Er fühlte sich wie Unterwasser. Von dem Moment an, als er sich ganz intuitiv in die Schusslinie warf, sich zu ihr umdrehte, in dem Glauben nun ein letztes Mal ihr Lächeln zu sehen, bis hierhin. Er sah nichts, spürte nichts und hörte nichts. So hilflos, dem angsteinflößendem Nichts ausgeliefert, konnte er nicht einmal sagen, ob er darunter litt oder nicht. War er tot? Er hoffte nicht. Er wollte sie nicht nie wieder sehen können. Er-
Etwas Warmes fuhr durch sein Haar, strich über seine Hand, liebkoste seine Haut und gab ihm zeitgleich seine Sinne zurück. Er spürte nicht nur diese vertraute Zärtlichkeit sondern roch auch die Frau, die ihm so nah war, entspannte sich weiter. Selbst wenn er tot wäre, solange das so weiter ging, würde es ihm nichts ausmachen.
Doch dann verschwand sie, nahm ihre Berührungen und ihren beruhigenden Eigengeruch mit sich und er fühlte sich erneut so taub und allein, wie zuvor. Jedoch war es nun noch viel schlimmer, denn er konnte den sterilen, betäubenden Geruch wahrnehmen, spürte das harte, kratzige Laken unter sich und registrierte den Schmerz, der sich ganz leicht, unangenehm meldete und in einem stetigen Pulsieren in seinem Körper widerhallte. Er wollte doch nur wieder zu ihr.
Mühsam, mit aller Kraft zwang er sich dazu, die Augen zu öffnen, sich aufzusetzen und nach ihr zu rufen, doch es reichte nicht einmal für ein Zucken seiner Finger. Aber er wollte, er musste, also kämpfte er weiter und drängte sich immer weiter, immer härter und erbarmungsloser dazu, die Kontrolle über sich selbst wieder zu gewinnen. Und dann schlug er die Augen auf.
Es war hell. Die Decke über ihm leuchtete regelrecht in einem viel zu grellen Weiß, ein kühler Luftzug fuhr über seine nackten Arme, die auf der Decke lagen. Er drehte langsam seinen Kopf in die Richtung, aus der es zog und betrachtete die tanzenden Gardinen, die sich durch die herein strömende Luft durch ein offen stehendes Fenster aufplusterten und hin und wieder die glitzernde, von Schnee bedeckte Stadt hinter sich zeigten. Er drehte seinen Kopf wieder und wusste nicht, ob er sich freuen oder eher traurig sein sollte.
Sunny saß dort, schlief, ihr leises Schnarchen drang bis zu ihm durch. Allerdings lag sie in Taehyungs Armen. Wie auch sonst - die Zwei waren Seelenverwandte, er sollte sich freuen, hatte sich ja eigentlich schon darauf eingestellt. Schon ab dem Moment, als Sunny nach der finalen Show so dringlichst wieder los wollte, dass sie ihn angefleht hatte, etwas, was sie niemals getan hatte - schon da war es ihm klar gewesen.
Taehyung ist der Mann, für den sie sich sogar verändert, obwohl sie sich geschworen hat, die starke Frau zu bleiben, die die Öffentlichkeit in Maya sah. Und trotzdem wollte sie nur jemand sein, den Taehyung sieht. Sie musste nur von ihm gesehen werden, umgekehrt wollte er auch nur sie an seiner Seite wissen.
Hoseok war sich mittlerweile sicher, dass sie gut bei ihm aufgehoben sein würde. Er war sich sicher, dass sie glücklich werden würden, doch für seine Zukunft sah er nichts Besonderes auf ihn warten. Er liebte sie noch immer, wünschte sich weiterhin, dass sie sich wie durch Zauberhand doch für ihn entschied, aber im Endeffekt wusste er schon, dass er wirklich noch hunderte Jahre warten könnte, ohne dass es ihm etwas ausmachen würde, ohne Erfolg.
Ihr Herz hat sich entschieden. Für Taehyung. Er würde nicht schnell über sie hinwegkommen, vielleicht sogar gar nicht: aber Sunny würde sich für ihn ebenfalls die Hoffnung wünschen, dass er irgendwann den Menschen findet, der ihm genau die Liebe zurück geben könnte, die er zu verschenken hat.
Er betrachtete die beiden noch ein wenig, konnte ja nichts Anderes tun. Wie Taehyung sie hielt, so vorsichtig und dennoch fest, so wie er sie halten würde. Er fragte sich, wieso er sich geopfert hatte, für diesen Mann, der doch seine große Liebe nun auf dem Schoß hielt. Vielleicht, weil er sie glücklich machte? Weil er wusste, dass Sunny nur mit ihm glücklich werden könnte? Oder weil Hoseok ein einziges Mal als richtiger Mann gesehen werden wollte, gleichgestellt mit Taehyung, fast schon wie ein Rivale, selbst wenn er dafür in den Tod gegangen wäre? Er war sich sicher, dass es nicht an der Sympathie zu dem CEO lag, sondern an der Blondine. Sie hat schon immer die Gabe besessen, Menschen für sie Dinge tun zu lassen, weil sie von ihr verzaubert wurden. Das hat sie als Illusionistin mehrfach unter Beweis gestellt.
DU LIEST GERADE
ILLUSIONIST || kth.
Fanfiction,,Es gehörte alles zu meiner Vorstellung, meiner Show. Von der ersten Berührung, bis hin zu eben diesem Moment." -,,Du meinst also alles war eine Lüge? Deine Liebe sei eine Lüge?" ,,Die Liebe, Taehyung, ist eine perfekte Illusion." [Inspiriert von d...