Roulette des Schicksals Nr. 2

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Schnelle Schritte, die auf Stufen trafen, ließen Leo nur wenig später erschrocken den Kopf heben und sie drückte sich noch mehr an die Wand. Mit aufgerissenen Augen starrte sie sie auf die Treppe und atmete erleichtert aus, als sie erkannte, dass es Julien war. Er kam sofort auf sie zu und ging vor ihr in die Hocke. "Hey," begrüßte er sie, was sie erwiderte. Dann nickte Julien in Richtung Aufzug. "Komm, mein Wagen steht in der Tiefgarage."

Während Leo sich mit der linken Hand abstützte um auf zu stehen griff Julien nach ihrem rechten Arm, um ihr zu helfen. Der leise Schrei und das schmerzverzerrte Gesicht veranlassten Julien, den Arm sofort wieder los zu lassen.

"Irgendwie hast du jedesmal neue Verletzungen, wenn wir uns sehen," bemerkte er mit einem schiefen Lächeln.

Leo zuckte nur kurz mit den Mundwinkeln und machte ein: "Hmmm."

Als sie dann aber stand gingen sie zusammen die paar Schritte zum Aufzug, dessen Knopf Julien betätigte. Der Aufzug kam von oben und die Tür öffnete sich leise.

"Wieso kommst du eigentlich von oben, wenn dein Auto in der Tiefgarage steht?" fragte Leo, als sie die Kabine betreten hatten.

"Ich bin mit dem Aufzug nach oben gefahren und hab dich da sitzen sehen," erklärte Julien. "Deswegen bin ich die Treppen runter."

Verstehend nickte Leo, da öffnete sich auch schon wieder die Tür des Glaskastens. Julien ging nach rechts vor, wo er vor einem dunklen Kleinwagen stehen blieb, den er über die Zentralverriegelung öffnete. Nachdem beide eingestiegen waren half Julien Leo beim anschnallen, da sie sich mit links doch etwas schwer dabei tat.

"Was ist eigentlich mit deinem Arm passiert?" fragte er sie, während er den Motor startete und aus der Parklücke fuhr.

Kurz atmete Leo durch und lehnte den Kopf an die Stütze des Sitzes. Wenn sie Julien um Hilfe bat musste sie ihm wohl erzählen, was passiert war. "Ich hab ...," fing sie stockend an, da sie nicht richtig wusste, wie sie das erklären sollte. "Weißt du, da war so ein kleines Mädchen. Und ich hab sie in den Zug gesetzt."

Ein kurzer prüfender Blick traf sie von Julien, der mittlerweile aus dem Parkhaus und nach rechts auf die Straße fuhr. "Versteh ich nicht. Wie hast du dir dabei den Arm verletzt?"

"Hab ich nicht," sagte sie leise und knetete ihre Hände, während sie aus dem Fenster sah. Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Überlegungen, wie sie das am besten erklären konnte. "Fuck," fluchte sie und angelte umständlich nach ihrem Telefon. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht als sie sah, dass Mirko sie anrief. Schnell drückte sie das Gespräch weg, entsperrte ihr Handy und schaltete es aus. Wieder ein prüfender Blick von Julien.

"Hat er dir das zu gefügt?" fragte er, nachdem er seinen Blick wieder auf die Fahrbahn richtete.

Nickend sagte sie: "Ja."

"Wer ist der Typ?"

"Er hat meine Mum geheiratet, kurz bevor sie gestorben ist." erklärte sie.

"Dann ist er dein Stiefvater?" wollte Julien wissen.

"Ich weiß nicht. Adoptiert hat er mich nicht. Also keine Ahnung."

"Was ist mit deinem richtigen Vater?"

"Meine Mum hat gesagt, dass er gestorben sei als ich noch ganz klein war." Leo konnte sich gar nicht an ihn erinnern und wusste eigentlich auch gar nichts von ihm.

Während Julien jetzt auf die Autobahn fuhr stellte er die nächste Frage: "Bist du eigentlich Krankenversichert?" Leo antwortete ihm mit einem kurzen Kopf schütteln und einem 'nein', worauf Julien die Luft aus seinen Wangen ließ. "Du musst untersucht werden. Das mit deinem Arm kann alles Mögliche sein. Das sollte sich besser ein Arzt ansehen." Nachdenklich kaute Julien auf seiner Unterlippe rum, während er sich auf den Verkehr konzentrierte. "Okay, wir fahren einfach mal im Krankenhaus vorbei," sagte Julien dann nach einiger Zeit. "Hör zu Leo, die müssen dich untersuchen. Kann dann halt nur sein, dass das dann was kostet. Oder vielleicht kann man auch im nachhinein eine Krankenversicherung abschließen, die dafür aufkommt. Keine Ahnung."

Auf den zweiten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt