Arrhythmie [Rap-FF]

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Ich lauschte nur sekundär den Beats, die durch den Raum des Studios drangen. Sie waren viel mehr eine Art Alibi, die über die Küsse, die wir beide austauschten, hinwegflogen. Mir erschien das Lied gut, jedoch war ich im Moment auf andere Details, als derer, die Hussein's neuen Song ausmachten, konzentriert. So fuhr ich lieber durch seine schwarzen Haare, über sein Ohr, hinunter zu seinem markanten Kinn, das bedeckt wurde durch seinen Bart. Ich fuhr mit meinem Daumen über seine Wange, drückte mit den vier restlichen Fingern gegen seinen Hinterkopf, um ihn näher an mich zu bringen. Ihn besser spüren und riechen zu können.

Ich wusste immer noch nicht, ob mir diese Position, senkrecht zu seinen Beinen auf seinem Schoß und dazu noch auf nur einem Bürostuhl sitzend wirklich gefiel. Ich fühlte mich, als würde ich jede Sekunde hinunterfallen, wären da nicht seine Hände, die mich sicher an seinem Körper hielten. Im selben Augenblick trennten wir uns schwer atmend voneinander, schauten uns gedankenverloren an und sobald er anfing zu grinsen, tat ich ihm gleich. Er lächelte, weil ich sicherlich rot angelaufen war. Ich lächelte, um von dieser Röte irgendwie dumm abzulenken.

"Du bist so schön, wenn du rot wirst." Er strich mir über die angewärmten Stellen in meinem Gesicht, musterte mich, sodass ich nur noch roter wurde und glaubte vor Hitze zu zerlaufen. Es schien so, als hätte er nur Augen für mich und das mochte etwas heißen, wenn er dabei fast seine Musik vergaß, die er mir eigentlich nur zeigen wollte.

"Du Schleimer." Ich winkte ab und rollte mit den Augen. Er lachte ein weiteres Mal, bis er uns auf dem Stuhl Richtung Laptop umdrehte und etwas mit seiner freien Hand eintippte, während er die andere auf meinem Rücken ruhen ließ. Es war ein stiller Moment zwischen uns, doch wir genossen ihn. Wir genossen diese unerklärliche Wohlfühlatmosphäre, in der ich noch einmal über das vorherige Treffen mit Michael nachdachte. Plötzlich jedoch wurde die Tür des Studios geöffnet und riss mich sehr schnell wieder aus diesen erst anfangenden Gedanken.

Anis stand im Rahmen und schaute zwischen mir und Hussein hin und her. Wie aus Reflex löste ich mich aus der Nähe des Rappers, stand unbeholfen von seinem Schoß auf und fuhr mir verlegen durch die Haare. Ich wollte gerade eine Erklärung auftischen, die sowieso gelogen war, doch mein Boss kam mir zuvor. Jedoch ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

"Dann stimmt es also, was Vladi gesagt hat... Ihr habt was miteinander." Der Rapper zuckte mit den Schultern, schmiss seinen Autoschlüssel auf den Tisch vor der Couch und legte seine Jacke dazu. Was hatte Vladislav ihm alles erzählt?

"Woher..." Ich hielt inne.

"Ich wollte von Capi einen Grund hören, wieso er sein Studio wechseln wollte. Der Künstler darf frei entscheiden, wo er seine eigene Musik machen will, jedoch wäre ich als Chef dieses Labels einfach gerne darüber informiert. Er sagte mir, er könne sich mit dir und Hussein nicht mehr in einen Raum setzen, zumindest wenn ihr zusammen da wärt. Er sagte, es würde ihm zu sehr wehtun. Bei Hussein, weil er dachte du seist sein bester Freund und würdest ihn nicht so einfach hintergehen..." Anis lugte rüber zu ihm.

"Und bei dir... Weil er alles für dich getan hat, als es dir schlecht ging und du ihm nicht nur seine Gefühle nicht erwidert hast, sondern ihn auch als Freund liegen gelassen hast." Mein Chef stand gerade direkt vor mir. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck und seine Stimmung uns beiden gegenüber nicht deuten.

Es lag eine unsichere Art von dieser in der Luft und keiner von uns Drein wusste, wie man sie ungeschehen machen konnte. So dachte ich zumindest, bis Anis direkt nach meinem Gedanken mit einem ganz anderen Thema anfing und es mir so vorkam, als wäre er dieser Situation hier geschickt ausgewichen. Ich kannte das von ihm nicht. Er war immer eine Person gewesen, die auch noch einem so schweren Thema nie aus dem Weg gegangen wäre. Er wollte immer sofort Klarheit schaffen und sich alles andere als verarschen lassen. Aber anscheinend hatte sein plötzliches Kommen eine wichtigere Bedeutung.