Kleine Spielchen

134 2 0
                                    

Nickend erwiderte sie die Aussage von ihm und ging direkt ins Bad, während Julien wieder zurück ins Büro ging. Als sie nach fast einer halben Stunde raus kam ging sie runter in den hinteren Bereich vom Wohnzimmer, wo das große Bett stand, in dem Julien normalerweise schlief. Stirn runzelnd sah sie, dass das Bett frisch bezogen war und sie fragte sich, wann er das gemacht hatte, während sie grinsen musste. Allerdings war sie noch kein bisschen müde und so stellte sich ihr die Frage, was sie jetzt machen sollte. Ins Bett gehen und die Decke - wobei ihr Blick da hin fiel und sie große Augen machte, sowie dass ihr Mund aufklappte. Ganz eindeutig war ins Bett gehen gerade eine super Option. Wow war das genial. Auch wenn der dunkle Nachthimmel durch einige Wolkenfetzen verdeckt wurde sah man trotzdem einen Halbmond und einige Sterne durch das Glasdach. Und dass der Mond durch die Wolken leicht vernebelt war ließ ihn nur noch schöner wirken, fand zumindest Leo. Sie zog sich die Trainingshose von Julien aus und machte es sich auf dem Bett bequem. Da sie nicht wusste, auf welcher Seite er normalerweise schlief setzte sie sich mittig ziemlich weit nach vorne im Schneidersitz hin und stützte ihre Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab, sodass sie ihr Kinn in ihre Hände legen konnte. Die Decke über ihre Beine war ihr so angenehm war, während sie ihren Blick auf den beleuchteten Garten und den Himmel konzentrierte.

Ihre Gedanken kreisten um die neue Situation, in der sie sich nun befand. In einer Beziehung mit Julien Bam, dem bekannten YouTuber. Ab Montag hätte sie Arbeit und wenn alles gut lief könnte sie nächstes Jahr vielleicht sogar eine Ausbildung zur Polizistin machen. Wobei das noch ein Traum war, denn sie hatte noch keine Ahnung, was sie dafür können oder tun musste. Was die Anforderungen waren. Und zeitgleich fiel ihr ein, dass sie trotzdem noch zum Amt musste, denn mit 450,- Euro würde sie sich keine Wohnung leisten können, die sie auch noch bräuchte. Aber zumindest wurde von dem Minijob ihre Krankenversicherung bezahlt, das war zumindest schon mal etwas

Lange Zeit saß sie so da, hing ihren Gedanken nach und betrachtete die Umgebung draussen, bis sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr nahm. Sie drehte ihren Kopf nach links und erblickte Julien, der gerade auf sie zukam, mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Gefällt dir?" fragte er mit einem Kopf nicken in Richtung des Gartens.

Erst nickte sie, bevor sie antwortete: "Schon als ich das erste Mal hier war. Nachts sieht er so schön aus."

"Das hat meine Mama mit ein paar Freundinnen gemacht," erklärte er, während er seine Hose und sein Shirt auszog. Ein verlegenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, was auch Julien schmunzeln ließ. Man sah ihr an, dass sie nicht wusste, ob sie beschämt zu Boden schauen oder ihn beobachten sollte. Daher beobachtete sie ihn mit leicht gesenktem Kopf, was Julien verdammt sexy fand. Er setzte sich hinter sie, die Beine links und rechts von ihr und legte seine Hände vorsichtig auf ihr Hüften, um sie dann langsam nach vorne auf ihren Bauch streichen zu lassen. "Komm her," sagte er leise an ihrem Ohr und er zog sie näher an sich. Nur schwer konnte er sich ein Lachen unterdrücken, als er an ihrem ganzen Körper die Gänsehaut sah, die seine Stimme an ihrem Ohr verursachte. Noch etwas zaghaft legte sie ihre Hände auf seine und wirkte angespannt, was sich jedoch änderte, als sich ihre Hände ineinander verschränkten und Julien sie an sich lehnte.

Ein tiefer, zufriedener Atemzug entwich Leo's Lippen, bevor sie leise sagte: "Du strahlst eine angenehme Wärme aus"

"Mir ist auch selten kalt," gab er leicht lachend zu. "Kann ich dich was fragen?"

"Hm?" machte sie lediglich, drehte ihren Kopf nach links und lehnte sich etwas zur Seite, damit sie ihn besser ansehen konnte.

"Warum hast du dich als Junge ausgegeben?" fragte er, während er sie ebenfalls ansah.

Jetzt musste sie etwas lachen, richtete sich auf und drehte sich seitlich, so dass sie den Kopf nur etwas nach links drehen musste, um ihn an zu sehen. Dabei löste sie ihre verschränkten Hände, legte ihre dafür aber auf seine linke, während seine rechte auf ihrer Hüfte lag. "Das selbe hat mich Vince auch gefragt. Hm, am Anfang war es gar nicht gewollt. Ihr seid ja davon ausgegangen, dass ich ein Junge bin. Und ich sah keinen Grund, euch zu korrigieren, da ich ja wieder weg wollte. Ich dachte, wir sehen uns eh nie wieder. Aber dann ...," sie senkte ihren Blick, atmete ein mal tief durch und umkreiste mit ihrem Zeigefinger sein Tattoo auf seinem Ringfinger, bevor sie weiter sprach. "Ich dachte, ihr würdet mir nicht helfen, wenn ihr wüsstet dass ich ein Mädchen bin. Und dass ihr mich dann anders behandeln würdet," gab sie ehrlich zu, während sie ihn wieder ansah

"Was wir aber nicht tun," erwiderte er grinsend. Sie bestätigte das mit einem Nicken. "Und wieso ... ich mein ... wolltest du, dass man dich für einen Jungen hält?"

Wieder nickte sie. "Ja, das macht es auf der Straße einfacher. Ich hab es ja immer bei Marie oder Jenny gesehen. Sie wurden jedesmal angemacht. Die Jungs hat man in Ruhe gelassen. Mal ganz davon abgesehen, dass Mirko sie ... ich dachte so muss ich das nicht auch machen."

"Was Gott sei dank geklappt hat," fügte Julien erleichtert hinzu.

"Ja und dank dir." Mit einem breiten Lächeln sah sie ihn an. Julien versank für den Moment wieder in ihren Augen und ihm fiel erst jetzt auf, dass sie in einem faszinierenden grün leuchteten. Diesmal war sie es, die ihre Hand in seinen Nacken legte, ihn etwas zu sich herunter zog und die Distanz zwischen ihren Mündern überbrückte, während sie die Augen schloss. Parallel lagen ihre Lippen aufeinander, bevor sie unsicher mit der Zunge über seine Lippen strich und sie den Kuss vertieften. Sanft fuhr sie mit den Zähnen kurz über seine Oberlippe als sie den Kuss beendete, was Julien jedoch ein leichtes Stöhnen entlockte. Er ließ die Augen geschlossen und atmete tief ein, besann sich zur Vernunft, bevor er sie wieder öffnete. Ihre Augen waren groß geworden, da sie wohl nicht wusste, dass das so eine Wirkung auf ihn haben würde. Julien konnte nicht anders - er musste bei diesem Blick einfach los lachen. Da sie jetzt verwirrt lächelte küsste er sie sanft auf die Nase, nachdem er sich beruhigt hatte. Ihre Hand wieder auf seiner verschränkte er sie miteinander.

"Sorry aber dein Blick eben war zu funny," erklärte er.

"Ich wusste nicht ...,"

"Alles gut. Es ist nur ..." kurz sah er schmunzelnd zum Glasdach, "ich hab nicht damit gerechnet."

"Dann sollte ich dich vielleicht das nächste Mal vorwarnen," scherzte sie grinsend, was beide dann lachen ließ.

"Gute Idee, wir vereinbaren am besten ein Handzeichen," war Juliens immer noch breit grinsender Kommentar.

"Ich kann dich ja einfach kneifen, dann weißt du Bescheid."

Das ließ Julien kurz die Brauen hoch ziehen, bevor er meinte: "Dann hab ich in einer Woche überall blaue Flecken."

"Na besser du als ich," war ihre trockene Antwort, bei der sie jedoch grinsen musste und die Schultern hoch zog.

Da blitzten Juliens Augen auf, zusätzlich zogen sich seine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen nach oben. "Ich hab da eine bessere Idee." Fragend und argwöhnisch sah sie ihn an, worauf Julien ihr erklärte: "Für jedes Mal, wo du mich in so eine Lage bringst darf ich dir ein Kleidungsstück kaufen." Wie ihre Gesichtszüge in dem Moment zur totalen Verblüffung entgleisten ließ ihn sich auf die Zunge beißen, damit er nicht los lachte. Statt dessen zog er nur triumphierend die Brauen nach oben, bevor er sich etwas nach vorne beugte und ihr: "Ich glaube, wir sollten jetzt schlafen gehen," ins Ohr flüsterte.

Mit großen Augen und sich auf die Lippen beißend - was Julien schlucken ließ - nickte sie langsam.

"Eins," zählte er grinsend auf.

"Was?" war ihre verdutzte Reaktion. "Ich hab doch gar nichts gemacht?"

Lachend nahm er ihr Kinn in seine linke Hand und küsste sie sanft. "Du hast gar keine Ahnung wie sexy das ist, wenn du dir auf die Lippen beißt."

"Pfffffft," ließ sie die Luft aus ihren Wangen. Als Mädchen machte man scheinbar unbewusst so viele Dinge, die Jungs sexy finden, wurde es ihr in dem Moment klar. Julien hingegen fand das recht amüsant. So konnte er sich das Grinsen auch nicht verkneifen, während er nach hinten rutschte, um es sich auf der rechten Seite des Bettes bequem zu machen. Leo tat es ihm gleich, nur eben auf der linken Seite. Mit dem Gesicht zu ihm, legte Julien seine Hand über ihre Mitte, nachdem er sie mit der großen Decke zu gedeckt hatte.

"Versuch etwas zu schlafen, wir haben schon spät," riet er ihr und strich ihr sanft über den Rücken. Während sie die Augen schloss nickte sie.

"Gute nacht Ju," sagte sie.

"Gute nacht baby," erwiderte Julien nach einem Kuss auf ihre Stirn.

Auf den zweiten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt