fünf

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Die Nachtlichter der Innenstadt flogen an seinen Augen vorbei wie kleine Funken, während er von seinem ausgezeichnet gekleideten Chauffeur in seiner ausgezeichnet ausgestatteten Limousine zu dem wohl besten Restaurants der Umgebung fuhr. Er löste seinen Blick von der Leere und richtete die Manschettenknöpfe an dem teuren Anzug. Natürlich sah er mal wieder hervorragend aus. Und das wusste er nicht nur, weil Yoongi es ihm vor seiner Abfahrt protokollgemäß mehrfach versichert hatte, sondern auch, weil mal wieder jeder Blick auf ihn gerichtet gewesen war. So war es immer gewesen, seitdem er denken konnte.

Der Wagen wurde langsamer, Taehyung fuhr sich durch seine Haare, strich die nicht vorhandenen Strähnen zur Seite, welche aus seiner perfekt sitzenden Frisur fielen. Die Limousine kam schließlich zum Stehen, die Tür neben Taehyung wurde geöffnet und er stieg aus, strich sein Jackett direkt glatt.

,,Bleib' in der Nähe, ich hoffe noch immer, dieses ganze Theater hier verkürzen zu können", meinte er beiläufig zu seinem Fahrer, der sofort nickte, die Autotür hinter dem jungen CEO wieder schloss.

Die Fassade des Restaurants war sehr edel, nicht besonders modern, sondern scheinbar schon seit einigen Jahrzehnten für jedermann zu bewundern. Wenn Taehung sich Recht entsann, stand sie sogar unter Denkmalschutz. Doch unter der altmodischen, anachronistischen Hülle, fasste das Gourmetparadies für die geschlossene Gesellschaft Seouls Fuß. Klatschblätter munkelten, dass selbst das Geschirr mit Preisen von ungeheurem Maße finanziert wurde, in solchen Preiskategorien, dass sie für einen Normalverdienenden unbezahlbar wären.

Doch Taehyung störte diese Tatsache gut wie gar nicht. Manche Menschen waren reich, Andere hatten nun mal nicht besonders viel Geld auf dem Konto. Manche hatten es verdient, Andere wiederum nicht. Er wusste auch, dass dieser Konflikt zwischen diesen Beiden nicht so einfach zu differenzieren war. Manchmal waren es auch genau diejenigen, die es am meisten verdient hätten, denen ein grausames Schicksal zuteil wurde. Das Leben war weder einfach, noch gerecht. Das Leben hatte überall seine Tücken und dennoch war es eben ein fortlaufender Prozess, dem nicht immer ein einfaches Ende vergönnt war. Kurz gefasst: Selbst wenn das Leben nur noch scheiße war, Aufzugeben wäre noch viel viel beschissener.

,,Ihr Name, Sir?", fragte der ältere Herr am Empfangspult und richtete seine kleine Brille, sah den jungen Mann vor sich mit einem höflichen Lächeln an.

,,Kim. Kim Taehyung."

Es war selbstverständlich für Taehyung, zu sehen, wie sich der Gesichtsausdruck des Empfangschefs sofort änderte. Er verspannte sich sofort, seine Augen weiteten sich, er schaffte es ja kaum einen weiteren Satz zu formulieren. Und das alles nur, nachdem er seinen Namen gehört hatte. Das war die Wirkung, oder auch der Fluch eines großen Namens. Die Ehrfurcht der anderen Menschen zog auch große Verantwortung mit sich. Man musste immer aufpassen, was man wo sagte, wem man was sagte, wie man sein Image und seinen Ruf in der Öffentlichkeit vertrat. Ein Privatleben?- Selbst dieses blieb einem zum größten Teil verwehrt. Dies hieß aber nicht, dass es keine Geheimnisse über ihn gab, Geheimnisse, über die nie jemand etwas erfahren durfte.

,,A-also wollen sie einen Platz am Fenster? Oder vielleicht in der Nähe der Pianistin? Ich könnte-"

,,Meine Mutter wartet bereits auf mich, wir haben eine Verabredung", erklärte Taehyung knapp und der Herr vor ihm nickte sofort und bedeutete ihm dann, ihm zu folgen. Es war dem Mann abzusehen, wie sehr er sich schämte, sich fertig machte, sich derartig vor einem Mitglied der Kim Familie blamiert zu haben.

Zwischen den vielen Tischen und eigenen Sitzecken, führte er Taehyung hindurch. Es gab sogar Räume und kleine Abteile, die komplett vom Hauptsaal abgeschottet waren. Allerdings zog sich durch das gesamte Restaurant ein gemeinsames Gestaltungskonzept. Die gesamte Decke war mit hunderten Lampen versehen, feine Holzvertäfelungen fanden sich in den verschiedensten Elementen wieder.

ILLUSIONIST || kth.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt