neununddreißig

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,,Das Essen ist vorzüglich, findest du nicht?", fragte er höflich, während er sich ein Stück von seinem Steak abschnitt und in tiefster Manier den Happen zu seinem Mund führte. Sie kam nicht um ein Schmunzeln herum, schüttelte kurz den Kopf und sah kurz von ihrem gebratenen Gemüse auf.

,,Deine Sprache klingt ziemlich geschwollen, finde ich. Aber ja, es schmeckt wirklich vorzüglich", betonte sie das letzte Wort mit einem Unterton, der ihm deutlich machte, wie komisch er anscheinend geklungen hatte.

Er räusperte sich leise und wischte sich mit der Serviette über die Mundwinkel, legte das Besteck zur Seite und stellte seine Ellenbogen auf den Tisch. Er verschränkte seine Hände und sah über die Teller, die Tischdekorationen hinweg in das bildhübsche Gesicht seiner Begleitung. Diese bemerkte anscheinend seinen Blick und erwiderte diesen zwischendurch.

,,Habe ich etwas im Gesicht?", fragte sie schließlich, legte ihre Gabel und das Messer mit einem leisen klirren auf dem Teller ab, nahm sich eine der Servietten.

,,Du hast nichts im Gesicht; du hast einfach eine Schönheit, die ich bewundere", schmeichelte er ihr und sie seufzte leise, legte ihre Unterarme auf der Tischkante ab, um sich etwas vor zu beugen.

,,Dankeschön. Doch bin ich wirklich die Einzige, der solche Komplimente aus deinem Munde gelten, oder bin ich nur eine von Vielen?"

Während sie sich ihr Weinglas nahm und an der tiefroten Flüssigkeit nippte, die sich perfekt mit ihrem Lippenstift vermischte, schüttelte er direkt den Kopf.

,,Glaube mir, du bist die Eine nach den Vielen Anderen, die solche Worte von mir verdient hat."

Sie legte den Kopf etwas schief, sah ihn mit einem für ihn undefinierbaren Ausdruck an, während sie das Glas leicht hin und her bewegte.

,,Ich denke, dass ich mich nun berauscht vor Glück kaum noch halten können sollte, doch die vielen anderen Frauen, die es in deinem Leben bereits gegeben hat, ob unwichtig oder nicht, geben mir ein wenig zu denken."

,,Dann bleibt mir lediglich eins", raunte er leise und schenkte ihr etwas von dem teuren Rotwein in ihr nun leeres Glas nach. Seine Augen hatten die ihren fixiert, er versuchte sie zu fesseln, doch stattdessen lieferte er sich ihr aus. Er legte sich selbst die Schlinge um den Hals, während er sich in ihr, in dem Moment verlor, ertrank in den tiefen seiner Sinne, die sich in diesem Moment dem melodischen Einklangs des Abendessens hingaben.

,,Ich werde es dir beweisen."

,,Und wie möchtest du das anstellen?"

,,Das werden wir sehen", meinte er leise und hob nun auch sein Glas an, um mit ihr anzustoßen: ,,Wie wäre es, wenn wir zuerst aber unseren Abend in mein Apartment verlegen? Nur du und ich, bei einem weiteren Glas Wein, oder Zweien. Und wir werden sehen, wo uns der Abend noch so hinführt."

,,Einverstanden", lächelte sie, ohne zu zögern und ließ ihr Glas gegen seines prallen. Sie sah ihm an, was er wollte. Sie konnte die Spannung spüren, erkannte die Sehnsucht nach Nähe, die wie ihr auffiel nicht mehr allein von ihm ausging. Abgesehen von der Bindung die existierte und nicht mehr wegzudenken war, fing sich auch in ihr der Wunsch nach körperlichem Kontakt zu entwickeln.

Sie hatte es Hoseok versprochen, irgendwie. Und trotzdem trat langsam das ein, vor dem sie sich gefürchtet hatte. Sie verschwand langsam in ihrer eigenen Illusion, die Maske, die eigentlich nur eine Maske sein sollte, verschmolz langsam mit ihrem Körper und die Gefühle, die in ihr heraussprudelten wie das warme Wasser in einem majestätischen Springbrunnen, beflügelten sie. Sie glaubte, dass alles möglich war, alles wunderbar war und das fühlte sie nur in seiner Anwesenheit. Nur Taehyung konnte ihr diese Kostbarkeit schenken, schon immer. Immer war es er gewesen.

ILLUSIONIST || kth.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt