Kapitel 32

1.8K 68 15
                                    

Luna POV

Gedankenverloren knie ich neben dem Kräuterbeet und pflücke Pfefferminz. Es ist früh am morgen und der Schlaf sitzt mir noch in den Knochen. Nachdem ich gestern von der Party verschwunden bin, habe ich mich unverzüglich schlafen gelegt. Und ich muss sagen das Bett ist sogar noch gemütlicher als gedacht. Insgesamt fühle ich mich in meinem neuen Zimmer schon fast wie Zuhause.

Mal abgesehen von der Tatsache das Matteo neben mir wohnt. Wie sich heraus gestellt hat ist er Frühaufsteher! Und ich als persönliche Zofe bin dazu gezwungen, dann wach zu sein wenn er auch wach ist. Also wurde ich heute eine halbe Stunde vor meiner alten Arbeitszeit von Matteo mit einem Klopfen an meiner Tür geweckt. Natürlich nicht ohne nerviger Sprüche die mich zur Eile antrieben. Als ich dann endlich fertig (und immer noch tot müde) meine Dienste anbot, meinte er, dass er im Moment noch nichts bräuchte und ich in einer halben Stunde wieder kommen solle. Eine halbe Stunde in der ich noch seelenruhig schlafen könnte!

Nach dieser halben Stunde, die ich mit einem Spaziergang im Garten verbrachte, ging es erst richtig los. Erst sollte ich den imaginären Staub auf seinen Möbeln wegwischen, dann seinen Kleiderschrank unnützer Weise nach Farbe sortieren und ihm dann beim Tackern seiner Unterlagen helfen, die eigentlich schon mit  Büroklammern zusammengehalten wurden. Nicht zu vergessen, dass er mich dabei die ganze Zeit beobachtete und wiedermal blöde Sprüche fallen ließ.

Und schließlich bin ich hier im Kräutergarten gelandet, um dem wehrten Idiot einen Tee zu machen. Aber nicht irgendeinen Tee. Da der Snob sich zu fein ist, wie ein normaler Mensch, heißes Wasser mit Geschmack aus dem Beutel zu trinken, knie ich nun hier und pflücke Kräuter. Einen Vorteil hat die Sache jedoch: kein Snob weit und breit. Ich habe also endlich Ruhe.

Gerade will ich diese auch genießen, da höre ich ein Geräuch. Erst kann ich es nicht identifizieren, doch dann wird mir klar, dass es sich um das Miauen einer Katze handelt. Miauuuuuu, schallt es und der klägliche Laut zerreißt mir das Herz. Ich lasse die Kräuter fallen und stehe langsam auf, bereit das arme Tierchen zu finden. Miauuuuuu, klagt die Katze wieder und ich folge dem Geräusch zu einem Baum. Noch mal erklingt das Miauen. Jetzt ist es ganz in der Nähe. Suchend lasse ich meinen Blick nach oben in die Astgabelungen des Baumes schweifen.

,,Da bist du ja", flüstere ich, als ich ein weißes Fellknäul mit schwarzen Flecken bemerke. Das süße Kätzchen schaut zu mir hinab und ein verzweifelter Laut kommt aus der Kehle des Wesens. Es klingt wie ein Hilfeschrei oder ich interpretiere einfach zu viel in das Miauen einer Katze. Doch wenn ich mir das Tierchen so anschaue scheinen seine Augen nur so nach Hilfe zu flehen. Entschlossen das arme Kätzchen von ihrem Leid zu erlösen, schaue ich mir den Baum genauer an. Im unteren Bereich gibt es keinen einzigen Ast, erst oben beginnt der Baum damit sich in kräftige Äste zu gabeln.

Ich recke mich so weit ich kann und versuch den Ast mit meiner Hand zu erreichen, doch vergeblich. Miauuuuuu, meldet es sich von oben. ,,Schon gut, ich finde eine Lösung dich zu retten", säusle ich und drehe mich suchend nach einer Lösung um. Da entdecke ich eine Leiter an einem nahe gelegenen Apfelbaum. Perfekt, denke ich und wenig später steht die Leiter an den Baum gelehnt auf dem die schwarz-weiße Katze hilfesuchend wartet.

