"Das kann nicht wahr sein! Ich habe mein Leben dafür gegeben! Jetzt ist alles weg! Alles!" Wir zuckten vor den Schlägen an die Wände und Türen, die den Raum des Studios erfüllten, jedes Mal zusammen und beobachteten Vladi bei seinem Gefühlsausbruch, der schon seit über einer vierteln Stunde anhielt.
Anis war der Einzige, der Anfangs versucht hatte, den jungen Rapper zu beruhigen, doch auch er merkte schnell, dass das nichts bringen würde. Hussein und mir war sofort klar, dass man Capi nicht hätte aufhalten können. Er war als Letzter zum Treffen gekommen, davor war er damit beschäftigt gewesen, noch so viele seiner Songideen zu retten, wie möglich. Es waren nicht einmal zehn Stück, die er zufälliger Weise auf Anis' Laptop kopiert hatte. Jetzt konnte man ihn sehen, wie er zwischen Wut und Tränen beinahe davor stand, diesen zu zertrümmern.
Bei seinem Anblick fühlte sich mein Herz an, als hätte man es mit zwei Tonnen Zement beladen, um es zu zerquetschen. Der Kloß in meinem Hals drohte mich zu ersticken und meine Schuldgefühle wollten mich auffressen, wenn ich mir nicht irgendwie die ganze Zeit eingeredet hätte, dass Capi dadurch wenigstens nichts angetan werden würde. Aber war dieser Schmerz, der ihn gerade erfüllte, denn besser? Es fühlte sich aus meiner Sicht im Moment nicht so an, aber die Nachricht von Kalil, in der er geschrieben hatte, dass er sein Versprechen halten würde, ließ mich schwanken. Ich kannte Kalil nicht wirklich, aber würde er so etwas brechen?
"Vladi, soll ich dir was zu Trinken besorgen?" Mein Urlaub war sowieso spätestens an diesem ersten Arbeitstag wieder vergessen. Da konnte ich mich genauso gut wieder um meine Rapper kümmern und mir ihren Kummer auferbühren.
Durch sein schweres Atmen, das fast einer Hyperventilation glich, erkannte ich ein abgestumpftes Nicken, was mir reichte, um mich vom Sofa zu begeben, mir meinen Geldbeutel zu schnappen und, in Gefolge von Hussein, der sowieso neue Kippen bräuchte, das Studio verließ. Heute, an diesem späten Abend, regnete es etwas. Das erste Mal seit vielen Wochen des heißen und lang anhaltenden Sommers. Die warme Luft war deswegen jedoch noch lange nicht verschwunden.
"Worüber denkst du nach?" Mit meinen Händen in den Jackentaschen meines Sweaters schaute ich zu Hussein, der mir gleich getan hatte, doch sein Kopf war, anders als meiner, gesenkt auf den Boden gerichtet. Unsere Stimmung war gerade natürlich nicht die Beste.
"Dass Capi mir Leid tut. Es ist eine... Katastrophe. Nicht nur für ihn. Und du?" Ich fand diese Unterhaltung ziemlich merkwürdig. Es war keine normale Unterhaltung zwischen uns beiden. Es war fast, wie zwischen zwei... Freunden. Freunde, die sich respektierten, gut kannten, sich mochten. Zumindest der letzte Aspekt ging ungefähr in eine passende Richtung.
Man konnte vielleicht sagen, dass wir uns beide, außer mit der körperlichen, auch auf der psychischen Nähe seit seinem Besuch bei meinen Eltern ein Stück weiter gekommen waren. Anfangs hatte sich niemand aus meiner Familie getraut, den fremden Mann neben mir am Esstisch anzusprechen, aber gerade Josie, die sich sofort neben ihn gesetzt hatte, fing ziemlich schnell an, ihm Fragen zu stellen. Natürlich solche Fragen, wie sie ein kleines Kind stellen würde. Wie alt er war, wo er wohne und ob er mein Freund war. Ich musste dabei augenblicklich an Aaliyah denken, die immer davon ausgegangen war, dass Michael und ich ein Paar wären. Natürlich hatte Hussein nur gelacht und diese Frage verneint. Josie war dabei die Einzige am Tisch gewesen, die einen Schmollmund gezogen hatte.
Auf die Frage meiner Mutter hin, die sich langsam herangetastet hatte, woher wir uns überhaupt kannten, antwortete der Rapper nur, dass er mich durch Antonia kenne und das erstaunte mich wirklich am meisten. Dass er mir wohl echt zugehört hatte, als ich mich, als ich noch bei Capi wohnte, mit Vladi über den Stress mit meiner besten Freundin unterhalten hatte. Das war mir erst an diesem Abend aufgefallen und ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln, sodass es jeder am Tisch sehen konnte. Unauffällig hatte er seine Hand auf meinem Oberschenkel gelegt, um ihn leicht zu drücken.
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Arrhythmie [Rap-FF]
FanfictionNach einem Jahr ohne Kontakt, wird Luisa von ihrem ehemaligen Chef, Anis Ferchichi, alias Bushido, zu den HipHop.de Awards eingeladen. Die Grafikdesignerin wird schnell in ihr früheres Leben zurückkatapultiert und bekommt die Chance, abermals für...