21.Kapitel
Ich hatte ein Gefühl, ähnlich wie in der Wassermauer. Als ob man hin und her, hoch und runter gewirbelt wird. Mein Magen spielte verrückt, und ich hatte Angst, nicht wieder in einem ganzen Stück ankommen würde.
Dann knallte ich hart auf dem Boden auf. Ich merkte erst jetzt, dass ich die Augen fest zusammengekniffen hatte. Ich lag flach auf dem Boden. Chris und Cole hingegen standen auf ihren Beinen. Beide reichten mir ihre Hand, um aufzustehen. Ich ergriff beide, doch als erstes Coles. Wir standen hinter der Feuermauer, die doch ziemlich dick sein musste. Sie zog sich kreisrund um das Zentrum der Dunkelheit.
Jetzt verstand ich, dass der Ring des Eis und der Ring des Feuers kreisrund, wie verschiedene Schichten um dem Zentrum lagen, um es zu schützen. Vor mir. Abgetrennt wurden die Eis - und Feuerringe durch die Wassermauer, und der Feuerring und das Zentrum der Dunkelheit durch die Feuermauer. Der Übergang von der normalen Dunkelheit und dem Ring des Eis ging fließend, ohne klare Grenze.
Ich schaute gerade aus, direkt auf das Zentrum. Hier wirkte alles noch dunkler. Ganz in der Mitte stand ein riesiger, schwarzer Kristall. Er war mindestens 20 Meter hoch, und zwei Spitzen ragten in den Himmel. Von ihnen wurden Unmengen an negativer Energie verbreitet. Die Pechschwarzen Wolken zogen sich über dem Kristallpalast zusammen, und Blitze zuckten durch die Luft.
Chris gab jedem von uns einige Gegenstände in die Hand. Ich trug die Uniform, die Cole ständig trug, aber meine war für Frauen. Chris trug die gleiche wie Cole. Meine bestand aus einem Knielangen, schwarzen, flatternden Rock und einer eng anliegenden Generaljacke. Die Jungs trugen eine schwarze Hose, zu einer weiten Generaljacke. Unsere alten Klamotten mussten wir ins Feuer werfen, um keine Spuren zu hinterlassen. Bei meiner Conversetasche tat mir das besonders leid. Das Tagebuch und die Spieluhr, sowie das Armband, das Chris für mich gemalt hatte nahm ich mit.
Chris gab jedem von uns einige Gegenstände in die Hand. Mir ein dünnes, Silbernes Armband mit einem großen Silbernen Anhänger und eine kleine Silberne Tasche. Ihm und Cole gab er ein Lederarmband mit demselben großen Silbernen Anhänger, wie an meinem Armband. „Mir den Armbändern können wir kommunizieren. Öffnet einfach den Anhänger. Die Stimmen wird keiner hören können, sie existieren nur in eurem Kopf. Reden müsst ihr aber laut. Und Lu, in die Tasche kannst du alle deine Sachen reintun, sie schrumpfen sofort, wenn sie die Tasche berühren. Du kannst sie unter deiner Kleidung tragen, sie ist so flach, dass sie nicht auffallen würde“ Chris war so aufmerksam! Cole zwinkerte mir zu. „Wird schon werden!“ er wollte mir mut machen! Wie süß von ihm!
„Okay, dann würde ich mal sagen, los geht´s!“ Chris sah stur geradeaus. Okay, los geht´s… Cole lief voran, Chris und ich hinterher. Doch während ich Chris´ Hand hielt, fühlte ich mich mindestens genauso zu ihm hingezogen, wie zu Cole. Mir wurde klar, dass ich ihn über alles in Welt liebte…Und dass ich ihn womöglich zu letzten Mal sah. Wer weiß, ob wir das alles überlebten. Chris grüne Augen strahlten trotz seines harten Gesichtsausdrucks. Ich verlor mich in ihnen, doch ich wollte gar nicht mehr aus ihnen herausfinden. Ich wollte nicht wahrhaben, in der Dunkelheit zu sein. Ich wollte nicht wahrhaben, dass das vielleicht mein Ende sein sollte. „Chris…Ich liebe dich so sehr“ flüsterte ich. Normal war ich nicht ganz so direkt, aber angesichts der Tatsache, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte, wollte ich doch, dass er es wusste.
Und es war wahr. Ich liebte Chris so sehr, das es beinahe schon wehtat. Und ich glaubte, er liebte mich auch. Sehr.
Wir liefen näher zum schwarzen Kristallpalast. Es war menschenleer. Der schmale Pfad über den wir gingen führte direkt zum Eingangstor. Es war von mehreren Menschen in Uniform bewacht. Sie alle hatten traurige Augen, gequälte, müde Blicke. Cole stellte sich vor sie hin, hielt die flache Hand an den rechten Oberarm, und nickte ihnen zu. Als die Wachen Chris und mich fragend ansahen, machten wir die gleiche Geste wie Cole. Die Wachen traten beiseite, und liesen uns durch. Das Tor war 2 Meter hoch, und spitz zulaufend. Es bestand aus mehreren tausenden schwarzen Kristallsplittern, und wirkte sehr bedrohlich. Wir traten in das dunkle Innere des Palasts. Der Boden war glatt, und wie ein grauer Spiegel. Das Licht war so schwach, dass man kaum etwas sah. Auch an den Wänden hingen Spiegel, die von schwarzen Kristallen umrahmt waren. Unsere Schritte hallten von ihnen wieder. Wir schienen die einzigen in der Eingangshalle zu sein. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Wie eine eiskalte Hand packte es sich mein Herz. Angst.
Cole sah ziemlich entspannt aus, Chris konnte seine angst gut verbergen, doch sie war klar erkennbar.
Laute Schritte wurden hörbar. Ungefähr 75 Männer in schwarzen Uniformen schritten an uns vorbei. Cole wisperte: „Außendienst. Sie suchen nach dir“ Ich musste schlucken. Nach mir wurde gesucht. Wegen mir gab es den Feuer-und Eisring. Wegen mir gab es die Monster.
„Sie werden die Wachen um das Zentrum und besonders um den Kristallpalast noch verstärken“ flüsterte Cole. Schluck.
„Hey, mach dir keine Sorgen! Wir sind doch schon hier! Sie erwarten dich erst in ein paar Jahren“ er wollte mich ermutigen. Klappte ja super. Chris ergriff meine Hand. Er musste meine Aufregung spüren. „Schsch, alles wird gut, mein kleines Dödelchen…“
Ich schaute zuerst Chris an, dann Cole. Das wohlbekannte warme Gefühl machte sich in mir breit. Und der Rummelplatz war auch wieder aufgetaucht. Ich wüsste nicht, was ich ohne die zwei machen sollte. Durchdrehen wahrscheinlich.
Je weiter wir in den Kristallpalast rein liefen, desto mehr Leute mit schwarzer Uniform begegneten uns. Auch Frauen. Wir fielen gar nicht unter ihnen auf, doch sie alle hatten müde Blicke. „Wie viele Leute „arbeiten“ hier eigentlich?“ flüsterte ich. Irgendwie traute sich keiner von uns, laut zu reden. „Tausende… Aber sie arbeiten hier nicht. Also, die einen werden gezwungen, so wie ich damals. Die anderen sind durch und durch böse, sie tun es freiwillig…“ Chris sagte gar nichts mehr. Wie riesig dieser Palast war! Irgendwann waren wir am Ende der Eingangshalle angelangt. Vor uns war eine Wand mit rund 40 Türen. „Wohin jetzt?“ Cole ging zielstrebig in Richtung linkem Ende der Türen. Alle Türen waren aus einem großen, schwarzen Kristall. Wir folgten Cole und landeten…Vor einer Wand mit weiteren 83 Türen. Sie waren nummeriert. Chris und ich folgten Cole einfach schweigend. Weiter durch Tür 46 und dann gab es nur noch zwei Türen zu durchschreiten. Schließlich standen wir in einem Saal mit 25 durch dünne Mauern abgetrennten Tischen mit Stühlen. Cole lief auf das Ende des Raumes zu. Vor einer Glaswand blieb er stehen. Er berührte eine bestimmte Stelle, und die Wand schob sich zur Seite. „…mein Zimmer…“ Wir liefen in das rund 3 Quadratmeter große „Zimmer“ Auf seinem Schriebtisch lagen zahlreiche Karten von der Dunkelheit, auf die mit rotem Stift einzelne Kreuze eingezeichnet waren - unsere Route zum Zentrum der Dunkelheit. Cole hatte alles geplant. Ich schaute mich genauer in seinem „Minizimmer“ um. Alle Wände waren schwarz, aus Kristall, bis auf die mit der Tür, die war aus Glas und durchsichtig. Die Möbel bestanden wirklich nur aus einem Schriebtisch mit vielen Schubladen und einem Stuhl. „hier bin ich, wenn ich nicht gerade im Einsatz bin… also 3 Stunden die Woche…“ er lächelte, aber er sah nicht glücklich aus. Immer wieder schaute er zum Zimmer gegenüber von ihm. Cole tat mir leid, hier leben zu müssen. Gezwungen für etwas zu kämpfen, für das er nicht kämpfen wollte. „Hier könnt ihr bleiben…“ Er nickte uns zu, und verlies das „Zimmer“. „Ich komm bald wieder…Ich muss zur Abendversammlung“ Ich lies mich auf Cole Stuhl plumpsen. Chris schaute mir tief in die Augen. „Anfangs habe ich kaum geglaubt, dass wir es bis hierhin schaffen würden. Jetzt sind wir hier. Lu…Ich kann es dir nicht oft genug sagen…ich liebe dich!“ Tränen stiegen mir in die Augen. Ich liebte ihn auch so sehr. Vor kurzer Zeit war ich noch sicher, Cole mehr zu lieben als Chris. Aber jetzt war ich im Unklaren. Ich war kurz davor, einem von beiden wehzutun. Und das wollte ich nicht. Aber ich musste. Ich war ein schlechter Mensch.
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never-never land -die Welt der Träume-
FantasyDie 15-jährige Luana entdeckt in einem geheimen Garten den Eingang zu Somniorbis, der Welt der Träume. Dort findet sie heraus, dass diese Welt, und somit auch die komplette Menschheit zerstört werden soll. Luana ist die einzige, die das noch verhind...