Das Energiezentrum

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22.Kapitel

Chris und ich warteten ewig lange in Coles Zimmerchen. Er kam noch in dieser Nacht wieder, und wieder konnte er seinen Blick nicht von der gegenüberliegenden Glaswand lösen. Sie sah unbewohnt aus, also was sollte daran schon so besonders sein?

„Wie gehen wir jetzt weiter vor?“ Chris fragte ganz sachlich. Im gleichen, sachlichen, neutralen Tonfall beantwortete Cole seine Frage. „Wir werden Königin Yemas Energiezentrum gehen. Dazu müssen wir es aber noch finden… Alle Tanti kennen nur die Trainingsräume und ihre Kabinen. Keiner außer die, die Königin Yema sehr nahe stehen, wissen, wo es sich befindet. Das dient auch zu ihrem Schutz, aber mittlerweile nehmen alle das noch nicht so ernst, schließlich wirst du erst in ein paar Jahren erwartet. Trotzdem gehen sie auf Nummer sicher, sie wird also rund um die Uhr bewacht werden…“

„Haben sie denn nicht bemerkt, dass du solange weg warst?“ fragte ich. „Nein, ich war angeblich auf Außeneinsatz, und sollte nach dir suchen, und melden, ob es schon Anzeichen einer Retterin von Somniorbis gibt. Ich muss jetzt aber zum Training. Jetzt bin ich ja wieder da…“ Er schaute sich nicht weiter um, und ging wieder weg. Er lies mich mit tausenden in meinem Kopf herumschwirrenden Fragen stehen. Was meinte man mit „ „Energiezentrum?“ Ich wusste ja, dass wir in der Dunkelheit, genauer gesagt im Kristallpalast im Zentrum der Dunkelheit waren. Was sollte dann bitte dieses Energiezentrum sein? Chris sah mindestens genauso ratlos aus, wie ich, nur das er dabei extrem süß aussah. Wie ein kleiner, süßer Schuljunge, der das multiplizieren nicht verstand. Als er bemerkte, dass ich ihn betrachtete grinste er sein grinsen. Ich konnte nicht anders, ich grinste auch und warf mich in seine Arme. Er streichelte über meinen Rücken.

Ich musste gähnen. Meine Augenlider waren so schwer, dass ich sie kaum noch offen halten konnte. Aber ich wollte tapfer sein, und durchhalten.

Irgendwann musste ich dann aber doch eingeschlafen sein, denn ich wachte in Chris Armen auf. Er hatte sich auf den Boden gesetzt, und hielt meinen Kopf, damit er nicht auf dem harten Spiegelboden von Cole „Kabine“  liegen musste. Chris war einfach so süß!

Am nächsten Abend- oder war es schon nachts?-  kam Cole von seinem Training wieder. „Wir haben kaum Zeit, ich muss mich in einer halben Stunde wieder melden“ er war ziemlich hektisch. Er rannte fast aus seinem Zimmer, durch die vielen Türen, und blieb vor der ersten Wand stehen. „Fangen wir mal hier an, nach einem Eingang zu Yemas Energiezentrum suchen…“

„Was ist eigentlich dieses Energiezentrum?“ fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Der Ort an dem Yemas Energie optimal verstärkt wird. So kann sie die negative Energie am besten ausbreiten…“

„Hat sie so viel negative Energie?“ – „ Das weiß keiner so genau, aber anscheinend schon“

Damit war dieses kurze Gespräch beendet. Cole war so komisch, seit wir hier waren. Dachte er etwa, weil ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn auch mag, dass er mich haben kann, oder war das sein „wahres Ich“? Hier war ich eindeutig überfragt. Zum Glück war Chris noch so nett wie immer. Ich würde wirklich ausflippen, wenn keiner mehr normal wäre.

Die ganze Zeit öffneten wir Türen, gingen durch sie durch, öffneten dahinter noch mehr Türen, nur um festzustellen, dass sich dahinter nur Kabinen befanden. Das einzige Spannende was wir fanden, befand sich hinter der Tür ganz in der Mitte. Es war ein riesiger Raum, voller Traumblasen, die mit schwarzer Energie gefüllt waren. Keiner hatte eine Ahnung, was das sein sollte. Chris vermutete aber, gefangene Träume, die noch nicht geheilt wurden, und auch nicht geheilt werden sollten.

Wir öffneten Türe um Türe, doch wir fanden nichts.

Irgendwann kamen einige Tanti, die ein kleines Mädchen, vielleicht vier Jahre alt, in negativer Energie eingehüllt, mit Peitschen vorantrieben. Es schrie, und weinte herzzerreißend.

Sie kamen durch das große Eingangstor, und trieben sie etwas links von der Türenwand. Einer von ihnen murmelte etwas-ähnlich wie Cole bei der Wassermauer- und schließlich erschien ein dunkelblaues Licht in der Luft. Es schien sich ständig zu bewegen. Und dann schritten sie hindurch - und kamen nicht auf der anderen Seite an. „Ein Portal! Natürlich!“ hauchte Cole.

Ich konnte nicht an dieses komische Portal denken. Mir gingen die markerschütternden Schreie des Mädchens nicht mehr aus dem Kopf. Sie musste fürchterliche Qualen leiden.

Chris sah zu Boden, während das ganze Cole völlig kalt lies. Mich wunderte das ein wenig, denn er hatte ja mitbekommen, wie seine Eltern damals entführt worden waren. Deshalb wollte er ja, dass ich heil hier ankam- um seine Eltern zu retten. Und nun sah er, wie ein Mädchen, ähnlich wie Chris´ und Coles Eltern von den Tanti verschleppt wurden, und zuckte nicht mit den Wimpern.

„Was passiert mit ihr?“ Coles Gesicht sah immer noch kalt und unberührt aus, als hätte er keine Emotionen. „Keine Ahnung, es werden laufend Traumelfen geliefert, aber ich weiß wirklich nicht, was dann mir ihnen passiert.“  Geliefert, als ob es keine Wesen mit Gefühlen, sondern irgendwelche Waren wären.

Jetzt wurde mir klar, wie Cole das alles anscheinend so egal war: Weil er täglich damit konfrontiert wurde, hatte er eine emotionale Schutzmauer um sich gebaut. Er lies keine Emotionen zu ihm durchdringen, aber dafür konnten auch keine von seinen Emotionen nach draußen.

Dennoch war seine „Mauer“ auf unserem Weg rissig geworden, und ist schließlich ganz gebrochen. Jetzt, wo wir hier waren, wo er täglich mit seinem Leid konfrontiert wurde, hatte er sie wieder aufgebaut.

„Ich weiß jetzt, wo der Eingang von Yemas Energiezentrum sein könnte“ riss Cole mich aus meinen Gedanken. „Ein geheimes Portal, damit die niederen Tanti es nicht finden können, ähnlich wie das Portal gerade eben“

Er dachte immer noch an das Portal, und Yemas Energiezentrum, und verschwand keinen seiner Gedanken an das arme Mädchen. Trotzdem konnte ich es ihm nicht übel nehmen. Ich liebte Cole. Aber ich liebte auch Chris. Nur wen liebte ich mehr? Ich wusste es nicht. Jetzt musste ich aber erst mal helfen, das Portal zu finden, sonst könnte ich bald keinen von ihnen mehr lieben, weil ich dann gar nicht mehr existieren würde.

Tut mir wirklich leid, aber dieses Kapitel ist wieder so kurz geworden! Trotzdem möchte ich es Lou102 widmen, weil sie immer so schöne Kommentare schreibt und fleißig votet! 

Ich möchte euch allen danken, dass ihr meine Geschichte lest, und Danke für die Kommentare und Votes! 

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