zweiundfünfzig

90 20 19
                                    

Sie hatte ihre hohen Schuhe ausgezogen, rannte nun auf einem vorher mit Hoseok besprochenen Weg, einfach nur stumpf nach vorne. Die Highheels klackten immer wieder leise, wenn sie gegeneinander schlugen, sie versuchte sich im Laufen die lange dicke Winterjacke über zu ziehen, auf die Jimin bestanden hatte. Ihre durchgefrorener Körper dankte ihr dies, dankte dem Silberhaarigen, denn noch etwas länger, und ihre Finger wären blau angelaufen.

Schwer und schnell atmend, darauf erpicht sich auch schnell aufzuwärmen, rannte sie in die Richtung der Tiefgarage eines angrenzenden Einkaufzentrums, in dem Hoseok direkt am Ausgang auf sie wartete, damit sie verschwinden könnten. Doch als sie um die nächste Ecke bog, kam sie ruckartig zum Stehen.

,,Sunny..", hauchte er enttäuscht, war den Tränen nahe.

Sie presste die Lippen zusammen und ballte ihre Hände zu Fäusten, als sie ihrem ehemaligen Mitbewohner gegenüber stand. Neben ihm räusperte sich die zierliche Frau mit dem orangenen Haar, welches sie bereits glaubte, nie wieder sehen zu können.

,,Du bist wirklich Maya, stimmt's?"

Sie sagte nichts, stand wie angewurzelt da und konnte kein Wort über ihre trockenen Lippen bringen. Stattdessen hob sie ihre Hand und zog die Schleife der Maske auf, nahm das goldene Geflecht von ihrem Gesicht. Als sie ihren Arm sinken ließ, schluchzte Seokjin auf, kam dann entschlossen auf sie zu.

,,Wieso?? Wieso hast du mir nie etwas gesagt?! Ich hätte dir helfen können, ich hätte besser für dich da sein und auf dich aufpassen können, als jeder Andere, du hättest mir doch nur sagen müssen, dass-"

,,Seokjin", brachte sie ihn zum Anhalten und sah ihm tief in die Augen, ihre Mundwinkel zuckten, als sie die kindische Wut und Trauer, die für ihn typisch war, in seinen Gesichtszügen wiedererkannte. Vorsichtig hielt sie ihm dann die Maske entgegen, erst langsam und schließlich entschlossen und auffordernd, dass er den Kopf schütteln musste.

,,Ich will die nicht. Ich will dich zurück. Meine Mitbewohnerin, meine Busenfreundin, Schwanzschwester, was auch immer."

Es brach ihr  das Herz, ihr Arm begann zu zittern. Genau deswegen hat sie sich ohne Abschied von Jin 'trennen' wollen. Er machte es ihr so unheimlich schwer.

,,Jin, nimm' die Maske", hauchte sie und er versuchte weiterhin stur zu bleiben und sich dagegen zu wehren, ehe sie ihm die gegen seine Brust drückte, und zu ihm auf sah.

,,Nimm' sie für diesen Augenblick, für heute. Wir werden uns wiedersehen, in Ordnung?"

Ihre Stimme war schwach, traurig und endgültig. Das würden sie nicht, würden sie nie und Seokjin wusste es. Trotzdem verfestigte sich sein Griff um die feine Maske und er nickte heftig, dass sich Sunny von ihm abwenden konnte, direkt vor Jeonyeon stand.

,,Die ganze Zeit warst du es wirklich..", flüsterte sie, in ihren Händen der Stapel an Unterlagen, die ihre Identität beweisen und belegen könnten. Sunny sah von den Zetteln wieder in die Augen ihrer Freundin, nickte ihr stolz zu.

,,Ich wusste, dass du es schaffst."

Verwirrt, vollkommen aus dem Konzept gebracht starrte Jeongyeon sie an, schob die Augenbrauen zusammen. Sunny legte ihre Hand auf den Kopf ihrer ehemaligen Arbeitskollegin und strich ihr kurz über das Haar.

,,Dein Enthüllungsbericht. Er wird dich berühmt machen."

Jeongyeon weitete die Augen, spürte daraufhin die warmen Tropfen ihre Wangen hinunter laufen, trat einen Schritt zurück. Die Hand von Sunny fiel ins Leere.

,,Denkst du wirklich, dass ich das veröffentlichen werde, weil ich so famegeil bin? Fick dich Sunny, ich sehe das genauso wie Seokjin, du gehörst hierhin, zu uns."

ILLUSIONIST || kth.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt