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Schweiß gebadet erwachte ich von meinem bizarren Traum.
Es hatte sich alles so real angefühlt, dass ich zunächst gar nicht an einen  Traum gedacht hatte.

Lucifer der Teufel?
Hastig schüttelte ich den Kopf. Ob dies nun meiner Frage galt oder um auf andere Gedanken zu kommen - das wusste ich selbst nicht so genau. Es war einfach so verrückt, dass sich alles in mir weigerte, daran zu glauben.

Noch etwas verschlafen taumelte ich ins Bad, um mein Gesicht zu waschen. Doch als ich einen Blick in den Spiegel warf, fiel dieser auf meinen Arm.
Ich erinnerte mich noch genau an den Handabdruck, welcher noch bis vor kurzem meinen Arm schmückte. Nun war er verschwunden.

Schnell verschwunden, wie so viele andere Dinge auch. Wie zum Beispiel die ständige Hitze, welche mich jedes Mal umgab, sobald Lucifer mir näher kam.
Es fühlte sich jedes Mal an, als wenn tief in mir ein gewaltiges Feuer tobte. Ein Feuer, dass dann genauso schnell  verschwand, wie es erschienen war.

Und was war mit seinen Augen? Seine wunderschönen, eisblauen Augen die manchmal zu glühen schienen?
Die flüssige Lava, die ich damals im Café zum ersten Mal gesehen hatte. So etwas konnte man sich doch nicht einbilden, oder doch?

War das alles wirklich möglich? War Lucifer böse? Nein.
Zum ersten Mal schien ich mir sicher zu sein. Selbst wenn er kein Mensch war. Gefährlich war er vielleicht, doch keinesfalls böse. Er hatte mich gerettet- und das nicht nur einmal.

Er hatte viele Möglichkeiten, um mir weh zu tun und doch hatte er es nicht getan. Einzig allein meine Gefühle hatte er verletzt, indem er Abstand  hielt. Doch was wenn er es aus diesem Grund tat? Weil er wusste, dass er gefährlich war?

Meine Gedanken begannen sich zu überschlagen. Wahrscheinlich hatte ich bereits eine Antwort auf all die Fragen gefunden, doch ich weigerte mich, daran zu glauben.
Denn dies würde bedeuten, das alles wahr sei. Das es sowohl Gott, als auch Engel gab.

Und damit gab es auch einen Himmel sowie eine Hölle. Hatten meine Adoptiveltern davon gewusst? Waren sie doch nicht verrückt? Wie sollte ich mich verhalten? Jetzt, wo ich doch die Wahrheit zu kennen scheine.
Mein Kopf drohte zu explodieren und ich musste dringend etwas Frischluft schnappen.

Ich griff in meinen Kleiderschrank und suchte nach etwas Anziehbarem. Schnell hatte ich mir einfach etwas übergeworfen.
Auf dem Weg zur Tür schnappte ich mir noch Schlüssel und Tasche. Dann
war ich auch schon losgelaufen.

Ohne Ziel lief ich die Straßen entlang. Ein wenig wie in Trance, ohne darauf zu achten, wo ich mich hinbegab, als 
ich irgendwann einen kleinen Park entdeckte, dessen Schönheit noch nicht einmal das nassgraue Wetter etwas anhaben konnte. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie schön er im Frühling war, wenn die Blumen zu blühen begannen.

Eine Parkbank diente mir als perfekte Möglichkeit für eine kurze Pause. Es hätte sicherlich einen wärmeren Platz hierfür gegeben, allerdings fühlte ich mich hier auf Anhieb sehr wohl.
Gedankenverloren beobachtete ich die wenigen Menschen, die an mir vorbeikamen. Pärchen, Eltern mit ihren Kindern oder Menschen, die mit ihren Hunden Gassi gingen. Was würden sie tun, wenn sie die Wahrheit kennen würden?

