Kapitel 29

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Lunas POV

Nachdem ich mich von Nina verabschiedet habe, verbringe ich den ganzen Mittag damit den Irrgarten zu erkunden. Obwohl ich schon seit Längerem hier bin, hatte ich noch nie die Zeit gehabt ihn mir in Ruhe anzusehen. Und ich muss sagen er ist wunderschön. Überall blühen Blumen in den unterschiedlichsten Farben und Formen, es gibt prächtige Eichen und mehrere Springbrunnen, die auf der riesigen Fläche verstreut liegen. Ich merke wie die Wut aus meinem Bauch weicht und ein Gefühl von Entspannung zulässt. Ich atme den frischen Duft des Frühlings ein, während die letzten Sonnenstrahlen meine Haut erwärmt. Warum kann es nicht immer so sein?, frage ich mich wehmütig.

Jedoch werden meine Gedanken von der 18 Uhrglocke unterbrochen. Seufzend nehme ich den Blick von der untergehenden Sonne. Ich sollte langsam wieder zurück, denke ich. Immerhin will ich den Karaokeabend nicht verpassen. Meine Füße tragen mich wieder nach innen und ich werfe nervöse Blicke über meine Schulter. Das Letzte was ich gebrauchen kann ist, dass ich auf Matteo treffe. Heute lege ich nämlich eine strikte Matteopause ein. Ich werde mich dann morgen wieder mit ihm rumstreiten, aber davor haben meine Nerven etwas Ruhe verdient. Ich schleiche in mein neues Zimmer und muss wieder einmal über die Gemütlichkeit dieses Raumes staunen. Trotz dem verlockenden Aussehen des Bettes werfe ich mich nicht darauf, sondern fange an mich fertig zu machen. Denn zum ersten Mal seit meiner Ankunft kann ich meine eigenen Klamotten tragen.

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Kurz vor 19 Uhr stehe ich im Dienstbotentrakt und bewundere den Saal, in dem der Karaokeabend stattfinden wird. Der Saal, der normalerweise als Gemeinschaftsraum für die Bediensteten dient, ist mit bunten Luftballons und Luftschlangen geschmückt. Außerdem ist im hinteren Teil des Raumes eine kleine Bühne aufgebaut. Des Weiteren stehen verstreut mehrere Tische und ein paar Sitzgelegenheiten. Nicht zu vergessen das Büffet, das nicht nur aus köstlichen Kleinigkeiten besteht, sondern auch aus den verschiedensten Getränken.

Trotz meines eher frühen Auftretens sind schon einige Leute hier. Auch Nina erkenne ich neben einer der vielen Tische stehen. Sofort laufe ich auf sie zu und muss über ihr Aussehen staunen. Nina trägt einen hellblauen Rock, der ihr bis zu den Knien reicht und dazu ein violettes Oberteil, das durch die Beleuchtung ein wenig funkelt. ,,Wow, du siehst toll aus!", meine ich lächelnd und trete auf die andere Seite des runden Stelltisches. Nina rückt verlegen ihre Brille zurecht. ,,Danke, du auch", sagt sie. ,,Kommt Matteo eigentlich auch?", setzt Nina hinzu.

Sofort verschlechert sich meine Laune und mein Lächeln verrutscht in meinem Gesicht. Schnell pflastere ich mir ein Unechtes auf. ,,Nein, er hat zu tun", erwiedere ich betont lässig. Doch ich spüre, dass ich Ninas Misstrauen geweckt habe. Doch in diesem Moment unterbricht eine laute Stimme unser Gespräch. Und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die Bühne. ,,Meine Damen und Herren, herzlich Willkommen zu unserem Karaokeabend. Heute wird es etwas anders ablaufen als sonst. Wir haben hier einen Scheinwerfer und dieser Scheinwerfer wird immer jemanden auswählen der heute singen darf. Danach wird dieses Gerät...", der schwarzhaarige Typ, antscheinend der Organisator der ganzen Sache, zeigt auf ein Gerät, das ich sofort als Karaokemaschine identifizieren kann, ,,....einen Song für euch auswählen, den ihr dann performen werdet. Okay, da das geklärt ist kann der Abend beginnen", beendet der junge Mann seine Ansprache und legt das Mikrofon zur Seite.

Dass mit der Zufallsauswahl gefällt mir gar nicht, doch mittlerweile ist der Saal so gut gefüllt das der Scheinwerfer wohl kaum auf mich fallen wird. Deshalb schiebe ich den Gedanken  heute Abend vielleicht singen zu müssen beiseite und konzentriere mich auf die erste Sängerin, die die Bühne betritt.

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Matteos POV

Ich langweile mich. Und ich hasse es mich zu langweilen. Ich bin sogar so verrückt vor Langeweile, dass ich nun auf dem Bett sitze, die Gitarre in der Hand, ein Notenblatt neben mir und versuche einen Song für Amber zu schreiben. Tja, und das schon seit zwei Stunden. Blöd nur, dass das Blatt neben mir noch weiß ist und ich neben ein wenig Gitarrengeklimper nichts zu stande bringe. Aber was soll ich schon über Amber schreiben?

Du bist ein schönes Mädchen,

doch leider rattern in deinem Hirn keine Rädchen.

du denkst du liebst mich,

doch in Wirklichkeit liebst du nur dich.

Kein besonders netter Lyrics, auch wenn er sich reimt. Auf jeden Fall nichts was Amber und meine Eltern hören wollen. Die wollen etwas mit viel Gefühl, doch ich empfinde nun mal nicht das Geringste für Amber. Am liebsten würde ich den Kopf an die Wand hauen. Ich finde, ich habe alles Recht dazu. Immerhin war heute kein besonders guter Tag. Mein Plan ist schief gegangen, Luna ist sauer auf mich, meine Eltern denken ich habe doch etwas für Amber übrig, ich muss einen Song für Amber schreiben, meine Verlobung steht immer noch in Planung und als krönender Abschluss sitze ich hier und langweile mich, ohne eine Idee zu haben, wie ich den ganzen Schlamassel beseitigen kann.

Ein Klopfen an der Tür durchbricht meine trübsinnigen Gedanken. Für einen kurzen Moment denke ich es ist Luna, doch als die Tür aufgeht sehe ich stattdessen meinen besten Freund. ,,Uhh, da hat aber jemand schlechte Laune", meint Gaston als er mich erblickt. ,,Ich hab gehört wie laute Stimmen aus dem Arbeitszimmer deines Vaters kamen. Ist alles okay?", setzt er hinzu. ,,Na ja, ich stecke diesmal ziemlich tief im Mist", antworte ich. ,,Willst du darüber reden?", fragt er daraufhin. Ich schüttle den Kopf. Auf keinen Fall will ich das ganze noch mal durchkauen, auch wenn Gaston mir vielleicht mit einem genialen Plan aus der Patsche helfen könnte. Ich würde meine Probleme einfach am liebsten vergessen!

,,Gut, deshalb bin ich auch nicht hier. Du und ich, gehen heute nämlich auf einen Karaokeabend"

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Luna POV

Der Karaokeabend ist schon seit einer Weile voll im Gange und ich amüsiere mich prächtig. Zum Glück bin ich bisher vom Scheinwerfer und dem damit zusammenhängenden Singen verschont geblieben. Ich habe wirklich nicht vor mich vor all diesen Menschen zu blamieren. Auch Nina stand heute noch nicht auf der Bühne. Trotzdem singt sie jedes ihr bekannte Lied leise neben mir mit. Sie hat eine tolle Stimme. Gerade verklingt der letzte Ton des mir unbekannten Songs und das blonde Mädchen läuft von der Bühne, was mir nur Recht ist, da ich von ihren schiefen Tönen langsam aber sicher Kopfschmerzen bekommen habe.

Mittlerweile beachte ich den Scheinwerfer gar nicht mehr, der mit seinem Licht einmal quer durch die Menge fährt. Ich beuge mich gerade näher zu Nina heran, um sie zu fragen, ob sie noch etwas trinken möchte, als mich grelles Licht blendet. Ich schirme meine Augen mit einer Hand ab und richte meinen Blick nach oben. Bitte nicht, denke ich, als ich bemerke, dass der Scheinwerfer die Ursache für das Licht ist. Und wie sollte es auch anders sein, hat er gerade mich für einen musikalischen Beitrag ausgesucht.

Ich bin wie erstarrt. Ich merke noch nicht einmal wie mich Nina vor sich her zur Bühne schiebt. Erst als ich vor den Treppen der Bühne stehe, löse ich mich aus meiner Erstarrung. ,,Nina, ich will nicht singen. Ich klinge wie eine sterbende Katze", meine ich und sehe  sie mit flehenden Augen an. ,,Luna, du machst das sicher großartig. Außerdem musst du nicht besonders gut fürs Karaoke sein. Es geht nur darum Spaß zu haben", ermutigt mich Nina. Doch ich habe nur einen Gedanken: Wie soll ich Spaß haben, wenn ich mich bis auf die Knochen blamiere?

Dann werde ich von ihr auch schon die Treppen hoch geschickt und plötzlich stehe ich  auf der Bühne, die Augen aller auf mir. Jedenfalls kommt es mir so vor. ,,Na dann, wollen wir mal sehen was die Maschine Schönes für dich aussucht", meint der Schwarzhaarige, der schon den ganzen Abend die Auftritte moderiert. Er wirft einen Blick auf das Gerät, bevor er sich wieder zur Menge wendet. ,,Sieht so aus als bräuchten wir noch Unterstützung. Wer hat Lust mit diesem wunderschönen Mädchen ein Duett zu singen?", fragt er grinsend. Kaum hat er diese Frage gestellt, erschallt eine Antwort. ,,Ich singe mit ihr", höre ich eine bekannte Stimme und sehe direkt in Matteos Augen, der im hinteren Teil des Raumes steht....

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Neues Kapitel ^^

Hat jemand Ideen für ein Duett, das die Beiden singen könnten?

Dann schreibt es mir gerne in die Kommentare!!

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt