Schwer öffneten sich meine Augenlider. Sie fühlten sich an, als wollte man sie mir wieder zudrücken, doch ich kämpfte irgendwie dagegen an. Meine Sicht klärte sich zäh, mein erster Blick fiel auf meine Unterarme, an denen einige kleine Infusionsschläuche mit Kathetern angebracht worden waren. Ich folgte einem dieser und schaute schließlich auf den Bildschirm eines EKGs. Es zeigte meinen Herzschlag auf, der ruhig im gleichen Rhythmus blieb. Das Piepen vernahm ich erst einige Sekunden später, als wäre mein Sinn fürs Hören erst jetzt wieder aktiv geworden.
Im Zimmer, in dem ich mich befand, war es nicht komplett dunkel. Eine kleine Lampe leuchtete schräg gegenüber von meinen Bett schwach vor sich hin und versuchte den Raum etwas zu erleuchten. Direkt neben dem kleinen Tisch mit dieser Lampe darauf befanden sich zwei schlichte Sessel. Erst jetzt bemerkte ich jemanden in einem von ihnen sitzen. Der Mann, den ich jedoch nicht gut genug erkennen konnte, schlief jedoch, so schien es. Ich wusste nicht, wie viel Uhr es war, doch es war tiefe Nacht, weswegen es noch zu früh für eine sommerliche Morgendämmerung um vier Uhr sein musste.
Ich versuchte mich etwas aufrecht zu setzen, was mir aber kaum gelang. Das Bett knärzte nur so stark, dass ich mein Gesicht empfindlich zusammenzog und schließlich aufgab. Ich seufzte leicht genervt, ehe sich etwas im Sessel am anderen Ende des kleinen Zimmers rührte. Ich schaute gespannt zu dem Mann hinüber, bemerkte, wie extrem anstrengend es doch war, mich auf ihn zu konzentrieren. Meine Augen auf ihn zu fokussieren und ihm zuzusehen, wie er seine vom Schlaf ermüdeten Augen juckte und ein letztes Mal gähnte. Ich wollte gerade etwas sagen, als ich merkte, wie aus mir kein Fünkchen kam. Als hätte man mir den Schalter ausgeknipst, auch wenn es nur die Schwäche in meinen Stimmbändern war, die mir das Sprechen verhinderte.
"Lu, du bist wach." In seiner Stimme lag etwas zwischen Erleichterung, Überraschung, Freude. Als wäre es fast wie ein Wunder, dass ich meine Augen offen hatte. Was war hier wirklich passiert? War ich tatsächlich in einem Krankenhaus und wenn ja, wie lange schon?
Sofort sah ich wieder in diese dunklen Augen. Er drückte mich immer fester gegen diese Wand, sein Kumpel schaute uns zu. Seine Hände hinderten mich an meiner Selbstverteidigung. Wieder schaute ich in diese Augen des jungen Mannes vor mir und erkannte nichts außer Kälte in diesen. Schon bevor er sein Messer gezogen hatte, wusste ich, dass er mich umbringen wollte. Nichts hinderte ihn an dieser Tat und wieder zog sich mein Unterleib zusammen. Ich verzog mein Gesicht abermals, doch dieses Mal vor Schmerzen. Alles wehrte sich in mir.
"Hey, Lu, alles ist gut. Beruhige dich. Die Ärzte haben gesagt, dass du still liegen musst." Die mir zu bekannte Stimme ertönte neben mir, hielt meine Hände fest und versuchte mich abzulenken. Abzulenken von diesen Erinnerungen die in meine Gedanken traten und mich erdrückten.
Nach extrem langsam verstreichenden Sekunden traute ich mich, ins Gesicht des Mannes neben mir zu schauen. Mir entgegnete ein in Tränen aufgelöster Vladi, der versuchte ein schwaches Lächeln auf seine nassen Lippen zu bringen. Es gelang ihm, doch abkaufen konnte man es ihm nicht. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Klar, er hatte schon das ein oder andere Mal vor mir geweint, doch dann eher aus Wut, als aus... Ja, weshalb weinte er überhaupt?
"Du bist wach. Ich glaube es kaum. Dir geht es gut." Er wischte unmotiviert etwas an Nässe aus seinem Gesicht, lehnte sich zu mir und drückte seine Wange an meine. Er gab mir einen Kuss auf diese, noch einen und noch einen. Ich war komplett überfordert mit dieser Situation, denn ich konnte seine Freude nicht nachvollziehen. Konnte man mir vielleicht erzählen, was hier los war?
"Anis und Hussein holen gerade Essen. Deine Eltern und dein Bruder waren gestern hier. Deine Mutter kommt jeden Tag. Sie weint immer, sobald sie dich sieht. Antonia war vorgestern da. Ich..." Er räusperte sich, seine Worte kamen so schnell aus seinem Mund, dass ich ihm kaum hinterher kam. David war sogar wegen mir aus Norwegen gekommen?
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Arrhythmie [Rap-FF]
FanfictionNach einem Jahr ohne Kontakt, wird Luisa von ihrem ehemaligen Chef, Anis Ferchichi, alias Bushido, zu den HipHop.de Awards eingeladen. Die Grafikdesignerin wird schnell in ihr früheres Leben zurückkatapultiert und bekommt die Chance, abermals für...