bluse zurecht und öffnete dann die Tür.

Noch bis eben hatte ein winziger Teil in mir befürchtet, er könnte es sich noch anders überlegt haben.
Aber er stand hier vor mir und lächelte sein schönestes Lächeln. Seine eisblauen Augen strahlten aufgeregt und auch ich konnte nicht anders, als es ihm gleich zu tun.

Im ersten Moment war ich viel zu aufgeregt gewesen, um zu begreifen, das dieses Mal etwas anders war.
Als ich eine Veränderung bemerkte, glitt mein Blick prüfend über ihn und blieb an seinem Oberkörper hängen. Besser gesagt: an seinem Oberteil. Ich traute meinen eigenen Augen nicht!

Lucifer in einem Anzug zu sehen, war ein stets gewohntes Bild. Es war wahrscheinlich so normal, wie jeder andere T-Shirt trug. Doch dies hier übersprang jegliche Vorstellungskraft.

"Trägst du da ein Poloshirt?" fragte ich ihn und die Ungläubigkeit in meiner Stimme war unüberhörbar, denn an seinen Oberkörper schmiegte sich tatsächlich ein schwarzes, schlichtes Poloshirt. Es betonte seine makellose Figur nur umso mehr und erst jetzt fielen mir seine breite Schultern auf.

"Gefalle ich dir nicht?"
Das Lächeln in seinem überirdisch schönem Gesicht verschwand und ich sah, wie sich seine Augen verengten. Er wirkte so von meiner Reaktion enttäuscht - sogar schon verärgert, dass ich mich augenblicklich schlecht fühlte.

Erschrocken zischte ich die Luft ein.
"Nein!" widersprach ich sofort. "Es tut mir leid, blos.." Oh, man!
Ich holte tief Luft. "Du siehst sehr gut aus. Ungewohnt, aber sehr gut."
Ich schaute zu Boden und spürte wie mir die Röte in's Gesicht schoss. Noch nie hatte ich einem Mann solch ein Kompliment gemacht.

Lucifer kam ein paar Schritte näher auf mich zu und umfasste zärtlich mein Kinn. Behutsam hob er es an und zwang mich, ihn anzusehen. Schüchtern erwiderte ich den Blick seiner eisblauen Augen, in denen sich das Lächeln auf seinem Gesicht wiederspiegelte.

"Ich hatte das Gefühl, du wolltest mir heute im Büro sagen, dass meine Kleiderwahl ein wenig.. eintönig wäre." erklärte er und zuckte mit seinen Schultern. Natürlich wusste ich sofort, dass er auf meinen Scherz anspielte!

"So war das ni-.." begann ich, doch Lucifer legte mir einen Finger auf die Lippen und brachte mich damit sofort zum schweigen.
"Nicht." befahl er sanft. "Du hattest recht. Außerdem ist es eindeutig bequemer."
Ich wollte etwas sagen, aber sein Finger lag noch immer auf meinen Lippen und so rührte ich mich nicht.

Ich sah kurz zu Boden, da ich seinem intensiven Blick nicht länger stand halten konnte. Doch als ich aufsah, bemerkte ich, das auch er seinen Blick gesenkt hatte. Seine  Augen waren nun auf meine Lippen gerichtet, als er plötzlich mit seinem Finger sanft über sie streichelte.

Das war der Moment, als mir unsagbar heiß wurde. So heiß, das meine Knie nachgaben.

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt