Schon seit fünf Minuten betrachtete ich mich im Spiegel und wurde mit jeder Sekunde unzufriedener, was mein Aussehen und das Outfit für den heutigen Tag betraf. Ich zupfte an meinen hochgesteckten Haaren herum, rückte mein kurzes, gelbes Sommerkleid besonders an meinem Dekoleteé immer wieder zurecht, da ich das Gefühl hatte, man könnte alles sehen, obwohl es perfekt passte. Ich fühlte mich etwas unwohl in diesem Kleid, auch wenn meine Mutter eine hübsche Wahl getroffen hatte. Auch wenn der Stoff sicherlich teurer war, als meine monatliche Miete und ich mich auch mit den etwas höheren Schuhen anfreunde konnte, war es alles andere, als mein Stil. Was tat man nicht alles für den heutigen, hoffentlich schönen Tag?
Von unten hörte man schon viel Gelächter, fröhlich klingende Stimmen und das Klirren von Champagnergläsern, mit denen man auf Mama und Papa anstieß. Das Haus wurde langsam immer voller, doch ich versteckte mich immer noch in meinem Zimmer und hoffte, so viele Minuten wie möglich rauszuholen, in denen ich keinem über den Weg laufen müsste. Schon seit heute früh wurde alles immer hektischer, da besonders Mama alles passend haben wollte. Sie war eine kleine Perfektionistin. Es war nicht einmal 6 Uhr abends, doch besonders die Männer in der Familie tranken nicht gerade erst ihr erstes Bier. Die Stimmung war angeheitert, lustig, so, wie ich meine Familie kannte.
Ich wollte auch so sein, mit allen feiern, doch die letzte Nacht steckte noch tief in meinen Knochen. Es war keine gute Idee gewesen, Michael meine Handynummer zu geben, denn so schaute ich alle Minuten auf mein Display, um abzuchecken, ob er mir vielleicht geschrieben hatte. In was für einer Traumwelt lebte ich denn? Glaubte ich wirklich, dass er jetzt alles für mich stehen und liegen ließ? Da täuschte ich mich aber gewaltig. Die einzigen Personen, die mich in meinem Urlaub angeschrieben hatten, waren Toni und, sehr überraschend, Hussein.
Noch gestern hatte er mich gefragt, ob ich gut angekommen sei, was mich echt aus der Fassung brachte. Wollte er wirklich nur nett sein und so tun, als wäre alles, wie immer oder wollte er etwas anderes damit erreichen? Ich hatte mich jedenfalls darauf eingelassen, weil alles besser war, als nur an eine mögliche, sehr unwahrscheinliche Nachricht von meinem Problemkind zu denken. Und vielleicht war es gar nicht so schlecht, mit dem Rapper auf eine normale Ebene zu gelangen. Es war das erste Mal, dass wir uns normal miteinander unterhielten, auch wenn es nicht von Angesicht zu Angesicht geschah. Kleine Schritte waren besser, als zu große Sprünge, die in die falsche Richtung gingen.
"Luisa, da kommst du ja endlich. Die anderen warten schon alle im Garten auf dich. Sag ihnen wenigstens mal 'hallo'." Mama strich mir über die Wange, als ich nach unten in die Küche kam, in der alles nur so überfüllt mit Geschirr und Essen herumstand, das noch nicht fertig war.
Ich presste meine Lippen aufeinander und schob meine Mundwinkel nach oben. Gleichzeitig bekam ich einige Teller in die Hände gedrückt, die ich auf den Tischen im Zelt verteilen sollte. Meine Mutter musterte das Kleid an meinem Körper und lächelte zufrieden, auch wenn sie mir kein Kompliment dafür machte.
"Achja, und lächeln nicht vergessen, Schatz. Sei nicht immerzu mit allem Möglichen beschäftigt, besonders heute nicht. Wir haben fast 30 Grad, die Sonne scheint und alle haben gute Laune." Innerlich verdrehte ich die Augen, äußerlich gab ich ihr nur meine Einverständnis und ging schließlich, vollbepackt mit einem Stapel an schweren Tellern, Richtung Garten.
Auf dem Weg dahin schenkte ich einigen meiner Verwandten, die sich im Haus aufhielten, freundliche Blicke, bevor ich durch das Klingeln an der Haustür, das ich nicht mitbekommen hatte, aber vielmehr durch die schrille Stimmlage von Josie, die Tochter meiner ältesten Cousine Leandra, zusammenzuckte und beinahe aus dem Gleichgewicht kam. Bevor ich mich umdrehen konnte, da das kleine Mädchen nach mir rief, vernahm ich die Stöckelschuhe meiner Mutter, die direkt nach mir aus der Küche kam und zu Josie ging.
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Arrhythmie [Rap-FF]
Fiksi PenggemarNach einem Jahr ohne Kontakt, wird Luisa von ihrem ehemaligen Chef, Anis Ferchichi, alias Bushido, zu den HipHop.de Awards eingeladen. Die Grafikdesignerin wird schnell in ihr früheres Leben zurückkatapultiert und bekommt die Chance, abermals für...