Die Zeit raste und eh ich mich versah, begann schon allmählich die Dämmerung einzusetzen. Ich seufzte.
Mir war bewusst, dass Lucifer sehr bald zurückkehren würde. Und mir war auch bewusst, wie schmerzlich ich ihn bereits vermisste - ganz egal wer oder was er war.

Beim bloßen Gedanken an ihn konnte ich sie genau spüren - die unendlich vielen Schmetterlinge in meinem Bauch.
Doch werde ich den Mut finden, ihn darauf anzusprechen? Muss ich das denn? Oder konnte ich weitermachen wie bisher? Erzählen könnte ich es so oder so niemandem.

Ich atmete noch einmal tief ein, ehe ich dann mit Widerwillen aufstand. Gern wäre ich noch ein wenig länger in diesem Park geblieben. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich dann auch noch zurückfinden würde.

Also begab ich mich langsam in die Richtung, aus der ich gekommen war. Doch aus irgendeinem Grund fühlte ich mich beobachtet.
Prüfend ließ ich meinen Blick über die Wiese gleiten, als ich plötzlich eine dunkle Gestalt entdeckte. Sie stand nur wenige Meter von mir entfernt, hinter einem Baum.

Ruckartig blieb ich stehen und für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken, wegzurennen.
Doch ich war wohlmöglich nur viel zu paranoid. Also entschied ich mich dafür, einfach so tun, als wenn ich mich in der Richtung geirrt hätte.

Ich kehrte um. Immerhin gab es mit Sicherheit nicht nur diesen einen Ausgang und ich würde mir einfach einen anderen suchen. Doch insgeheim blieb das unheimliche Gefühl, verfolgt zu werden.

Mein Körper begann zu zittern, was aber definitiv nicht an der Kälte lag.
Nach einigen Schritten wagte ich es endlich, mich umzudrehen. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, die dunkle Gestalt schien mir lautlos zu folgen.

Nun begann ich schneller zu laufen und meine Augen suchten in der zunehmenden Dämmerung nach einem Ausgang. Sobald ich die Straße erreicht hätte, wäre ich in Sicherheit.
Doch ich war wohl tiefer in den Park gelangt, als von mir angenommen.
'Lucifer!' rief ich hilflos in Gedanken.

Mich durchfuhr ein eiskalter Schauer, während ich versuchte, so schnell ich konnte, in Richtung Straße zu laufen.
Doch wo war die Straße?
Angestrengt versuchte ich zu hören, ob Autos in der Nähe waren. Aber alles was ich hörte, waren die Schritte der Person hinter mir. Schließlich begann ich zu rennen.

Die Hände zu Fäusten geballt, rannte ich, so schnell ich konnte. Meine ganze Kraft setzte ich in meine Beine und betete zu Gott, dass ich nicht hinfallen würde.
Vorsichtig warf ich einen weiteren Blick nach Hinten, doch ich konnte keine Person mehr entdecken.  Vermutlich hatte ich sie abgehängt.

Meine Beine fühlten sich währenddessen an, als wenn sie aus Pudding bestünden und ich war mir nicht sicher, ob sie länger stand halten würden.
Daher suchte ich mir eine möglichst blickdichte Stelle, um mich für einen kurzen Moment zu verstecken.

Mit beiden Händen hielt ich mir den Mund zu, damit man mein lautes, angestrengtes Atmen nicht hören konnte.
Mir war bewusst, dass ich hier weg musste und das so schnell wie nur möglich!

Und endlich entdeckte ich ihn! Einen Ausgang und noch nicht einmal allzu weit von mir entfernt. Wenn ich all meine Kraft zusammen nahm, würde ich es bis dahin schaffen.

Ich ignorierte meine wackligen Beine und beschloss loszurennen, als mich urplötzlich zwei starke Arme von der Seite packten und festhielten.

"NEIN!"

Ein lauter Schrei durchbrach die Stille - er gehörte mir.

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt