Kapitel 14

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Luna POV

Als erstes lasse ich einfach nur den Blick über den Brief gleiten. Nach kurzer Zeit ist sicher, es ist dieselbe Schrift wie auf den Namenkärtchen. Ich halte die Luft an und ein aufgeregtes Kribbeln nistet sich in meinem Bauch ein, denn mein Blick gleitet langsam zum Ende des Briefes und damit hoffentlich zu der Unterschrift der oder des Unbekanten.

In Liebe Matteo, steht am Ende des Textes. Warte mal, Matteo. Der nervige Idiot und Weinkellereinsperrer? Der arrogante Prinz ohne Anstand? Dieser Matteo?, frage ich mich, während ich fieberhaft überlege, ob ich noch einen anderen Matteo kenne. Doch Fehlanzeige! Oh mein Gott, löscht bitte, dass ich die Person heirate, die die Kärtchen geschrieben hat, aus eurem Gedächtnis. Andererseits kann er unmöglich die Kärtchen geschrieben haben oder doch? Immerhin ist es dieselbe Schrift?

Mit neu erwecktem Interesse finde ich meinen Blick am Anfang des Textes wieder. Bevor ich es mir anders überlegen kann, verschlingen meine Augen schon die ersten Zeilen des Briefes:

Liebe Luna,

Ich weiss du bist gerade nicht so gut auf mich zu sprechen. Doch ich will dir umbedingt sagen, dass es mir leid tut, wie ich mich verhalten habe. Besonders die Sache mit dem Weinkeller bedrückt mein Gewissen schwer. Ich kann gerade quasi schon dein Schnauben hören. Aber glaube mir jeder hat ein Gewissen, sogar ich.

Ob du es glaubst oder nicht, ich habe noch nie einen Entschuldigungsbrief geschrieben. Ich finde, aber für meinen Ersten ist er echt spitze. Jetzt fehlt nur noch, dass du deinem königlichen Idioten verzeihst. Vielleicht helfen die beschriebenen Namensschilder ja auch dabei, dein Herz von der Wut auf mich, zu befreien. Ich hoffe du verzeihst mir.

In Liebe Matteo

Ich will es eigentlich nicht zulassen, doch ich merke, wie bei jedem Wort meine Wut weiter abflaut, bis sie am Ende ganz verschwindet. Er hat wirklich die Namensschilder geschrieben, denke ich, dass sagt mir mein Gefühl. Ich kann ihn zwar immer noch nicht leiden, aber ich bin nicht mehr sauer auf ihn. Es ist schon süß von ihm sich die ganze Mühe zu machen, denke ich und erschrecke selbst über meine Gedanken. Er und süß? Das ist wie Krokodil und niedlich, einfach nicht zutreffend.

Doch jetzt sollte ich mich lieber den Blumengestecken zuwenden, wenn ich mich vor dem großen Ball noch ein wenig ausruhen will. Ihr fragt euch jetzt sicher, ist es nicht unmöglich einen Ball an einem Tag vorzubereiten? Stessig, auf jedenfall. Doch sagen wir mal so, mit fast 500 Bediensteten ist fast nichts unmöglich. Und jetzt heißt es für mich Blumengestecke bis zum Umfallen.

Matteo POV

Nun stehe ich hier gezwungenermaßen am Haupteingang des Schlosses und warte auf Prinzessin Amber, die sich wiedermal verspätet. Ich massiere mir die Schläfen und frage mich warum ich mich schon wieder von meinem Vater habe überreden lassen. Während ich mich beim Abendessen noch standhaft geweigert habe, bin ich heute morgen wieder einmal eingeknickt wie ein Strohhalm.

Warum hat mein Vater nur so eine Macht über mich? Ich kann mich gerade nicht Mal darüber aufregen, dass er mich zu diesem Treffen gezwungen hat. Da es dazu niemals gekommen wäre, wäre ich einmal bei Nein geblieben.

Am liebsten würde ich Luna suchen, um zu sehen ob sie mir verziehen hat, doch das muss warten. Zuerst muss ich einen Tag mit Amber überleben. Ich verstehe einfach nicht, warum sie zu spät kommt. Sie ist schon vor zwei Stunden angekommen und den Weg zum Haupttor kennt sie auch. Nicht dass ich heiß darauf wäre mit ihr Zeit zu verbringen, doch so schneller wir beginnen desto schneller sind wir fertig. So einfach ist das.

Endlich oder eher leider sehe ich eine elegant gekleidete Gestalt, die nur zu Amber gehören kann. Wie immer hat sie ihren kleinen Hofstaat dabei, der ihr auf Schritt und Tritt folgt. Das Schlimme daran ist, sie möchte es so. Ich verstehe nicht was so toll daran ist von fünf Leuten Tag und Nacht verfolgt zu werden. Doch ich vestehe vieles an Amber nicht.

Beim näher kommen kann ich nur ihr strahlend weißes Kleid betrachten, da es alle Blicke auf sich zu ziehen scheint. Es ist oben eng und betont ihre schmalle Taille. Dann geht es in einen langen Rock über, der sich nur so um ihre Beine bauscht. Und ich dachte wir sind zum spazieren im Park verabredet. Auch ihre geschätzten fünf Zentimeter Absätzte laden nicht zu einem Spaziergang ein. Ihr Gesicht ist, wie immer auffällig geschminkt und ihre platinblonden Haare enden in perfekten Locken auf ihrer Schulter. Alles in allem sieht sie aus, als wäre sie schon ballfertig. Doch wie gesagt handelt es sich bei unserem Treffen nur um einen Spaziergang.

Mittlerweile ist sie bei mir angekommen und begrüßt mich überschwänglich mit zwei Schmatzern auf die Backe. Nicht das ich was gegen Küsse habe, doch wenn ich auch ohne Spiegel weiss, dass ich roten Lippenstift auf der Backe habe, finde ich es milde ausgedrückt nicht mehr ganz so schön. ,,Schön dich wiederzusehen, Matteolein!", sagt sie mit nervig piepsiger Stimme. Wie ich diesen Spitznamen hasse, denke ich und fahre mir unauffällig über beide Wangen.

,,Hallo, Prinzessin Amber", meine ich, da ich ein schön dich zu sehen einfach nicht über die Lippen bringe. ,,Und wollen wir losgehen, Liebster?", fragt sie und hängt sich ungefragt bei mir unter, während sie sich an mich schmiegt. ,,Sicher", sage ich nur und wir laufen los, dicht gefolgt vom Hofstaat. Während wir uns langsam auf den Weg zum Park machen, labert mich Amber ununterbrochen zu. Ich glaube es geht um ihr Ballkleid, doch so sicher bin ich mir nicht, da ich nur mit halbem Ohr zuhöre.

Während dessen versuche ich unauffällig etwas Abstand zwischen uns zu bringen, doch das ist unmöglich, da sich Amber als ein echtes Klammeräffchen erweist. Nicht dass ich das nicht schon wüsste. Seit dem unsere Eltern uns verloben wollen hängt sie wie eine Klette an mir. Das ist echt nervig. Ich habe ja nichts dagegen, wenn mich Mädchen anhimmeln. Nein, das finde ich sogar selbstverständlich. Na ja, bis ich Luna getroffen habe. Jedenfalls übertreibt es Amber maßlos.   Auch für ein One-Night-Stand eignet sie sich nicht, da sie eine feste Beziehung mit mir will. Doch ich habe nicht vor mich zu binden. Schon gar nicht an sie!

Mittlerweile haben wir den Park erreicht und die Prinzessin ist immer noch damit beschäftigt von sich zu reden. Ich kann nur hoffen, dass Dreck auf ihr Kleid kommt und sie das Treffen abbricht, ansonsten bedeutet das für mich einen langen Nachmittag. Da fragt man sich wirklich, warum niemand versteht warum ich mich weigere sie zu heiraten....

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Hier mein bisher längstes Kapitel mit 1070 Wörtern :)

Wie findet ihr Amber? Antworten gerne in die Kommis ^^

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt