Keine Lösung

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31.Kapitel

Meine Hand war weit genug von der Figur entfernt, um genügend Schwung aufzunehmen. Ich wollte sie mit aller Kraft gegen ihn schmettern, da hielt ich plötzlich inne.

Die leise Stimme von vorhin war lauter geworden, sie schrie jetzt förmlich.

Ich war wie benebelt. Doch der Nebel verschwand.

Was tat ich hier eigentlich? Alles zerstören, wofür ich gekämpft hatte?

Und wieso hatte ich so gruselige Augen wie Königin Yema? Wieso sah ich so aus, wie Königin Yema?

NEIN! Ich wurde doch manipuliert! Das alles wollte nicht ich tun, das wollte Königin Yema! ICH strahlte keine negative Energie ab, zumindest jetzt noch nicht. Jetzt war ich noch keine Glasfigur, keine Energiebatterie in Yemas Glassaal.

Ich hatte keine silbernen Augen ohne Pupille. Ich hatte grüne Augen, grün wie ein Wald.

 Ich hatte keine silbernen, langen, glatten Haare. Ich hatte blutrote, widerspenstige Locken, die seit dem ewigen Feuer nur noch Kinnlang waren.

Und ich trug auch kein Kleid aus schwarzen Kristallen, sondern die Tarn-Uniform der Tanti.

Mein Spiegelbild sagte etwas anders.

Jetzt erst wurde mir klar, woran das lag: An dem Zepter. Ich schmiss es auf den Boden. Mit einem lautem klirren knallte es auf den mir Dornenbüschen übersäten Boden.

Ich wurde plötzlich von etwas Warmen durchflutet. Wie ein goldenes Licht  durchstrahlte es meinen ganzen Körper, und es kam mir so vor, als wäre ich vorher extrem unterkühlt gewesen.

Ich wollte lachen, ich wollte tanzen, ich wollte singen.

Ich lächelte zuerst, dann breitete sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus, und dann fing ich an zu lachen.

Es fühlte sich so befreiend an. Ich lachte, und mein Herz lachte mit.

Aber ich hörte plötzlich damit auf, als mir klar wurde, dass keines meiner Probleme gelöst worden war.

Chris, Cole und viele andere waren noch Glasfiguren.

Königin Yema war noch nicht besiegt.

Somniorbis schwebte noch in größter Gefahr

Die Menschheit schwebte noch in größter Gefahr.

Ich war zu keiner Lösung gekommen, nur die Erkenntnis reicher, dass es mir nichts brachte, Yemas Macht zu nutzen. Ich wurde damit nur zu ihrer Gehilfin.

Ich musste unbedingt verhindern, dass ich Yemas Dienerin wurde, denn wie sie gesagt hatte, würde ich ihr den meisten Nutzen bringen.

Ich würde lieber sterben als eine Energiebatterie in Yemas Glassaal zu sein.

So wie Chris und Cole…

Es wäre ihr Wille, dass ich sie zerstöre, und die Glassplitter vernichte, aber es war nicht MEIN Wille.

Ich wollte dass es noch Hoffnung für sie gab. Dass ich mir noch einreden konnte, dass es noch Hoffnung für sie gab, denn sonst hätte ich schon lange aufgeben.

Yema lief wieder wie eine Raubkatze um mich herum, sie hielt ihr Zepter wieder in den Händen. Ich Blick sagte nur eines aus: Hass.

Ich fühlte mich umzingelt. WAS SOLLTEICH NUR MACHEN?

Hieß es nicht in der Prophezeiung, ich „wüsste Rat“?

Nein! Ich wusste keinen Rat! Ich bin sicher nicht die Person, die gemeint war.

Aber wer sollte es sonst sein?

Ich konnte doch jetzt nicht einfach gehen, und hoffen, dass irgendjemand anderes kommen würde um die Welt zu retten. Alles zu retten.

Wie würde meine Oma sagen?

„ Denn Karren aus dem Mist ziehen“

„So, jetzt will ich nicht länger warten! Ich habe genug mit dir gespielt. Ich habe lange genug deine jämmerlichen Versuche beobachtetet. Es war recht amüsant, das muss ich zugeben, aber jetzt möchte ich es beenden“ Sie sagte es mit einem spitzen, hasserfüllten Unterton, der ihre eigentlich wunderschöne, klare, glockenhelle Stimme so verzerrte und entstellte.

„Es war mir von Anfang an klar, dass ich gewinnen würde. Es ist völlig ausgeschlossen, dass du mich besiegst. Ich habe von Anfang an gewonnen. Du hattest nie eine Chance. NIE“

Sie wollte mich ein letztes Mal einschüchtern, mich klein und schwach sehen.

Doch ich wollte mich ihr nicht so zeigen.

Ich richtete mich auf, schaute sie herausfordern an, und obwohl ich wusste, dass es vorbei war grinste ich sie frech an. „ Dann zeig mal, was du zu bieten hast“

Sie lächelte boshaft zurück. „Gerne, dein Wunsch sei mir Befehl! Wenn du es so willst, werde ich es nicht kurz machen. Ich werde dir zeigen, wozu ich in der Lage bin“

Mit diesen Worten richtete sie ihr Zepter in die Luft und erschuf meinen eigenen Alptraum.

 

 

never-never land -die Welt der Träume-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt