Kapitel 39

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Luna POV

Ich erwidere Matteos sanften Kuss, während mich das Gefühl seiner Lippen und sein Duft einlullen. Alle meine Gedanken schalten sich aus, so dass mein Kopf völlig frei ist und ich mich auf die Gefühle konzentrieren kann, die meinen Körper durchströmen. Und mitten in diesem Wirrwar an Empfindungen ein Gedanke-eine wichtige Feststellung-,die in den leeren Raum meines Gehirns hallt: So fühlt sich Liebe an.

Schweratmend lösen wir unsere Lippen voneinander, bewegen uns aber ansonsten keinen Milimeter. Wir schauen uns nur tief in die Augen. Braun trifft grün, würde man jetzt wahrscheinlich in jedem Liebesroman schreiben. Liebesroman, hallt es in meinem Kopf wieder. Wie zuvor diese eine wichtige Erkenntnis. Ich bin in ihn verliebt, wird mir klar und mein Herz klopft noch ein bisschen schneller.

,,Warum bist du weggelaufen?", haucht Matteo auf einmal gegen meine Lippen, während seine Stirn an meiner lehnt. Gute Frage, warum bin ich weggelaufen? Vor ein paar Minuten hätte ich noch gesagt, wegen der Menschenmenge, die unseren Kuss gesehen hat, doch jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob das stimmt. Schließlich habe ich mir gerade auch eingestanden, dass ich in ihn verliebt bin. Man kann sich ja nicht über all seine Gefühle und Taten auf einmal klar werden. Und genau deshalb flüstere ich zurück: ,,Warum hast du mich geküsst?". Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. ,,Oh nein, Kätzchen. Ich hab dich zuerst gefragt. Du kannst nicht einfach meine Frage mit einer Gegenfrage beantworten",weist er mich schmunzelnd zurecht.

,,Warum nicht? Du hast vielleicht keine Gegenfrage gestellt, aber meine Frage hast du trotzdem nicht beantwortet", halte ich dagegen. Ich muss unbedingt seine Antwort wissen. Ich muss wissen, ob er das gleiche für mich empfindet. ,,Touche. Also wie wäre es, wenn wir uns die Antwort gleichzeitig geben", schlägt Matteo vor und seine Worte hinterlassen einen prickelnden Lufthauch auf meinen Lippen. An sich finde ich den Vorschlag gerecht, außerdem brauche ich unbedingt die Antwort auf meine Frage, um sie endgültig aus meinem Kopf streichen zu können. Trotzdem weiß ich selbst nicht, warum ich wirklich weggelaufen bin. Es ist derselbe Grund, warum du seine Küsse erwiderst, mit ihm um drei Uhr nachts Speckeier zuberereitest und jetzt auf dem kalten Boden sitzt. Du bist in ihn verliebt, gibt mir eine Stimme in mir die Antwort.

Also stimme ich Matteos Vorschlag zögerlich zu. Mein Herz pumpt unüberhörbar in meiner Brust. Die Was-ist-wenn-er-nicht-das-selbe-empfindet-Frage, die ich in Liebesromanen immer gehasst habe-ich war immer der Meinung dass sich die Hauptperson weniger wie ein Waschlappen und mehr wie eine emanzipierte Frau verhalten sollte. Wenn der dumme Kerl sie nicht liebte sollte sie ihr Leben eben einfach weiterleben oder nach Timbuktu auswandern-,läuft gerade in Dauerschleife in meinem Kopf ab. Schnell stelle ich mein Gehirn auf Schlummertaste und zähle zusammen mit Matteo von drei runter. ,,1,2,3. Weil ich dich liebe", sagen wir zusammen. ,,Was? Du liebst mich?", rufen wir beide zur selben Zeit aus. ,,Oh, Kätzchen. Ich hätte mir nie träumen lassen...", beginnt Matteo, doch ich unterbreche ihn. ,,dass du das selbe für mich empfindest", beende ich seinen Satz überglücklich.

Doch die rosanen Wolken des Glückes halten nicht lange an. ,,Warte, was ist mit deinen Eltern und Amber? Du bist doch so gut wie verlobt!",spreche ich die Gedanken aus, die meinem Glück ein jähes Ende bereiten. ,,Wir können nicht zusammen sein, immerhin bist du ein Prinz und an eine Andere versprochen. Ich bin nur deine Zofe, die du nach einem gemeinsamen Auftritt geküsst hast. Ja vielleicht lieben wir uns, aber ich glaube nicht, dass das unter diesen Umständen reicht", meine ich. Mittlerweile bin ich aufgestanden und ich fühle mich als hätte ich einen Riss in der Schallplatte. All diese Zweifel überkommen mich, jetzt wo es doch eigentlich ein Happy End geben sollte.

Doch vielleicht ist das nicht das richtige Happy End für mich. Vielleicht ist für mich vorgesehen weiterhin Spaß an meinem Job hier zu haben, zusammen mit Nina alt zu werden und das als selbstständige Frau, die keinen Mann braucht. Denn ich und Matteo können nicht zusammensein. Es stehen einfach zu viel Hindernisse dazwischen. Matteo kann mit mir nicht glücklich werden und ich nicht mit ihm. Es ist zwecklos es zu versuchen, nur um dann mit gebrochenem Herzen festzustellen, dass es nicht funktioniert. Deshalb entscheide ich mich für ihn-und für mich- das ganze im Keim zu ersticken und weiterzugehen.

,,Vergiss, dass ich dich geliebt habe", flüstere ich, so dass Matteo es hören kann. Und blicke ein letztes Mal auf ihn herab. Still sitzt er, den Mund leicht geöffnet und mit einem Blick als könnte er die Welt nicht mehr verstehen. Ich reiße meine Augen von ihm los, drehe mich um und gehe davon....

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Matteos POV

Auch am nächsten Morgen ist mein Gefühlschaos perfekt. Einerseits bin ich glücklich, weil sie dasselbe für mich empfindet, andererseits bin ich niedergeschlagen, weil sie denkt das mit uns Beiden könnte nicht funktionieren. Ich muss ja zugeben, dass die Tatsache das ich ein fast verlobter Prinz bin die Sache etwas verkompliziert. Aber Probleme kann man aus dem Weg räumen und genau dass will ich auch tun. Ich werde Luna schon noch beweisen, dass wir das perfekte Paar sind. Genau diesen Entschluss habe ich nur Bruchteile nachdem sie verschwunden ist getroffen und genau deswegen stehe ich jetzt vor der Tür, die ins Arbeitszimmer meines Vaters führt.

Fest entschlossen das erste Hindernis aus dem Weg zu räumen, klopfe ich an die Tür. ,,Herein", erschallt die Stimme des Königs hinter der dicken Tür. Mit festen Schritten trete ich in das Zimmer. ,,Vater, wir müssen reden", meine ich, damit er von seinen Unterlagen aufschaut. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck blickt er mir in die Augen. Bevor diese von Wut überlagert wird. Nachdem ich  Luna gestern vor allen auf der Bühne geküsst habe, war das ja zu erwarten, denke ich.

,,Also, bevor du mir einer deiner Predigten hälst. Ich will zuerst etwas klären", fordere ich bestimmt und werfe ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, warte jedoch nicht auf seine Reaktion. ,,Ich weiss, ich habe diesen Satz schon oft gesagt, aber ich werde Amber nicht heiraten. Jedoch hat sich meine Sicht auf das Thema Hochzeit geändert. Ich bin davon überzeugt, dass ich irgendwann heiraten werde. Aber gewiss nicht sofort und auf keinen Fall Amber. Vielleicht schon in zwei Jahren oder vielleicht erst in fünf. Aber ich werde auf jedenfall heiraten. Das verspreche ich. Ich will aber erst warten bis ich mich verliebe",erkläre ich ihm. Verschweige aber, dass ich mich schon längst verliebt habe und nur noch auf das Happy End mit meiner Auserwählten warte.

,,Nein", gibt mein Vater als Antwort. ,,Für so einen Sinneswandel ist es zu spät. Deine Verlobungsfeier findet heute Abend um sechs Uhr statt. Gerade wird alles vorbereitet. Ich habe allen gestern auf dem Ball gesagt, der Kuss mit dem anderen Mädchen sei in unserer Familie Tradition. Er symbolsiere, den letzten Kuss einer anderen Frau, bevor man in den heiligen Bund der Ehe tritt. Danach war ich so frei, an alle Gäste Zimmer zu verteilen, so dass sie heute auf der Verlobungsfeier von dir und Amber dabei sein können. Sei froh das ich durch diese Lüge, Schlimmeres verhindern konnte ",führt der König sein ,,Nein" etwas mehr aus.

,,Du hast, wohl nicht zugehört. Ich werde Amber nicht heiraten", schreie ich und betone dabei jedes Wort. Mein Vater ruiniert mir gerade, meinen Plan und meine noch nicht existente Beziehung mit Luna. Aber diesmal werde ich nicht klein bei geben. ,,Entweder du heiratest sie oder du wirst nicht länger Teil dieser Familie sein! Ich lasse nicht zu das du den Namen Balsano weiter durch den Dreck ziehst", schreit er zurück. Genauso wie ich auf hundertachzig und bereit sein Anliegen durchzuboxen. Dass mein Vater die völlige Enterbungskarte gezogen hat, macht mich nur noch wütender. Denn dabei würde mir nicht nur der Anspruch auf den Thron verwehrt bleiben, ich wäre auch nicht länger ein Prinz oder würde einen Haufen Geld und das Schloss erben. Ich stünde mit keinem Penny auf der Straße für immer vom Familienstammbaum entfernt. Das ist eine große Sache und wurde zuvor noch kein einziges Mal wirklich durchgeführt.

,,Und wer regiert dann das Königreich?", frage ich aufgebracht, da ich der einzige Sohn meines Vaters bin. ,,Dein Cousin Sebastian wird deinen Platz einnehmen. Er war schon immer besser dafür geeignet als du. Also entscheide dich! Entweder du heiratest oder du bist nicht länger ein Balsano!", stellt er mich vor die Wahl. Ich schlucke. Keins der beiden Auswahlmöglichkeiten sieht ein sonniges Ende für mich vor. Ich schließe die Augen und suche nach dem richtigen Weg oder wenigstens nach einem guten Gegenvorschlag. Schließlich öffne ich sie wieder und sage mit kalter Stimme:,,Na schön. Ich werde kommen und nach diesem Abend bin ich ein verlobter Mann".

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Und Abspann!

Vielleicht ahnt ihr es schon aber diese Story geht dem Ende zu. Es werden wahrscheinlich nur noch ein, höchstens zwei Kapitel plus Epilog kommen. Wollte euch bloß schon mal vorwarnen ^^

Schönen Abend noch :)

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt