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Ich nahm einen letzten Schluck von meiner Cola, ließ ein kleines Bisschen für Hussein übrig, der gerade seinen letzten Bissen an Chickenburger verdrückte und dankend das Getränk annahm. Wir saßen in seinem BMW, alleine auf dem leeren Parkplatz des Lidls, der sich direkt neben dem gut besuchten McDonalds befand. Wir hatten uns etwas aus dem McDrive geholt und weil es der Rapper hasste, im Lokal oder in der unmittelbaren Umgebung zu essen, war er extra auf eine andere Parkmöglichkeit gefahren. Er hasse es, wenn man ihm beim Verdrücken seines FastFoods zusehen konnte und irgendwie behielt er Recht damit. Im dunklen Inneren des Wagens war es wirklich viel unkomplizierter und gemütlicher, als um später Stunde von irgendwelchen betrunkenen Jugendlichen angeglotzt zu werden.

"Das habe ich noch nie gemacht." Ich drehte mich auf meinem Sitz zu ihm um und beobachtete, wie er den Müll ordentlich in der leeren Papiertüte zusammensammelte.

"Vier Burger auf einmal gegessen?" Ich lachte, das erste Mal an diesem Tag, an dem der Besuch bei McDonalds sicherlich das Highlight nach dem schrecklichen Club und der Auseinandersetzungen wegen Michael war.

Hussein schüttelte grinsend den Kopf und schmiss die volle Tüte auf seine Rückbank. Er war zu meiner Überraschung wirklich schnell von dem Thema mit Michael abgekommen. Fast so, als wollte er es entweder verdrängen oder mir wirklich Glauben schenken. Ich war ein Mensch, der eigentlich alles sofort bereden und aus der Welt schaffen wollte, wenn noch etwas offen stand, ansonsten wurde ich nicht zufrieden. Bei diesem Vorfall konnte ich aber sehr gerne darüber hinwegsehen. Besonders, wenn ich somit vermeiden konnte, dass Hussein mich anbrüllte. Ich hätte wissen müssen, dass er schnell explodieren konnte. Er hatte viel Temperament.

"Ich meine das hier, mit dir. Es gab noch nie eine Frau, mit der ich so ganz spontan einfach zum Megges gefahren bin, wo wir dann wie zwei Assis ekliges FastFood gegessen und uns über die Besoffenen vor dem Lokal lustig gemacht haben. Mit der ich so sein kann, wie ich will und auch noch mit jemandem, wie dir." Ich zog meine Augenbrauen nach oben und wusste, dass er mir diesen Satz wegen dem Wochenende bei meinen Eltern reinschob, an dem ich ihn genauso betitelt hatte.

"So jemand, wie ich?" Wir lachten wieder, seine Augen verfingen sich mit meinen.

"Ja, du mit deiner perfekten, reichen Familie. Eure deutschen Grillfeste, bei denen es mehr Nudelsalat gibt, als Fleisch und die angewiderten Blicke, wenn der eine mit dem dunklen Bart nur das teure Lamm, das es ganz begrenzt gibt, wegfrisst. Dieser jemand. Ihr Spießer." Ich musste in diesem Moment lauter lachen, als er, denn er sagte das, was ich mir immer dachte. Ja, wir Deutschen liebten Nudelsalate, italienische Salate, Kräuterbaguettes und diesen ganzen Mist, weil man davon eher satt wurde, als von dem viel zu überteuerten Grillfleisch. Das war ein Klischee, das uns zu perfekt beschrieb.

"Dafür hast du den Nudelsalat aber sehr gerne gegessen." Ich wischte mir die leichten Freudentränen von den Augen weg und versuchte mich zu beruhigen. Der Rapper musterte mich, das spürte ich und mir wurde augenblicklich warm. Er nahm meine Hand in seine und wieder ließ er nicht von meinen Augen ab. Er liebte Blickkontakt.

"Was ich nicht alles bisher für dich gemacht habe. Ich habe vor deinem Bruder so getan, als wäre ich dein Freund, auch wenn das am Ende nicht erfolgreich war. Ich habe Nudelsalat gegessen, damit ich als integriert wirke. Ich habe dir sogar einen Döner ausgegeben, um dich rumzubekommen. Das war ziemlich schwer." Mein Unterkiefer klappte etwas gespielt geschockt herunter, während ich merkte, wie seine Hand von meiner hoch an meine Wange wanderte.

"Es war Döner mit Schafskäse, bitteschön." Unter einem Grinsen berührten sich unsere Lippen, seine andere Hand legte sich an meinen Rücken und bedeutete mir mit einem leichten Druck dass ich zu ihm rüberkommen sollte. Damit ich mir leichter tat, ließ er seinen Sitz einige Zentimeter nach hinten fahren.

Arrhythmie [Rap-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt