13. Kapitel

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13. Kapitel

Seit ein paar Minuten laufen wir schon den Bürgersteig entlang und ich habe keine Ahnung wo wir hin gehen. Zwischen uns herrscht eine ungewöhnlich Stille. Ich kann das alles einfach nicht richtig einordnen. Erstens meine komischen Gefühle und zweitens Harry's übertrieben nettes Verhalten. Warum fühle ich mich bei ihm so geborgen und verstanden? Warum schiesst die Wärme durch meinen Körper wenn wir uns berühren? Ich verstehe das alles nicht.

Harry's lange Beine tragen ihn viel schneller voran als meine es tun. "Harry. Warte mal." Ich renne hinter ihm her. Doch er bleibt nicht stehen. "Haaryyy!" Immer noch läuft er einfach weiter. Ich renne schneller. Doch plötzlich bleibt er stehen so dass ich in ihn hinein laufe. Ohne sich um zu drehen meint er: " Sorry tut mir leid. Aber ich muss schnell machen. Sonst verliere ich meinem Job!" "Wir gehen also in die Bäckerei?" "Ja, ich dachte vielleicht hättest du Lust mir ein bisschen zu helfen..." "Klar. Machen wir schnell. Ich will ja schliesslich nicht, dass du deinen Job verlierst." Hastig läuft Harry weiter. Dabei schnappt er nach meiner Hand um mich mit sich zu ziehen. Verwirrt und überrascht stolpere ich hinter ihm her. Als wir endlich bei der Bäckerei ankommen, bin ich ganz ausser Atem. Harry schliesst die Tür auf und geht in den hinteren Teil der Bäckerei. Eine etwas rundliche Frau begrüsst ihn herzlich. "Harry. Schön dich zu sehen. Du bist heute in der Backstube und ich bin bei der Kasse. Ist das okay?" "Ja natürlich Barbara. Ich habe hier noch einen Freund mit gebracht. Er wird auch helfen." Barbara schaut mich skeptisch an. Als ich merke, dass es ihr eigentlich nicht passt, dass hier einfach jemand rein schneit ohne sich an zu kündigen sage ich: "Sie müssen mich natürlich nicht bezahlen. Ich helfe gerne." Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. "Oh dann kannst du gerne mit helfen. Harry wird dir alles zeigen." Mit diesen Worten verschwindet Barbara aus der Backstube und lässt uns allein. Wieder herrscht diese komische Stille zwischen uns. Harry geht in eine hintere Kammer und kommt mit einem Riesensack Mehl auf der Schulter zurück. Wie beim letzten mal setzte ich mich auf einen Tisch und sehe ihm dabei zu wie er den Sack in eine Riesenmaschine kippt. Er schüttet noch ein paar andere Sachen hin zu und lässt die Maschine laufen. Mit dem Rücken gegen die Wand steht er an der gegenüberliegenden Wand von mir. Um die angespannte Stimmung ein wenig zu lockern greife ich mit meiner Hand nach dem auf dem Tisch verstreuten Mehl und bewerfe Harry damit. Zuerst ist sein Blick geschockt doch dann beginnt er zu grinsen und kommt auf mich zu. "Und du denkst wohl noch du kommst damit davon?!" Vorwurfsvoll zeigt er mit seinem Finger auf sein mehliges Gesicht. Ich quitsche auf als Harry mir ein Becher voller Wasser über den Kopf leert. "Haaarrreeeeh! Das ist ganz nass!" Harry lacht laut auf. "Hahaha sowas hat Wasser eben an sich Niall." Durchnässt wie ich bin springe ich vom Tisch und renne auf die andere Seite. In Lichtgeschwindigkeit schnappe ich mir ein halb volles Glas und beschütte Harry damit. "Das wirst du büssen!" Das ganze Mehl klebt nun in seinem Haar und in seinem Gesicht. Er rennt um den Tisch herum auf mich zu. Lachend drehe ich mich um und renne davon. Es beginnt eine laute Jagd um die Tische in der Bäckerei. Doch die Maschine übertönt unser Kriegsgejohle sowieso. Als ich eben mal kurz stehen bleibe um mich zu entscheiden welchen Weg ich jetzt nehmen soll. Werde ich von Harry der plötzlich vor mir auftaucht zu Boden gestossen. Doch geschickt wie ich bin schnappe ich mir seinen Arm damit ich nicht auf den Boden knalle. Doch er verliert sein Gleichgewicht und fällt lachend auf mich drauf. Am Boden liegend lachen wir uns schlapp. "Du...hahah du siehst so...hahha witzig hahah aus hahah." kichere ich. Seine Locken kleben ihm im Gesicht. "Sag das noch einmal und ich werde...." "Du siehst sooooo, hahah witzig aus! Hahaha!" Ich kann mein Lachen gar nicht mehr stoppen. "Ich hab dich gewarnt Niall!" Und dann beginnt Harry mich zu kitzeln. Ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber ich will behaupten, dass ich der wohl kitzeligste Mensch auf Erden bin. Laut kichere ich. "Harry hör....auf.. haha." "Oh nein. Das ist deine Bestrafung!" Und er kitzelt mich erbarmungslos weiter. Ich kreische immer wieder und will ihn zum aufhören bewegen. "So ich denke du hast mich verstanden." Harry hört auf mich zu kitzeln und ich denke, dass er jetzt gleich aufsteht doch er bleibt liegen. Die Maschine stoppt und plötzlich ist es ganz still. Man hört nur unseren gleichmässigen Atem. Plötzlich hebt Harry seine Hand und streicht mir die Haare vorsichtig und sanft aus dem Gesicht. Ich spüre wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. "Aww du brauchst doch nicht rot zu werden." Leise, sagt er noch: "Wie süss!" er denkt wohl, dass ich es nicht gehört habe aber das habe ich. Verwirrt und geschockt starre ich ihn an. Seine grünen Augen starren mich unverwandt an. Ich erstarre und ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Doch plötzlich erhebt sich Harry ruckartig und nuschelt ein: "Sorry." Er geht zur Maschine und nimmt den fertigen Teig raus. Verdutzt starre ich ihm hinter her. Langsam erhebe ich mich vom Boden. Schüttle den Kopf und stelle mich gegenüber von ihm hin. Er reisst immer etwa gleich grosse Stücke vom Teig ab und legt sie vor sich auf den Tisch. Und wieder ein mal erwische ich mich dabei wie ich auf seine muskulösen Arme starre. Als ob nichts gewesen wäre sagt er: " Hier nimm das und knete es. Danach rollst du es so dass es ein rundes, kleines Brötchen gibt. Dann legst du es hier auf dieses Blech." Ohne mich an zu sehen fährt er mit seiner Arbeit fort.

Den Blick übertrieben konzentriert auf den Teig gerichtet beginne ich genau das zu tun was er mir gesagt hat. Mittlerweile haben wir schon mindestens 20 Brötchen gemacht und immer noch sprechen wir kein Wort miteinander. Doch in meinem Kopf ist die Lautstärke kaum mehr aus zu halten. Verschiedene Stimmen kämpfen um die Oberhand und versuchen auf mich ein zu reden. Ich kann sie jedoch nicht verstehen. Nur etwas verstehe ich ganz genau. Was wäre passiert wenn...? Ja wenn was? Ich verstehe es nicht. Was sollte das ganze. Und was will Harry überhaupt? Langsam halte ich es nicht mehr aus. "Harry?" Zögerlich hebt er seinen Kopf. "Warum hast du das vorhin gesagt?" Sofort senkt er den Kopf wieder. "Vergiss es einfach. Du musst nicht in alles gleich so viel hinein interpretieren! Ich hab's nie gesagt okay?" meint er etwas bissig. Ich weiss nicht wieso aber irgendwie schmerzt es mich. Ich habe tief in meinem inneren etwas anderes erwartet! Aber was? Was habe ich erwartet? Ich weiss doch das das ganze hier sowieso nicht ernst gemeint ist. Dieses ganze 'wir sind jetzt die besten Freunde' Ding war doch nur erstunken und erlogen! Aber wieder einmal bin ich darauf hereingefallen. Als das alles im Eiltempo durch meinen Kopf schiesst. Kann ich es nicht verhindern, dass mir eine Träne aus den Augenwinkeln rollt. Schnell blinzle ich sie weg. "Ah so ist das also. Der kleine naive Niall ist also wieder einmal auf die Lügen anderer hereingefallen! Super gemacht Niall." Meine Stimme ist nur ein Flüstern aber ich weiss, dass er mich verstanden hat, denn jetzt sieht er mich geschockt an. "Aber Niall! So war das doch nicht gemeint!" "Ach nein? Wie denn dann?" Wütend starre ich ihn an. Harry ringt mit sich. Man merkt ihm genau an, dass er nicht weiss was er jetzt sagen soll. "Niall.. es... ich schwöre dir, dass ich es ernst meine. Alles was ich hier mache, ist ernst gemeint. Ich nutze dich nicht aus und ich belüge dich auch nicht." Etwas leiser meint er noch: "Das könnte ich ohne hin nie....."

Forbidden Love (Narry Storan) *BOOK 1*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt