Kapitel 2

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Als ich meinen Blick weiter gleiten ließ, erblickte ich den großen Wald der an unser Haus angrenzte und musste grinsen. Obwohl meine Mutter nie da war, wusste sie genau, ohne was ich nicht Leben konnte. Jasper hüpfte wie ein kleines Kind auf unser Haus zu und verschwand hinter der dunkelbraunen Eichentüre.

Wir hüpften in hinterher und verschwanden ebenfalls hinter der Türe. Ein hellblauer Flur strahlte uns entgegen und erinnerte mich an Jupiters Augen. Es hingen schon überall Bilder und begleiteten uns, während wir meine Mutter suchten, diese stand über eine braune Kiste gebeugte und wühlte sich anscheinend durch die komplette Kiste.

„Mama?", erschrocken fuhr sie hoch und schaute uns verwirrt an.

Mein fragender Blick kreuzte sich mit ihren verwirrten Blick und so standen wir im erleuchteten Wohnzimmer. Die Möbel müssten noch aufgebaut werden, weshalb das Haus noch sehr kahl war. Um ihr auf die Sprünge zu helfen sprach ich meine Frage fertig aus: „Wo ist mein Zimmer?"

Ihr verwirrter Blick lichtete sich und sie lächelte mich strahlend an: „Dein Zimmer ist im dritten Stock."

Erleichtert atmete ich aus und lief mit Jupiter die Treppen hinauf. Jasper ist in den Garten verschwunden und wollte dort schauen ob unser alter Grill noch für etwas taugte, wobei ich dafür mehr als nur große Zweifel hegte. Als ich das Ende der Treppe erreichte blieb ich schlitternd stehen, wodurch Jupiter, in meinen Rücken lief und auf keuchte. Stöhnend schauten wir uns an, doch liefen zur einzigen Türe im orangen Flur. Ein letztes Mal schauten wir uns in die Augen bevor ich noch einmal tief durch atmete und die Türe auf stieß. Mit offenen Mündern standen wir in meinem neuen Zimmer und waren sprachlos. Meine Mutter hatte sich wieder selbst übertroffen. Die Wände waren in warmen Farben gehalten und zwei Türen waren noch vorhanden. Ein gläserner Schreibtisch stand vor einer riesigen Glasfront und wurde von einem großen Bonsai umrahmt.  Ein King Size Bett stand in der Mitte des Zimmer und viele kleine Polster säumten das obere Ende. Mein Zimmer war das einzige das schon fertig eingeräumt war, bis auf die Kisten mit meiner Kleidung.

Jupiter lief gleich auf den großen Balkon und ließ sich in einen großen Eiersessel nieder. Genüsslich streckte sie sich und ließ sich die Sonne in ihr Gesicht scheinen. Grummelnd machte ich mich auf den Weg zu den Kartons und fing an meine Kleidung in einen Ankleidezimmer einzusortieren. Kiste um Kiste wurde leer und flog aus meinem Zimmer. Jupiter saß die ganze Zeit im Sessel und ließ es sich gut gehen und ich saß vor meinen Ankleidezimmer und wusste nicht wo ich anfangen sollte. Jedes mal wenn ich sie um Hilfe bat beantwortete sie, sie mir nur mit einen genüsslichen Seufzer.

Nach geschlagenen zwei Stunden war ich endlich fertig und ging zusammen mit meiner faulen Cousine in die Küche. Es standen nur noch die Gläser auf der schwarzen Arbeitsfläche, sonst war alles sorgfältig eingeräumt. Meine Mutter hatte schon immer einen Putzfimmel und jedes Mal wenn wir umzogen, war das komplette Haus, in einen Tag fertig eingeräumt.

„Danke Mama", grinste ich, während ich sie an mich drückte.

„Gerne", flüsterte sie in mein langes braunes Haar und strich mir sanft über meinen Kopf.

„Wir müssen gehen", sagte plötzlich Jasper und sprengte somit die schöne Stimmung.

Ich löste mich aus der Umarmung meiner Mutter und wurde gleich von Jupiter in eine Gruppenumarmung mit Jasper gezogen. Wir verabschiedeten uns noch und dann gingen die zwei wieder. Sie wollten in der nächsten Zeit, vielleicht wieder vorbei schauen und uns auf die Nerven gehen, denn ihrer Meinung nach würde in dieses Haus sonst keine Stimmung gebracht. Meiner Meinung voller Schwachsinn.

Schnell sprach ich meine Mutter an: „Darf ich in den Wald gehen?"

„Klar, aber sei pünktlich zum Abendessen zu Hause", belehrte sie mich streng worauf ich grinsend: „Ai ai Captain", schrie.

Schnell zog ich meine Turnschuhe an und machte mich auf um den Wald zu erkunden.

Die Atmosphäre beruhigte mich und die frische Luft erfüllte meine Lungen. Wie ich es vermisst hatte in den Wald zu gehen. Meine Mutter würde in den nächsten Tagen wieder abreisen und mich zurück lassen, aber mich hatte es gewundert warum sie solange überhaupt blieb. Normalerweise blieb sie nicht länger als ein bis zwei Tage und  nun würde sie noch eine Woche bei mir bleiben. Ich hatte noch nie mit ihr ein sonderlich gutes Verhältnis, jedoch vermisste ich dabei auch die alten Zeiten mit ihr. Wo ich noch klein war, gingen wir oft zusammen auf unterschiedliche Rummelplätze. Ich liebte es dort zu sein, es roch nach Zuckerwatte und alle waren glücklich. Doch dann veränderte sich alles. Unsere einst gute Verbindung zerbrach allmählich und verschwand irgendwann fast bist zur Gänze.

Allmählich wurde es dunkler und so beschloss ich mich auf den Weg zurück zu begeben. Das leise Vogelgezwitscher folgte mir, bis ich plötzlich ein leises Jaulen vernahm. Zwar war es leise, aber ich konnte es noch Vernehmen. Schnell eilte ich zu dem Geräusch und fand einen schwarzen Wolf mit eisblauen Augen, hinter einem Busch. Er hatte eine tiefe Wunde an seiner Flanke, die stark blutete. Flehend blickte er mich an und versuchte mit seiner rosa Zunge die Blutung zu stoppen, doch es half nicht. Hastig ries ich ein Stück Stoff von meinem weinroten Pullover und versuchte die Blutung so gut wie möglich zu stoppen. Inzwischen klebte Blut auf meinen Händen und rann auf das grüne Gras. Sekunden fühlten sich wie Stunden an, doch es hörte glücklicher Weise nach ein paar Minuten auf. Ein letztes Mal streichelte ich ihn über seinen Kopf bevor ich erschöpft aufstand. Ich wusste nicht genau was ich machen sollte, vielleicht den Tierschutz rufen oder ähnliches, doch da stand das schwarze Etwas langsam auf und humpelte davon. Zuerst wollte ich hinterher um zu schauen, dass er auch wirklich heil zurückkommt, doch das wäre wahrscheinlich keine besonders schlaue Idee. Denn immerhin leben Wölfe in Gruppen und würden mich diese in seiner Nähe auffinden, standen meine Chancen, wahrscheinlich nicht besonders gut. Seufzend fuhr ich mir über mein eiskaltes Gesicht und begab mich weiter.

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