"Happy Birthday, liebe Luisa... Happy Birthday to youuu!" Voller Stolz stand meine gesamte Familie vor mir um den großen Esstisch eines unserer Lieblingsrestaurants in Berlin. Jeder Einzelne von ihnen mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen, das Champagnerglas hoch erhoben, jeder darauf bedacht, mir ein ebenso glückliches Strahlen ins Gesicht zaubern zu können, was sie schafften.
Ich hatte mir versprochen, zumindest für heute Abend die bekümmerte Miene fallen zu lassen, die vielen Gedanken von letzter Nacht beiseite zu schieben und meinen Geburtstag besser zu feiern, als ihn noch vor wenigen Stunden. Ich legte diese Unterhaltung mit Toni und David unter einen dicken Stapel an Altpapier, auch wenn ich die besorgten Blicke meines Bruders, der mir gegenüber saß, auf meiner Haut brennen spürte. Bis jetzt hatte er es anscheinend noch niemandem erzählt und ich war ihm dankbar dafür, da ich befürchtet hatte, er würde direkt zu Mama und Papa rennen. Ich legte auch den gelben Umschlag von Michael gleich mit dazu und vorallem den Inhalt, der mir einen Stich ins Herz versetzte. Aber ja, auch das verdrängte ich heute ganz leicht. Ich wollte das Abendessen mit meinen Eltern, Großeltern und Tanten und Onkels genießen, besonders, da es mir heute Mittags beim Kaffee und Kuchen im Haus meiner Eltern noch schwer fiel, so zu tun. Vielleicht hatte die eiskalte Dusche, die ich vor dem Abendessen genommen hatte, mich auf andere Gedanken gebracht...
Während ich mich für das kleine Ständchen mit geröteten Wangen schüchtern bedankte und sich die anderen nach und nach wieder auf den weißen Ledersitzen am Tisch niederließen, flog mein Blick immer wieder zu dem Eingang des 5-Sterne-Restaurants. Die Tür dessen öffnete und schloss sich gefühlt jede Minute, doch er war keiner der Eintretenden. Er war zu spät. Seit fast 20 Minuten und langsam wurde ich ungeduldig. Hussein war noch nie zu spät gekommen, wieso jetzt? Auch meine Mutter verfolgte meine Beobachtungen und auch wenn sie wusste, dass noch ein Gast eintreffen würde, wusste sie nicht, wer es war. Sie hatte bei der Reservierung gar nicht nachgefragt, obwohl sie sonst immer so neugierig war. Entweder hatte sie hinter meinem Rücken bei David nachgefragt oder sie hatte sowieso schon eine Vorahnung.
"Wieso bist du denn so angespannt, Schätzchen?" Mein Vater warf mir einen fragenden Blick zu und schenkte mir darunter ein weiteres Mal vom Champagner ein. Ich sollte mir wohl Mut antrinken.
"Nichts, nichts. Ich... Ich werde nur einmal kurz auf Toilette gehen." Ich schob gerade meinen Stuhl ein Stück weit nach hinten, als ein weiteres Mal die Tür des Lokales aufflog und endlich der Rapper durch den Türrahmen trat.
Seine Augen huschten schnell durch den Raum, er musterte das Ambiente und schaute dann direkt in meine Augen. Ich erstarrte und sah ihn in der nächsten Sekunde mit einem kleinen Lächeln auf mich und meine Familie zukommen. Sein Körper war verpackt in einem dunkelblauen Armanipullover und einer schwarzen Hose. Ich konnte von hier seine silberne Rolex an seinem Handgelenk nur so herausstechen sehen, doch konzentrierte mich lieber auf seine leicht gewachsten Haare und seine dunklen Augen, die mich immer noch festhielten, damit ich ja nicht von diesem Stuhl aufstehen würde. Diesen Blick hatte meine Mutter natürlich ebensowenig missachtet und drehte sich schließlich auch in die Richtung aus der Hussein kam.
Ihre gesamter Körper spannte sich auf den Reiz, der Hussein in ihr auslöste, augenblicklich an. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sich ihr Kiefer verkrampfte und sie die Lippen aufeinanderpresste, als würde sie mit sich kämpfen, in den nächsten Sekunden nicht gleich zu platzen. Mit jeder Sekunde, die Hussein näher auf uns zukam drehte sich Stück für Stück auch der Rest meiner Familie zu dem Neuankömmling hin, doch niemand war so sichtlich verärgert darüber, wie meine Mutter. Wie sie sich meinetwegen zurückhalten musste.
"Hallo, schönen Abend miteinander." Ich hatte den Rapper sicherlich noch nie so zittrig in seinem Tonfall erlebt. Er stand schließlich vor dem gemeinsamen Esstisch, wusste nicht ganz so genau, was er tun sollte. Wieder fand sein unbeholfener Blick meinen, aber mein Vater kam mir zuvor.
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Arrhythmie [Rap-FF]
FanfictionNach einem Jahr ohne Kontakt, wird Luisa von ihrem ehemaligen Chef, Anis Ferchichi, alias Bushido, zu den HipHop.de Awards eingeladen. Die Grafikdesignerin wird schnell in ihr früheres Leben zurückkatapultiert und bekommt die Chance, abermals für...