Lucifer

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"Hier ist es." murmelte ich.

Nun standen wir direkt vor Hannos Hauseingang. Noch immer war mir absolut nicht wohl bei der Sache. Wie auch?
Ich war mir sicher, dass sich Hanno halb zu Tode erschrecken wird, wenn ich plötzlich mit Lucifer vor seiner Wohnungstür auftauche.
Aber es war nicht meine Schuld - ich hätte ihn ja gern vorgewarnt, jedoch hatte er auf keinen meiner Anrufe reagiert. Dies war natürlich sehr zu Lucifers Freude.
'Selbst Schuld.' hatte er gemeint und auf seinen Lippen lag das breiteste schelmische Grinsen, welches ich so noch nie zuvor gesehen hatte.

Jetzt aber sagte er nichts, weshalb ich einen zaghaften Blick auf sein Gesicht wagte. Mit gleichgültiger, sogar schon regelrecht gelangweilter Miene starrte er auf die riesige Haustür vor sich.
"Was ist?" fragte ich und biss mir nervös auf die Unterlippe.
Er war so ruhig - viel zu ruhig. Hatte er es sich wohlmöglich doch anders überlegt?
Langsam löste er seinen Blick, um schließlich mich anzusehen. Seine Augen wirkten leer und mein Herz verkrampfte sich bei dessen Anblick.

"Ich weiß es nicht." meinte Lucifer nachdenklich. "Vielleicht sollte ich dem ganzen keine Beachtung schenken."
Verwirrt schaute ich ihn an. War es ihm plötzlich gar nicht mehr wichtig zu wissen, ob Michael nun hier war oder nicht?
"Aber was, wenn es wirklich Michael ist?"
Noch immer machte ich mir große Sorgen um ihn. Lucifer zu verlieren, würde ich nicht ertragen...

"Oh, das ist er gewiss." erwiderte er  und sein Tonfall ließ keinen Zweifel zu.
Ich konnte den kalten Schauder, der prompt meinen gesamten Körper durchfuhr, nicht zurückhalten. Offenbar blieb meine Reaktion ihm nicht verborgen, denn Lucifer rückte augenblicklich dichter an mich heran und seine Hand ergriff die meine.

Meine Hand verschwand förmlich unter dem festen Griff seiner langen Finger. .
"Alles in Ordnung?" fragte er sogleich und ich schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf.
"Ich mache mir unglaubliche Sorgen um dich, Lucifer." gestand ich ihm leise.
Warum war Michael in der Stadt? Wollte er Lucifer zurück in die Hölle schicken?

Was auch immer der Grund war, sollte es tatsächlich zum Konflikt kommen, dann war ich machtlos und im Grunde genommen auch völlig unnütz. Wie sollte ich Lucifer schon helfen können? Wohlmöglich konnte ich nur tatenlos zusehen und auf das Beste hoffen.
Meine Gedanken schlugen mir auf den Magen. Ich versuchte das eklige Gefühl im Kinn zu ignorieren, welches sich immer so passend bemerkbar machte, sobald mir übel wurde.

Lucifer aber grinste amüsiert und so warf ich ihm einen fragenden Blick zu. Anstelle einer Erklärung, lachte er nur leise und schüttelte den Kopf.
"Ich bin es nicht gewohnt, dass sich jemand um mich sorgt." verriet er letztendlich, da ich nicht locker und dabei strahlte er über beide Ohren.
"Oh, achso." murmelte ich beschämt.
Wie traurig, dass sich keiner außer ich um ihn sorgte..
Er beugte sich zu mir hinunter und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Meine Haut kribbelte freudig erregt unter der Berührung seiner warmen Lippen.

"Und? Bist du bereit deinen kleinen Menschenfreund zu treffen?" wollte er wissen.
"Lucifer! Er ist nicht 'mein kleiner Menschenfreund'." motzte ich zurück und warf ihm einen warnenden Blick zu.
Ich wusste, er wollte mich nur ablenken, aber musste er dies auf eine so provokante Art und Weise tun?
Lucifer störte sich nicht an meinem genervten Ton in der Stimme. Nein, er schaute mich regelrecht zufrieden an, fast so, als hätte er es eventuell anders befürchtet.

Mit zitternden Fingern betätigte ich die Klingel.
'Bitte sei nicht da, bitte sei nicht da' wiederholte ich in Gedanken immer und immer wieder, ehe Hannos Stimme meine Hoffnungen mit einem Mal zerplatzen ließ.
"Hallo?" hörte ich ihn aus der Sprechanlage.
"Ich bins." rief ich mit erstickter Stimme.
Da hörte ich plötzlich Lucifer leise Lachen und als ich nachschaute, sah ich ihn über beide Ohren grinsen. Das Summen erklingte und ich öffnete die Tür.
"Was ist so lustig?" fragte ich.
"Noch nicht einmal jetzt warnst du ihn vor - wie teuflisch." Und dann trat er hinein.