Abwechslung

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Mit angezogenen Knien saß Leo auf dem Stuhl von Oberkommissar Förster und hatte ihm gerade ihre Sicht der Dinge geschildert. Ihre Arme hatte sie um die Knie geschlungen, während Julien mit seinem Stuhl dicht neben ihr saß, seinen linken Arm um ihre Schulter.

"Ja ...," erneut schüttelte sie den Kopf, um die Bilder aus ihrem Kopf zu verdrängen. "... und dann hat Rezo uns auf gemacht und wir sind hoch zu ihm in die Wohnung."

"Frau Breitling, es tut mir ehrlich leid, was ihnen da passiert ist. Kommissar Kemicz hatte mich am Sonntag schon darüber informiert und auch darüber, dass Herr Brauner und Herr Tomaczek sich jetzt in U-Haft befinden. Ich habe heute morgen gleich mit dem zuständigen Staatsanwalt telefoniert. Es wird jetzt ein Verfahren gegen die beiden in die Wege geleitet. Sie brauchen sich keine Sorgen mehr machen, die Herren werden auf jeden Fall erst mal in Gewahrsam bleiben." Oberkommissar Förster hatte sich etwas nach vorne gebeugt, die Unterarme auf dem Schreibtisch abgelegt und während er das sagte seinen Stift in den Fingern gedreht.

"Erst mal?" fragte Julien irritiert.

"Also definitiv bis zur Verhandlung. Nach der Schwere der Taten, die die Herren begangen haben ist auch nicht zu vermuten, dass sie vor den nächsten 5 Jahren wieder auf freien Fuß kommen. Allerdings nur, wenn sie bei ihren Aussagen bleiben, ihre Anzeigen nicht zurück ziehen oder sich sonst kein spektakuläres Wunder für die Herren auf tut," erklärte er.

"Ich werde weder die Anzeige noch meine Aussagen zurück nehmen!" sagte Leo selbstbewusst.

"Das freut mich natürlich zu hören Frau Breitling." Dann wandte sich Herr Förster wieder an Julien. "Gut Herr Bam, dann berichten sie doch bitte noch mal, damit ich ihre Aussage auch noch zu Papier bringen kann."

Da fing Julien an, seine Sicht der Dinge zu schildern, an die er sich erinnern konnte, während Leo ihren Kopf an seine Schulter legte. Die ganze Zeit über lief das Tonband Gerät mit, welches Juliens Aussage aufnahm, die der Oberkommissar später abtippen würde.

Bis sie sich von dem Oberkommissar verabschiedeten waren schon fast drei Stunden vergangen. Zum einen natürlich, weil es doch eine ganze Menge gewesen war, was Julien und Leo dem Kommissar erzählen mussten, zum anderen aber auch, weil Leo öfters hatte stoppen müssen. Vor allem die Erinnerungen daran, wie Tom versucht hatte ihr das Shirt aus zu ziehen hatte sie am meisten Zeit gekostet zu erzählen.

Sie beide waren schon fast aus der Türe des Oberkommissares draussen, als Leo noch etwas einfiel. Daher blieb sie in der Tür stehen, drehte sich um und richtete ihre Worte an ihn. "Eine Frage hab ich noch."

Von seinem Monitor zu ihr blickend dieser sie: "Und die wäre?"

"Wie ist das - wenn ich eine Strafe bekommen sollte, weil ich für Mirko ja das Dope vertickt und die Leute beklaut hab - dann bin ich doch vorbestraft. Kann ich dann trotzdem noch Polizistin werden? Weil ich das gerne würde."

Die Miene von Herrn Förster zeigte erst Überraschung, bis ein amüsiertes Lächeln um seine Mundwinkel lag. "Es freut mich zu hören, dass sie in den Polizeidienst wollen. Aber wie kommen sie darauf, dass sie eine Strafe bekommen sollten?"

Da kratzte Leo sich verlegen am Hinterkopf, während nun auch Julien wieder zurück in den Raum getreten war und ihr zu Hilfe kam. "Wir haben diese Informationen von einem Bekannten bekommen, der ebenfalls bei der Polizei tätig ist. Er sagte, dass es sein könnte, dass gegen Leo ein Verfahren eingeleitet würde. Und dass sie dann eventuell auf Bewährung verurteilt werden würde."

"Ich verstehe," nickte der Oberkommissar. "Nun, im Normalfall ist das korrekt. Aber der Herr Nesser Frau Breitling mit dem Leben gedroht hat und ihr auch körperliche Gewalt zugefügt hat hat sie definitiv unter Zwang und nicht mit freiem Willen gehandelt." Dann sah Herr Förster Leo lächelnd an. "Sie brauchen sich keine Sorgen machen. Es wird kein Verfahren gegen sie geben. Also bewerben sie sich ruhig für die Polizeischule."

Auf den zweiten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt