Atme!, befahl ich mir. Du musst ruhig bleiben. Mein Herz raste während ich in meinem Kopf nach einem Bild suchte. Bäume tauchten vor mir auf, rings um mich war es grün. Ich konnte über mir den Himmel sehen. Dann setzte der Ton ein und ich hörte Blätter rascheln, einen Fluss rauschen, Wind fuhr über meine Haut und ich atmete tief ein, dann öffnete ich meine Augen. Die Luft hier war stickig, sie passte so gar nicht zu einem Wald. Von Fiadah aus war der Wald immer in der Nähe gewesen. Jetzt kam er mir so unendlich weit entfernt vor. Aber ich würde hier raus kommen. Ich musste einfach.
Die Tür, die zu weiteren Räumen Zarks führte war genauso verschlossen wie die zum Flur. Konzentriere dich.Mein Blick fiel auf den Schreibtisch. Zark hatte darauf gedeutet und tatsächlich lag dort ein kleiner Zettel, säuberlich mit Hand beschrieben. Ich erkannte sofort, was es war. Ein Rätsel. Mein Herz hatte beinahe aufgehört zu schlagen, doch dann war mir aufgefallen, dass er sich verriet. Er wusste nichts von mir und Ilan.
Der Prinz liebt Rätsel. Mal schauen, ob du das hier auch lösen kannst – das würde ihn doch sicherlich freuen.
Es war allgemein bekannt, dass Ilan diese Neigung hatte, wahrscheinlich machte ihn dass für viele Damen am Hof attraktiv. Der mysteriöse Prinz. Aber nicht für mich. Ich fühlte... mit ihm. Wir verstanden einander. Der erste Abschnitt war nur ein neues von Zarks Spielchen, eine Vermutung vielleicht, aber er wusste nichts von uns.
Als ich weiterlas hörte ich noch Zarks Worte in mir wiederhallen. Du bist gar nicht so dumm.
Die Antwort macht den Schlüssel überflüssig.
Was sollte das heißen? Der Schlüssel war nicht überflüssig. Falls Zark hier wirklich einen versteckt haben sollte, dann brauchte ich ihn unbedingt. Immer wieder las ich den Satz, untersuchte das Papier nach Hinweisen. Nichts. Mein Kopf war wie leergefegt.
Ich lehnte mich an eine Wand und lies mich zu Boden gleiten, den Kopf in die Hände gestützt. Wie hatte es nur hierzu kommen können? Das alles war so furchtbar. Je mehr Gedanken in meinem Kopf zusammen kamen, desto enger wurde es, physisch und psychisch. Mein Herz schmerzte als ich an die Lüge Ivana gegenüber dachte. Ich hatte versprochen zu Liane zu gehen um auf sie aufzupassen und danach zur Prinzessin zurückzukehren. Vielleicht war das hier der größte Verrat. Ich würde echte Schwierigkeiten bekommen und ich hatte das Gefühl, ich hatte sie verdient. Nicht gewollt, aber verdient.
Die Zeit verging ohne, dass ich eine Ahnung hatte wie schnell. Der Raum besaß keine Uhr. Es stand nur ein kleiner Schreibtisch am einen Ende, der jedoch nicht in Ansätzen persönliche Dokumente enthielt. Die Schubladen waren größtenteils leer und oben drauf lagen nur belanglose Unterlagen. Ja, Zark hatte das hier geplant, er hatte mich aus dem Weg schaffen wollen und alles genauestens vorbereitet. An einer Wand stand ein kleines Bücherregal und gegenüber hing ein Bild. Naiv, wie ich war warf ich sicherheitshalber einen Blick dahinter. Kein geheimes Fach. Auch nicht unter dem Teppich, das Bücherregal war fest montiert und zwei Paar saubere Schuhe neben der Tür waren auch leer. Frustriert seufzte ich auf. Wieder dachte ich über das Rätsel nach, falls es eines war. Ich hätte ihm auch zugetraut, dass er schlichtweg meinte, die Antwort darauf wie ich hinaus komme war: gar nicht, da nur er mich würde hinauslassen können. Aber das wollte ich nicht denken. Da stand, es war ein Rätsel. Ich musste nur dahinter kommen. Bei Ilan hatte ich es doch auch immer geschafft. Also von welcher Antwort war die Rede? Und auf welche Frage?
Ich warf gerade wegen der Formulierung überflüssig einen Blick in die Vase, in der im Übrigen nur Kunstblumen standen. Das wäre brillant gewesen, wegen des zweifachen Verständnisses, dass von einer Flüssigkeit die Rede war und diese gleichzeitig durch die Kunstblumen ihren Sinn verlor. Doch da war nichts.
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MIRA
FantasyEine Krankheit breitet sich in Alliera aus und bringt Mira dazu aus ihrer Heimatstadt Fiadah zu fliehen und sich auf den Weg in die Hauptstadt zu machen. Als sie endlich wieder Arbeit findet, führen viele seltsame Umstände zu einer Bekanntschaft, mi...