Kapitel 28

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Matteo POV

Schließlich mache ich mich wieder auf den Weg nach drinnen, um mir die nächste, und hoffentlich letzte, Schmipftirade des Tages abzuholen. Die meiner Eltern. Ich bin mir sicher, dass Amber meinen Eltern schon jedes kleinste Detail unseres Dates brühwarm erzählt hat. Natürlich mit ein paar Übertreibungen extra. Seufzend laufe ich den Flur entlang. Das wird noch lustig heute.

Gerade nachdem ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, tauchen zwei Gestalten vor mir auf, die ich binnen weniger Sekunden als meine Eltern identifizieren kann. Jap, sieht so aus als würde der Spaß früher starten als erwartet. Ich persönlich dachte, ich würde es noch auf mein Zimmer schaffen und die Party würde dort steigen. ,,Wir haben dich gesucht, Sohn", erhebt der König seine Stimme und ich erkenne einen ganzen Schwall Wut darin. ,,Was ist denn, Vater?", frage ich gespielt ahnungslos. Natürlich weiss ich worüber er mit mir sprechen will. Ich würde mal sagen es beginnt mit Am und endet mit ber. ,,In mein Arbeitszimmer, Matteo. Hier ist nicht der richtige Ort um darüber zu reden", meint Vater und seine Stimme lässt keine Wiederrede zu.

Sein Abeitszimmer liegt nicht all zu weit entfernt, weswegen ich nicht viel Zeit habe um über den Verlauf des Gespräches nachzudenken. Jetzt wo ich weiss, wie es um die Laune des Königs steht. Viel zu schnell sind wir an der Tür angekommen, die uns an den Ort führt, an dem mein Vater die meiste Zeit verbringt. Ganz der König betritt er das Zimmer zuerst, danach meine Mutter und schlussendlich ich. Kaum fällt die Tür hinter mir zu, geht es auch schon los und ich wünsche mir ich hätte das Ganze schon hinter mir. ,,Okay, du wirst mir jetzt ganz genau erzählen, warum Prinzessin Amber völlig aufgelöst unseren Weg gekreuzt hat und gerade ihre Sachen packt um augenblicklich abzureisen!", fordert er, während Mutter wie immer die stille Unterstützung des Königs spielt.

Ich soll ihm erzählen was geschehen ist?! Ist das seine neue Taktik. Erst lässt er mich meine ,,Tat" gestehen und dann hält er mir einen Vortrag? Es sei denn, Amber hat meinen Eltern nichts davon erzählt, weil ihr Stolz zu angekratzt ist. Kann das sein? Ich entscheide mich erst herauszufinden, was sie wissen. Nicht, dass ich mir noch mein eigenes Grab schaufle. ,,Was hat Amber euch denn schon erzählt. Ich möchte euch ungern mit Wiederholungen langweilen", meine ich lässig und mustere meine Finger, die mir plötzlich mehr als interessant vorkommen. Hatte ich schon immer so lange Finger?, frage ich mich, doch meine Gedanken werden von der Stimme des Königs unterbrochen.

,,Nicht besonders viel. Sie meinte nur das euer Date eine Katastrophe gewesen wäre und dass man dir drigend Manieren beibringen müsse. Also was hast du angestellt?", fragt er. Ich muss einen Jubelschrei unterdrücken, sie wissen nichts von meiner angeblichen Freundin und der Tatsache, dass ich Amber damit deutlich gemacht habe, dass ich sie nicht liebe. Was für ein Glück! ,,Ich werde es euch nicht erzählen", stelle ich klar und merke wie Vater schon empört den Mund öffnet, doch ich rede schon weiter. ,,Das ist eine Sache zwischen mir und Amber. Wenn sie es euch nicht erzählt hat, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass sie nicht will das ihr davon erfahrt. Deshalb werde ich euch auch nichts erzählen. Ich will nicht das Amber sich deswegen verraten fühlt", lasse ich den Verständnisvollen raushängen, jedoch würde mir das so eine Menge Ärger ersparen. Also warum nicht auf meine schauspielerischen Fähigkeiten bauen.

Ich merke, wie die Masche bei meinen Eltern anfängt zu ziehen, denn die Wut weicht aus den Gesichtern der Beiden. ,,Also gut, wir akzeptieren deine Entscheidung", meint der König seufzend. Innerlich bildet sich gerade ein spitzbübisches Grinsen auf meinen Lippen. Geschafft, denke ich und meine Muskeln zucken schon zum Ausgang. ,,Aber...", vernehme ich seine Stimme, die ein ganz und gar böses Wort formt, das auf einen großen Haken hinweist, der mit rasender Geschwindigkeit auf mich zuschießt. So viel zu geschafft, denke ich.

,,Aber du wirst dich bei ihr Entschuldigen. Und zwar auf ihrer Geburtstagsfeier, die nach diesem Fiasko natürlich in unserem Schloss stattfindet. Du wirst ihr einen Song zum Geburtstag schreiben, eine Entschuldigung und ein Geschenk zugleich. Sofern du noch nichts Anderes geplant hast...?", lässt er den Satz in der Luft hängen. Ich schüttle nur völlig neben der Spur den Kopf. Die Richtung dieses Gesprächs gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. ,,Gut, dann ist das entschiedene Sache. Die Feier wird natürlich in drei Tagen pünktlich an ihrem Geburtstag statt finden. Bei deinem musikalischen Talent mache ich mir wegen der Zeit keine Sorgen. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest deine Mutter und ich müssten noch etwas besprechen", beendet er seinen Redefluss.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen verlasse ich den Raum, der mittlerweile auf mich zuzukommen scheint. Nach dem die Tür ins Schloss fällt, lehne ich mich dagegen und fahre mir durchs Haar. Es war ein riesengroßer Fehler die Verständnisvollenschiene anzuwenden. Jetzt denken meine Eltern doch wirklich ich hätte etwas für sie übrig. Dabei sollte heute doch das Ende der ganzen Verlobungssache sein. Ich hatte einen vielversprechenden Plan: Meinen Eltern und Amber vorgaukeln Luna wäre meine Freundin, so dass der Verlobungsplan ins Wasser fällt. Mich dann von Luna ,,trennen" und sie dann später wirklich um den Finger wickeln. Blöd nur, dass das jetzt wegen meiner Dummheit ins Wasser fällt. Eins steht jetzt definitv fest: Ich brauche einen neuen Plan und bis dahin....ja bis dahin....Ach keine Ahnung.

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Luna POV

Wie von selbst steuere ich auf den Irrgarten zu. Ich brauche dringend Auslauf, sonst wird das brodelnde Gefühl der Wut wohl nicht aus meinem Bauch verschwinden. Ich zwinge mich keinen einzigen Gedanken an Matteo zu verschwenden. Ich habe einfach keine Lust mehr mich über ihn aufzuregen, das ist eine unnötige Nerveninvestierung. Doch obwohl ich das weiss kreisen meine Gedanken über seine neuste Misstat. Genervt von mir selbst stöhne ich auf. Ich brauche dringend Ablenkung. Als ob irgendjemand meine Gebete erhört hat, kommt mir Nina mit einem Korb voller Äpfel entgegen. ,,Luna. Wie geht es dir? Wie findest du deinen neuen Job?", bombardiert sie mich sofort mit Fragen.

Sofort muss ich schmunzeln, obwohl ich sie erst gestern gesehen habe, fühle ich eine Lücke in mir, die sich jetzt wo ich sie sehe wieder füllt. Mein Lächeln ist jedoch nur von kurzer Dauer, da Matteo oder besser gesagt die Wut über ihn sich wieder einen Platz in meinen Gedanken erkämpft. Ich zwinge das Lächeln noch etwas länger auf meinen Lippen zu verweilen. Ich habe nicht vor Nina etwas von meinem neusten Erlebnis zu erzählen. Nicht nachdem sie gestern wegen unserer Umarmung komplett ausgeflippt ist. Das Letzte, was meine Nerven gebrauchen können ist ein Aufftritt des Fangirls. Außerdem will ich genau über das Thema, weder nachdenken, noch reden.

,,Alles gut. Ich weiss noch nicht wie ich es finden soll. Immerhin ist heute mein erster Arbeitstag", lüge ich. Weder ist alles gut, noch weiss ich nicht wie ich meine Arbeit finden soll. Ich finde sie grauenvoll, doch darüber will ich nicht reden. Nina nickt verstehend. ,,Ich wollte fragen, ob du immer noch vorhast zu dem Karaokeabend zu gehen. Jetzt wo du einen neuen Job hast", fragt Nina. Der Karaokeabend, denke ich. Den hatte ich unter all dem Chaos total vergessen. Nina hatte mir am ersten Abend davon erzählt. Ich war sofort Feuer und Flamme gewesen, obwohl ich fand, dass ich mich wie ein gestrandetes Walross mit Bauchschmerzen anhörte. Aber ich musste schließlich nicht singen und so hatte ich regelrecht darauf hingefiebert. Zwischen welchen Ärgernissen hatte ich das nur vergessen?

Umso mehr freue ich mich jetzt, dass der Karaokeabend schon heute stattfindet. Gibt es etwas Besseres zur Ablenkung? Ich glaube nicht. Das unechte Lächeln, das immer noch auf meine Lippen gekleistert vor sich hin vegetierte, verwandelt sich in ein Echtes. ,,Sicher, gehe ich da noch hin. Es beginnt um 19 Uhr richtig?", frage ich nochmals, da ich mir nicht mehr sicher bin. ,,Ja. Hast du auch daran gedacht Matteo Bescheid zu sagen?",fragt Nina. ,,Ja, ich habe heute Morgen mit ihm darüber geredet. Er ist natürlich einverstanden", lüge ich, denn in Wirklichkeit ist es mir egal, ob er es mir erlaubt oder nicht. Und ich habe auch nicht vor ihm irgendetwas davon zu erzählen. Das würde nämlich ein matteofreier Abend werden....

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Wow. Das ist bisher mein längstes Kapitel aller Zeiten.

Hoffe es hat euch gefallen ^^

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt