33.Kapitel
Sofort verschwand das Wasser, das Feuer und auch die Dornen schrumpften wieder zu ihrer normalen Größe. Die Pflanzen hatten noch nicht wieder ihren ursprünglich Zustand zurückgekehrt, und wollten nicht aufhören, mit ihren Blättern nach mir zu schlagen. Ich wich ihnen ständig aus, und war die ganze Zeit damit beschäftigt. „Stopp“ säuselte Yema, und augenblicklich hörten die Blumen auf, mich zu attackieren. „du ergibst dich also“ Sie lief um mich herum, und hatte ein selbstgefälliges Lächeln auf den Lippen.
„Ich habe gewonnen! ICH!“ Sie schien innerlich zu wachsen, sobald sie es laut aussprach.
„aber das war mir von Anfang an klar. Ich habe kaum Bemühungen unternehmen müssen. Bis auf die Monster… aber die habe ich nur aus purer Langeweile erschaffen. Ich habe euch die ganze Zeit gesehen.“
„Wie? Wie konntest du uns beobachtet haben? Und wieso hast du es nicht gleich zu Ende gebracht, du warst doch die ganze Zeit in der Lage dazu gewesen.“ Ich war verwirrt.
„ Durch meinen Spiegel“ Sie deutete auf einen großen Standspiegel mit silberner Umrandung. Er war wunderschön.
„ Mir war einfach danach, es in die Länge zu ziehen. Ich weiß nicht, normal bin ich nicht der Typ, der Sachen verzögert oder aufschiebt, aber solange ich alles unter Kontrolle hatte, fand ich es amüsant, euch zuzusehen.“ Sie war in einen Plauderton verfallen, aber ihre Stimme wirkte immer noch bedrohlich.
Gleich würde sie mich erledigen. Gleich wäre es vorbei.
Irgendwie musste ich das doch alles verhindern können! Irgendeine Chance müsste es doch geben!
Mir fiel nur eine ein: Yemas Energiequelle zu zerstören.
Die Energiebatterien im Glassaal zu zersplittern. Alle.
Yema würde mich irgendwie festhalten, mich irgendwie in eine Glasfigur verwandeln. Ich brauchte ihr Zepter, aber letztes Mal hatte mich das Zepter genauso gemacht wie Yema. Aber ich musste es versuchen.
Ich rannte auf sie zu, und riss ihr das Zepter aus der Hand. Ihre Augen waren schreckgeweitet, ich hatte sie überrascht.
Ich fühlte, wie sich das kalte Gefühl in mir ausbreitete. Als ich an mir hinunterblickte, sah ich, wie sich an meinen Füßen das Kleid anfing zu entwickeln. Ich war in einen schwarzen Nebel gehüllt.
Ich musste einen klaren Kopf behalten, so lange wie möglich herauszuzögern, böse zu werden. Und in der Zeit in der ich noch normal war, handeln.
Ich drehte mich um, und konzentrierte mich darauf, Yema, die mir natürlich hinterher rannte irgendwie zum anhalten zu bringen. Nichts passierte.
Dann sammelte ich alle meine positiven Gedanken, alle meine guten Gefühle, wie Chris damals, als er sie malte.
Ich dachte an alle Personen die ich liebte…
Ein warmes Gefühl vertreib das kalte, und ich konnte wieder klarer denken. Das silberne Zepter wurde kurz golden, und der schwarze Kristall durchsichtig. Ein buntes Licht breitete sich aus, und traf Yema.
Ihre Füße wurden von einem bunten Lichtermeer eingehüllt.
Sie konnte nich mehr weiterlaufen.
Ich hatte es geschafft! Ich hatte das Zepter von der bösen Energie befreit und Yema aufgehalten, zumindest für einen kurzen Moment.
Jetzt aber schnell!
Ich rannte zum Portal, das Zepter fest umklammert.
Das altbekannte Gefühl bei der Reise in einem Portal überkam mich.
Und dann stand ich im Glassaal.
Okay. Das war meine einzige Möglichkeit, noch irgendwas zu retten.
Wenn Somniorbis sowieso bald in sich selber zusammenbrechen würde…würden die Glasfiguren ohnehin zerstört werden.
Es gab also gar keine andere Möglichkeit…
Nur auf diese Weise hätte ich eine Chance.
Meine Augen wurden feucht, doch ich schluckte die Tränen runter.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und ich zitterte.
Ich würde gleich alle Glasfiguren zerstören, ihnen die letzte Hoffnung nehmen, die es für sie gab.
Sie waren noch…da… sie… lebten noch.
Ich redete mir ein, dass es das richtige wäre, was ich tun werde. Das einzige was noch getan werden kann, und getan werden muss.
Aber was, wenn das eine falsche Entscheidung war? Was wenn ich grundlos all diese Menschen töten würde?
Ich musste Opfer bringen, um das hier zu bestehen. Anfangs war mir das nicht klar, doch jetzt schon.
War ich bereit, diese Opfer zu bringen?
Doch mir musste endlich klar werden, dass alle Hoffnung für sie verloren war. Ich wollte es mir nur nicht eingestehen, aber ich musste.
Ein Teil von mir wollte es einfach nicht wahrhaben, dass meine Eltern tot waren.
Jetzt musste ich kalt sein. Kalt und gefühllos. Wie Königin Yema. Ein Teil von mir sträubte sich, das zu tun, was ich vorhatte.
Mein Gehirn schickte den Befehl an meine Hand, es zu tun. Aber ein anderer Teil von mir, vermutlich mein Herz, blockierte die Leitung.
Ich atmete tief durch. Hier durfte ich nicht mit dem Herzen handeln, ich musste rational denken. Ohne Gefühlseinfluss.
„Es tut mir leid“ flüsterte ich, und ich war mir dabei nicht sicher, ob mich die Glasfiguren hören konnten. Ob sie in der Lage waren, mich zu hören, oder ob sie wie eingefroren waren.
Egal. Nich darüber nachdenken. Rational denken. Gehirn an Hand: umwerfen.
Meine Hand stieß die erste Glasfigur vor der ich stand um. Sie fiel wie in Zeitlupe, und dann stieß sie die vor ihr stehende Figur um. So ging das ganze weiter, wie ein Dominoeffekt.
Mein Herz fühlte sich an, als ob es zerrissen würde. Was hatte ich da getan.
Alle Figuren fielen in Zeitlupe um, und noch keine berührte den Boden. Mein Herz rebellierte. Es machte mir klar, dass ich die falsche Entscheidung getroffen hatte.

DU LIEST GERADE
never-never land -die Welt der Träume-
FantasíaDie 15-jährige Luana entdeckt in einem geheimen Garten den Eingang zu Somniorbis, der Welt der Träume. Dort findet sie heraus, dass diese Welt, und somit auch die komplette Menschheit zerstört werden soll. Luana ist die einzige, die das noch verhind...