Ich nehme einen tiefen Atemzug und beginne langsam die Leiter hochzuklettern. Nur nicht nach unten sehen, mahne ich mich. Meine Hände klammern sich um jeden Spross den sie zu fassen bekommen. Schließlich bin ich am Ende der Leiter angekommen, die gerade Mal bis zum ersten Ast reicht. Ich klammere mich am Stamm fest und setze einen Fuß auf den Ast. Ich will gerade den zweiten Fuß auf den Ast setzen, als mein Bein von hinten gegen die Leiter schlägt und sie vom Baum weg befördert. Panisch verfolge ich den Fall der Leiter, die mit einem plumps ins Gras fällt. Erst jetzt fällt mir auf wie weit ich vom Boden entfernt bin.

Eigentlich sind es nur drei Meter, doch mir erscheint es als wäre ich Meilen weit davon entfernt. Auf einmal fängt die Welt an sich zu drehen und ich umklammere den Baumstamm noch fester. Falls es irgendwem noch nicht aufgefallen ist, ich habe totale Höhenangst. Jetzt könnte man natürlich fragen, warum ich dann auf einen Baum klettere. Aber da ich gerade damit beschäftigt bin meine Angst in den Griff zu bekommen, lassen wir das vorerst. Schweratmend stehe ich da und fokussiere ein Astloch, um nicht völlig durchzudrehen.

,,Kätzchen. Alles in Ordnung?  Sag mal, versuchst du eine Baumtherapie?", höre ich eine vertraute Stimme fragen. Ich war noch nie so froh Matteos Stimme zu hören. Trotzdem eine Baumtherapie ernsthaft? Und was macht er überhaupt hier? Nicht das das in diesem Augenblick relevant wäre. ,,Nein und nochmals nein. Und jetzt tu mir den Gefallen und stell die Leiter wieder auf", meckere ich ihn an. ,,Warte mal, nur um das klar zu stellen. Du willst nicht, dass ich dich umarme, aber den Baum umarmst du freiwillig?", stellt er beleidigt fest. ,,Nein, ich habe Höhenangst. Ich umarme nicht. Ich klammere um mein Leben. Okay? Und jetzt stell die Leiter wieder auf!", meine ich genervt. Kann er mir nicht endlich helfen? ,,Warum bist du denn dann auf diesen Baum gestiegen?", fragt der Snob.

,,Ich wollte das Kätzchen retten", rechtfertige ich mich. Ich konnte das arme Ding doch nicht dort oben versauern lassen. ,,Meinst du die weiße Katze mit schwarzen Flecken, die vor ein paar Sekunden von dort oben runter gesprungen ist?", stellt er die Frage. ,,Was?!", schreie ich. Die Katze hat mich einfach hier mit einem Snob allein gelassen, der zu blöd ist die Leiter wieder an den Baum zu stellen und dass obwohl ich sie retten wollte! ,,Ich sagte...", ruft er hoch, wahrscheinlich in der Annahme ich hätte ihn nicht verstanden, doch ich unterbreche ihn. ,,Ich hab dich verstanden. Jetzt stell die Leiter auf!", fordere ich ihn auf.

,,Okay, okay...", meint er, ,,Ich stelle die Leiter wieder auf, wenn du mit mir am Ballabend ein Duett singst", verlangt Matteo. ,,Vergiss es", zische ich. Ich werde nicht mit ihm auftreten! Wann versteht er das endlich? ,,Na dann. Gute Nacht, Kätzchen!", meint der Snob und ich höre Schritte, die sich immer mehr entfernen. Er kann mich doch nicht einfach hier zurück lassen, denke ich, doch die Schritte werden immer leiser und meine Panik wird immer größer. ,,Na gut, ich singe mit dir", schreie ich wiederwillig. ,,Versprech es", fordert der Prinz mich auf. ,,Ich verspreche es", sage ich. ,,Gut, wir beide werden sicher der Hammer sein", prophezeit Matteo überglücklich, während er endlich diese Gott verdammte Leiter wieder an seinen Platz stellt. Wenig später habe ich sicheren Boden unter den Füßen, dafür aber ganz sicher auch einen Auftritt auf dem nächsten Ball. Na toll....

--------

Arme Luna. Und habt ihr euch amüsiert? Habt ihr genauso wie Luna Höhenangst? Ich für meinen Teil bin ja eher schwindelfrei.

Schöne Woche ^^

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt