never-never land -die Welt der Träume-

Wieder im Garten

5. Kapitel

Als am nächsten Tag die Sonne endlich wieder schien, war das erste was ich tat, nachdem ich mich umgezogen hatte, in den Garten zu gehen. Ich packte mein Frühstück, das Tagebuch und die Spieluhr in meine Tasche und stieg die Treppen des Geheimgangs hinab. Im Garten angekommen, lief ich zielstrebig auf den Pavillon zu, aß mein Nutellabrot und öffnete das Tagebuch. Ich musste unbedingt mehr davon erfahren!  Ich blätterte ein bisschen im Buch herum, bis ich auf ein gemaltes Bild der Spieluhr stieß. Nur dass sie ein bisschen verändert aussah. Die Ballerina trug ein türkises Kleid und hatte braune Haare in einem Dutt. Ihre Haut war wie Porzellan.

Liebes Tagebuch, stand darunter,

Ich habe diese Spieluhr im geheimen Garten gefunden. Sie ist einfach wunderschön! Doch sie hat etwas sehr merkwürdiges an sich: auf ihrer Unterseite steht „ Schlüssel zum Tor“

Ich frage mich, was das bedeuten soll. Auf jeden Fall liebe ich diese Spieluhr. Ich trage sie ständig mit mir. Egal wohin ich auch gehe, meine Spieluhr muss mit! Jeden Abend bevor ich einschlafe, ziehe ich sie auf und höre mir ihre Musik an. Jede Nacht träume ich nun vom schönsten Ort der Welt. Dort wachsen die schönsten Pflanzen, auch welche aus Glas und Kristall. Und überall in der Luft schwirren bunte Lichtfäden umher. Diese Welt scheint zu leuchten und zu strahlen vor Schönheit. Ich will gar nicht mehr aufwachen! Doch dass funktioniert nur, wenn meine Spieluhr vor dem Einschlafen ihr Lied spielt. Ich weiß, ich bin 16 und nicht 3, und ich bräuchte keine Musik mehr zum Einschlafen. Rosmarie lacht mich deswegen aus. Doch nur diese zarte, fröhliche Klaviermusik hilft mir, von meiner schönen Welt zu träumen. Auch die Ballerina mit ihrem türkisem Rock und den braunen Haaren in ihrer wunderschönen Pose ist einfach umwerfend hübsch!

HÄÄ!? Fröhliche Klaviermusik? Ballerina mit türkisem Rock und braunen Haaren?!  Ich stellte die Spieluhr neben das Bild im Buch. Eindeutig dieselbe, bis auf die Ballerina. Doch auch die Pose der Tänzerinnen war gleich. Ich drehte meine Spieluhr um und schaute auf ihre Unterseite.

„ Schlüssel zum Tor; Luisa“

stand auf ihrer Unterseite. Doch das konnte doch nicht sein! Ich zog die Spieluhr auf, um die Musik anzuhören. Eindeutig meine wunderschöne, klagende Geigenmusik.

Plötzlich schien es, als würde die Musik im ganzen Garten widerhallen, und die Blumen begannen noch kräftigere Farben anzunehmen. Aus ihren Köpfen stiegen lauter kleine, bunte Seifenblasen in die Luft.

Was passierte hier?

Dann begann auch die Spieluhr zu leuchten, und in die Mitte des Steinbodens des Pavillons begann golden zu flimmern und war

Weg!

Ein letzter, flehender Takt, und die Musik verstummte.

Was war hier bitte gerade geschehen?

Ich trat genauer an das Loch im Boden hin, um es zu betrachten. Anstatt des Bodens konnte man die ersten Stufen einer goldenen Treppe erkennen. Ihr Geländer war ebenso aus Gold und filigran geschwungen, mit vielen Schnörkeln, Kringeln und ab und an konnte man Perlen, Edelsteine oder Diamanten im Geländer eingesetzt erkennen.

Ich packte meine Tasche mit dem Buch und der Spieluhr, und setzte probehalber einen Fuß auf die erste Treppenstufe. Unter meinem Fuß begann die Stufe zu leuchten. Und dann stieg ich furchtlos die Treppe hinab, um zu erkunden, wohin sie führte.