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"Lucifer!" rief ich überrascht.

"Ja, Lucifer. Aber warum hattest du ihn erwartet?" Seine Augen funkelten mich böse an.
Und wieder wurde ich unsaft aus meiner Traumblase geholt.
"Wo warst du?" fauchte ich ihn schließlich an.
Lucifer sah mich verwirrt an.
"Ich war an der Küste." antwortete er ruhig und mit einer solchen Selbstverständlichkeit, die mich nur umso wütender auf ihn machte.

Zwar konnte ich seine Worte hören, doch ich verstand sie einfach nicht. Wie, er war an der Küste? Wollte er sich über mich lustig machen? Impulsiv knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu.
"Ja, ich hatte einen wunderbaren Urlaub. Danke der Nachfrage, meine Liebe." hörte ich ihn auf der anderen Seite sarkastisch rufen.

Da riss ich die Tür erneut auf. Ungläubig starrte ich ihn an und Lucifer grinste ein spitzbübisches Lächeln. Dieser Mann war einfach unglaublich!
"Urlaub?" wiederholte ich dann.
"Urlaub, meine Liebe." bestätigte er.
Schweigend sah ich ihn an. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Sollte ich ihm erneut die Tür vor der Nase zuschlagen? Aber eigentlich war ich so froh, dass er zurück war.

Als ich weiterhin nichts sagte, verschwand sein Grinsen und er musterte mich von Kopf bis Fuß.
"Alba, du siehst erschöpft aus." Er kam einen Schritt auf mich zu.
"Ich habe mir ja auch verdammte Sorgen um dich gemacht!" platzte es aus mir heraus und Lucifer verharrte in seiner Bewegung.
"Du hast dir Sorgen gemacht?" Es schien so, als wenn er es gar nicht wirklich glauben könnte.

Sein Blick war so intensiv, dass ich nicht wegschauen konnte. Sofort bereute ich es, dass ich an jenem Tag nicht doch auf ihn zugegangen bin. Wäre er vielleicht doch hier geblieben? Oder aber er hätte mich einfach vor seiner Abwesenheit gewarnt.
"D-du warst so distanziert." stammelte ich. Ich spürte, wie ich den Tränen nahe war. Zwar versuchte ich, mich zusammenzureißen, doch hatte ich das Gefühl, wir machten es uns nur unnötig schwer. Wieso musste es so kompliziert sein?

Lucifer schwieg und auch ich sagte nichts. Stattdessen griff er nach meiner Hand und zog mich an sich.
"Ich bin furchtbar närrisch." gestand er leise, dann hauchte er mir einen Kuss in mein Haar. "Ich war verunsichert. Noch nie zuvor war ich einem Menschen so nah wie dir, Alba. Du bist die Erste, der ich all diese Dinge über mich anvertraut habe. Und das macht mich unheimlich nervös."

Jetzt seufzte ich schwer und  schlang meine Arme fest um ihn.
Natürlich hätte ich weiterhin auf ihn sauer sein können, doch ich begann seine Flucht nachzuvollziehen. Auch für mich war diese Situation alles andere als bekannt. Alles war neu und ich war einfach noch so unglaublich unerfahren in all dem. Das kann einen ziemlich nervös machen.

"Verzeihst du mir?" bat er mich sanft und ich nickte eifrig.
Selbstverständlich tat ich das und ohne jegliche Vorwarnung begannen meine Tränen zu fließen. Warm und unaufhaltsam liefen sie mir über die Wangen.
Als Lucifer dies bemerkte, schob er mich vorsichtig ein wenig von sich weg, um in mein Gesicht sehen zu können.

"Wieso weinst du denn schon wieder?"  Er hatte recht. Seit ich Lucifer kannte, weinte ich ungewöhnlich oft. Das sah mir gar nicht ähnlich.
"Ich bin einfach überwältigt." erklärte ich und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen weg. "Wirklich! Ich weine eigentlich nicht so viel. Aber unser Kuss, dann die quälende Sorge um dich und dann küsst mich ausgerechnet mein einziger Freund, den ich je in meinem Leben hatte."

Noch ehe ich über die Worte nachgedacht hatte, waren sie bereits ausgesprochen. Mist! Ich versuchte, schnellstmöglich weiterzusprechen. "Dann bist du plötzlich wieder da und all die Wut ist vergessen. Ich bin auch so unglaublich dankbar, dass du mir all diese Dinge anvertraut hast. Glaub mir, das weiß ich wirklich zu schätzen."

Lucifers Blick wurde mit jedem meiner  Herzschläge eisiger und in seinen Augen konnte ich in dem Bruchteil einer Sekunde das unermüdliche Feuer der Hölle erkennen.
"Lucifer!" flüsterte ich beunruhigt.
Doch er hob einen seiner Zeigefinger, um mich zum Schweigen zu bringen. Ich schluckte hörbar.

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt