zwanzig

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,,Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich heiße sie herzlich willkommen an diesem Abend hier, als meine Gäste. Es freut mich wirklich sehr, sie alle in den entzückendsten Verkleidungen und Kostümen zu sehen, als Gastgeber bin ich überwältigt von der Vielfalt an Farben und Individuen von ihnen allen! In diesem Sinne, danke, dass sie heute anwesend sind. Ich wünsche ihnen eine unterhaltsame Nacht."

Die Menge vor ihm brach in tosenden Beifall aus, während er sich mit einem charmanten Lächeln etwas verbeugte, dann das Mikrofon abgab und von der Treppe hinunter stieg. Er mischte sich durch die vielen Gäste, wurde allerdings an jeder Ecke aufgehalten und in ein Gespräch verwickelt. Aber er wäre nicht Kim Taehyung, würde seine Geduld nicht solche Strapazen ertragen können. Am Ende dann lehnte er an der Bar und nippte an seinem Glas, als sich jemand neben ihn fallen ließ.

,,Und, hast du sie schon gesehen?", fragte Jungkook unverblümt seinen besten Freund, bestellte zwei Getränke, für sich und seine Begleitung Eunha. Der junge Mann trug einen dunklen Anzug mit einer tiefblauen Fliege und weißem Hemd, seine Augen wurden von einer Maske umrahmt, die denselben Farbton besaß, wie sein Schlips oder das passende Kleid seiner Partnerin.

,,Noch nicht, aber sie wird auftauchen", antwortete Taehyung daraufhin und seufzte leise: ,,Und wo hast du deine Freundin gelassen?"

,,Deine Mutter hat sie sich zur Brust genommen. Ich weiß ja, dass sie mich schon gehasst hat, als ich damals das erste Mal bei dir vorbei kam, aber dass ihre Abneigung bis heute anhielt und Eunha da mit reinzieht ist echt etwas übertrieben."

Der CEO konnte nur schwach schmunzeln bei der Beschwerde und hob dann entschuldigend die Schultern: ,,So ist sie nun mal, auch nach 25 Jahren ist sie eine alte Hexe."

,,Das nenne ich wahre Familienliebe", bemerkte Jungkook belustigt, während Taehyung nur entnervt die Augen verdrehte und sein Glas zwischen seinen Fingern hin und her drehte.

,,Kümmere dich um deine eigenen Probleme", meinte er nur leise, als sein Freund schon längst verschwunden war. Nach einem kurzen Moment leerte er das Glas und räusperte sich dann, strich seinen Anzug glatt. Seine Maske war in einem dunklen Rot, kleine goldene Ranken verzierten ihr Äußeres. Goldene und auch rote Elemente waren auch in seinem restlichen Kostüm wieder zu finden. Es waren dezente Details, es war nicht überladen. Und dennoch wirkte er auf diese schlichte Art und Weise wie die auffälligste, attraktivste und bedeutsamste Persönlichkeit im gesamten Saal.

,,Ich habe deine Nachricht gelesen", kam es plötzlich von einer weiblichen Stimme hinter ihm und seine Nackenhaare stellten sich auf. Sofort drehte er sich um, nur um augenblicklich wieder all seine Anspannung zu verlieren. Die Frau vor ihm trug ein pompöses violettes Kleid, ihre Maske war von Federn und kleinen Perlen geschmückt, ihr langes Haar fiel über ihre Schultern. Sie war eine hübsche Frau.

Aber sie war nicht sie. Sie war nicht Maya.

Ihr Haar war zu strohig und zu dunkel, ihre Haut war zu rosig und ihre Statur zu zierlich und zu klein. Ihr Lächeln wirkte zu breit, ihre weißen Zähne gaben dem falschen Schein den letzten Rest. Sie würde sich auch nicht so Kleiden, geschweige denn ihn so ansehen. Mit diesem hoffnungsvollen, sehnsüchtigen Blick. Diese Frau wollte ihn, lechzte nach Kim Taehyung. Aber er wartete noch immer auf die Frau, die ihm einen herausfordernden Blick schenken würde, die sich ihre Würde bewahren und sich nicht gleich dem nächsten Typen vor die Füße werfen würde.

,,Tut mir leid, Miss. Aber mir scheint, als wäre ich der falsche Ansprechpartner. Denn sie sind nicht diejenige, nach der ich suche. Wenn sie mich jetzt entschuldigen würden."

Er nickte ihr höflich zu und ging dann an ihr vorbei, hinterließ eine nicht ganz so erwachsene Frau, deren Mädchenherz soeben gebrochen worden ist. Sie würde nicht die Einzige bleiben. Es dauerte nicht lange, da stellten sich Taehyung immer wieder Frauen vor, die vorgaben, Maya zu sein. Und immer lügten sie, machten sich zum Affen, indem sie nicht einmal einen Hauch der Eleganz verkörperten, welche zu der Illusionistin gehörte.

ILLUSIONIST || kth.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt