siebenunddreißig

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Es war später Nachmittag. Die Sonne stand tief, war bereits kurz davor komplett zu verschwinden. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger. Und seine unsinnige Zuneigung für dieses verwirrende Mädchen immer stärker. Es war nun schon knapp eine Woche her, dass die Zwei sich gesehen haben, seit sie telefoniert haben. Und in seinem Leben drehte sich mittlerweile fast jeder freie Gedankengang um sie.

Es war nicht immer so vorteilhaft, wie man dachte. Bei der Arbeit schaffte er es noch mit Müh' und Not, Alles auszublenden, doch sobald sich eine seiner vielen Affären meldete und ihn nach einer weiteren Nacht fragte, war da dieses Gewicht, welches auf seine Brust drückte und ihn jedes mal zum Ablehnen zwang. Nicht das er nicht ausprobiert hatte, wieder seine Gelüste zu befriedigen, auch wenn der Drang dazu nicht mehr so stark wie zuvor war- aber er konnte selbst das nicht mehr. Eines der Dinge, die er leichtfertig und immer und immer wieder getan hatte, war ihm nicht mehr vergönnt, weil es ihn nur nach einer einzigen Frau dürstete. Dem Mädchen, welches er lediglich einmal geküsst hatte. Lange war es her, dass sich sein Körper mit nur Einer zufrieden gab, geschweige denn nur eine Einzige wollte.

Taehyung stand in seinem Schlafzimmer vor seinem Kleiderschrank, starrte in sein Spiegelbild. Er sah gut aus. Mehr als das. Seine Haare saßen perfekt, das Jackett legte sich wie maßgeschneidert um seine Schultern. Die obersten Knöpfe seines weißen Hemdes standen offen, seine Lackschuhe hallten bei jedem Schritt auf dem dunklen Parkettboden wieder. Er grinste leicht in sich hinein, war zufrieden mit seinem Aussehen, hatte sich für sie zurecht gemacht.

,,Für wen machst du dich denn so schick?", fragte plötzlich eine zarte Stimmte hinter ihm. Er blickte durch den Spiegel zurück, sein Lächeln verschwand. Seine Manschettenknöpfe schließend, verließ er das Zimmer, ging ohne sie ein weiteres Mal anzusehen aus dem Zimmer.

,,Taehyung, ich rede mit dir!"

,,Wie kommst du hier rein, Mutter?"

,,Das ist nicht der Punkt", murmelte sie genervt und versuchte mit zu halten mit ihrem Sohn, der sich mit langen Schritten aus dem Staub machte.

,,Ist es sehr wohl. Das ist mein Apartment. Du hast hier rein gar nichts verloren, also bitte geh wieder."

,,Ich verstehe ja, dass du jetzt was zu tun hast, dann warte ich einfach hier", überging sie das eigentliche Anliegen ihres Sohnes und setzte sich auf die Couch, was er mit einem wütenden Funkeln kommentierte.

,,Nein, du gehst jetzt. Du kannst nicht hier bleiben."

,,Wieso nicht?", fragte sie dann, ihre Mundwinkel zogen sich etwas nach oben. Dieses hinterhältige Schmunzeln, welches sie Beide beherrschten, schlich sich auf ihre Lippen, als sie wieder aufstand und langsam auf ihn zu kam.

,,Wenn ich richtig liege, gehst du nur wieder aus, um eine arme junge Frau abzuschleppen und mit ihr zu schlafen, um gleich danach wieder hierher zurück zu kommen und wie immer deinen Alkohol zu trinken", flüsterte sie, war ihm viel zu Nahe: ,,Und während du das tust, rufst du in deinem Kopf auf, wie berauschend es war und immer noch ist, soviel Macht zu besitzen. Du wirst dich an deiner eigenen Dominanz aufgeilen und am nächsten Abend wieder eine unschuldige Seele flachlegen. So war es immer, mein Sohn, in dieser Sache sind wir uns so ähnlich wie sonst nie."

Es wurde ihm leicht schlecht, als ihm der Vergleich mit seiner Mutter so vor Augen geführt wurde. Doch wollte er sie, Sunny ebenfalls nur derartig benutzen, um sie danach fallen zu lassen? Nein, das würde er nicht, er könnte es nie schaffen. Aus diesem Grund trat er einfach etwas zurück: ,,Ich wiederhole mich nur ungern, Mutter, verlasse bitte mein Apartment."

Eunjin wirkte leicht verwirrt, denn das war sie auch und zwar mehr als nur ein Bisschen. Sie verstand einfach nicht, was er an ihr fand, an dem Mädchen, von dem er glaubte, sie würde nicht Bescheid wissen. Dabei wusste sie mehr als er und noch viel mehr.

ILLUSIONIST || kth.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt