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Ich lächelte Capi dankend zu, der mich stützend die Stufen hoch zu meiner Wohnung geführt hatte. Er schloss schnell die Tür zu dieser auf, um mir danach wieder zu helfen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es war heute genau zwei Wochen her, Anfang September, dass ich aus dem Koma erwacht war und dennoch war ich schwach und durch die strenge Einnahme von Medikamenten nicht vollkommen bei klarem Verstand. Ich machte langsame Fortschritte und doch fühlte es sich an, als würde ich immer nur auf der gleichen Stelle herumtreten.

Zusammen mit Capi folgte uns Hussein unauffällig in meine vier Wände. Wir hatten seit der Wiedererlangung meines Bewusstseins nur einmal kurz miteinander geredet, ansonsten hielt er sein Wort. Er verschwand nach und nach aus meinem Leben, hielt sich bedeckt und unbemerkt im Hintergrund des Geschehens. Dass ich dennoch immer noch an meinen Traum mit ihm denken musste, sobald ich in seine Augen blickte, ließ mich nicht los. Ich berührte dann wie aus Reflex meinen Hals, an dem ich automatisch immer noch seine Hände spürte und wurde unruhig. Klar, Träume waren für das echte Leben nicht wichtig, doch sie hatten Bedeutungen und dieser Traum hatte hundertprozentig eine. Ansonsten würde Hussein's Anblick in mir nicht diese genannten Symptome auslösen.

Capi brachte mich ins Wohnzimmer auf die Couch, legte mir ein großes Kissen unter den Kopf und holte meine Bettdecke aus dem Schlafzimmer. Obwohl es bestimmt an die 32 Grad betrug, war mir eiskalt. Scheiß Immunsystem. Ich kuschelte mich in die warme Decke und schloss für eine Sekunde die Augen. Diese kleine Reise war ziemlich anstrengend... Ich dachte an Toni und David, die heute zusammen eine kleine Unterkunft für meinen Bruder suchten. David meinte, da er jetzt sowieso schon wieder in Berlin war, würde er gleich bleiben. Eine Firma würde seine Möbel aus Norwegen bringen. Mit seiner Freundin Anna musste erst einmal eine Fernbeziehung herhalten.

Mir schossen auch Mama und Papa in den Kopf. Ich hatte Papa das erste Mal seit dem Tod von Oma weinen gesehen, so froh war er gewesen, mich wohlbehalten zu sehen. Mama hatte stattdessen keine einzige Träne mehr rausbekommen. Sie meinte, dass sie schon alles in den letzten Tagen aufgebraucht hatte und fing dann trotzdem wieder an zu weinen. Dieses Mal jedoch eher aus Freude. Wir hatten den gestrigen letzten Tag auf der Station zusammen verbracht und viel geredet.

Mittlerweile war die Fahndung nach den beiden Männern rausgegangen, die mich gejagt und abgestochen hatten. Da es keinen einzigen Beweis dafür gab, dass sie aus Kalil's Reihen stammten und ich dieses Detail lieber für mich behielt, wurde die Suche nach den beiden schwieriger. Die Beschreibung ihrer Gesichter wurde eher schlecht, als recht bewältigt, da ich mich an den einen gar nicht mehr erinnern konnte und bei meinem potentiellen Mörder mir nur noch der Bart und die Augenform eingefallen war. Alles in allem keine guten Voraussetzungen, um jemanden von ihnen zu finden.

"Ruf an, wenn du etwas brauchst, Süße." Vladi wuschelte mir durch die Haare und grinste mich an. Ich glaubte inzwischen, dass er glücklicher war, als ich, aus dem Krankenhaus draußen zu sein, denn auch nachdem ich aus dem Koma gekommen war, blieb er die meiste Zeit über in meiner Nähe.

"Danke Capi. Danke, dass du für mich da bist." Ich streckte meine Hand nach seiner aus, er griff danach und platzierte einen kleinen Kuss auf dem Rücken.

"Ich mach nicht noch einmal diesen Fehler, dich aus den Augen zu verlieren." Er drückte meine Hand und hob mahnenden den Zeigefinger. Er lehnte sich zu mir vor und drückte seine Wange an meine. Ich hätte seine Gesten gerne erwiderte, doch erstens war ich fast vorm einschlafen und zweitens spürte ich, wie uns Hussein aus meinem Augenwinkel still beobachtete. Das kannte ich jedoch mittlerweile schon, denn auch im Krankenhaus hatte er mich und jede Person, die bei mir war, genaustens betrachtet. Als wolle er jede Sekunde dazwischen gehen, es aber nicht konnte.

"Ruh dich schön aus, ich komme vielleicht abends nochmal vorbei, wenn Antonia und David noch nicht zurück sind, okay?" Ich musste leicht lächeln, denn ich hätte nie gedacht, dass der Rapper die Namen meiner besten Freundin und meines Bruders in einem so normalen Kontext benutzte. Auch die beiden machten das. Mein Unfall hatte sowohl die Rapper vom Label, als auch meine Familie irgendwie ungewohnt nahe gebracht.

Arrhythmie [Rap-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt