Die rettende Idee?

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30. Kapitel

Wie ein Geistesblitz durchzuckte mich diese Idee. Das einigste was ich machen musste, um ihr für kurze Zeit ihre Macht zu nehmen, war, ihr das Zepter wegzunehmen. Es würde zwar keine dauerhafte Wirkung haben, aber wenigstens für kurze Zeit wäre sie machtlos.

Und diese Zeit konnte ich nutzen, um…

Um was zu tun?

SIE zu einer Glasfigur zu machen? Die schwarzen Kristalle zu zerbrechen?

Keine Ahnung.

Neuer Plan: Spontan improvisieren.

Sie stand vor mir, majestätisch, mächtig, selbstbewusst.

Und ich war ein einziges Häufchen Elend.

Ich straffte meine Schultern, hob das Kinn, und schaute ihr mitten in die Augen. Ich hielt wider meine Erwartung ihrem eiskalten Blick stand, und starrte sie wütend an.

Ihr Blick wurde noch finsterer, obwohl ich längst geglaubt hatte, dass es gar nicht mehr finsterer ging. Ging es doch. Sie versuchte mir Angst einzujagen, und sie hatte Erfolg.

Ich atmete einmal tief durch, denn ihre Blicke konnten mich nicht töten.

Dann stand ich auf, und starrte immer noch stur in ihre schrecklichen Augen.

„Bei bösen Blicken wird es nicht bleiben, Rotschopf“

Sie lächelte süffisant, und ich hasste sie dafür.

Sie schüttelte ihre langen, schwarzen, aalglatten, glänzenden Haare hinter die Schulter. Dann umklammerte sie ihr Zepter noch fester, und richtete es auf mich.

Ich stürzte plötzlich nach vorne, packte den Stab und entriss ihn ihr.

Sie war völlig perplex und verstand erst nach ein paar Sekunden was ich gerade getan hatte.

„Du wagst es?! Bist du die „Retterin?“ die „Möchtegernheldin“? Tja, nicht mehr lange, bald bist du eine Energiebatterie in meinem Glassaal. Dann bist du mein! Und du dienst der Zerstörung von Somniorbis, was du die ganze Zeit zu verhindern versuchst! Du wirst mein Prachtstück sein, und soweit ich das jetzt erkennen kann, strömst du soviel positive Energie ab, wie jetzt mit insgesamt der Hälfte der Glasfiguren erzeugt wird.“ Sie lief um mich herum, wie eine Raubkatze, die ihr Opfer betrachtet. Die nur auf den richtigen Moment wartet, es zu töten.

In Wahrheit war sie aber machtlos, in Wahrheit war sie das Opfer. Sie wollte nur verhindern, dass ich das verstand. Sie wollte verhindern, dass ich ihre Waffe gegen sie selbst einsetzen konnte.

Ich umklammerte den Silbernen Stab, als mich plötzlich ein heftiger Schmerz überkam.

Ich schrie, ich kreischte, doch plötzlich hörte es auf. Ich fühlte mich stärker, mächtiger.

Doch was wollte ich machen? Wollte ich die Welt retten?

Mir schien es einfacher sie zu zerstören. Weniger Arbeit, schon fast vollendet. Und ich wollte diejenige sein, die das Werk zu Ende bringt.

Ich musste lächeln bei dem Gedanken daran, dass Somniorbis einstützte. Alles in einem Scherbenhaufen endet. Und ich würde die Welt regieren!

Es schien mir unwirklich, genau das verhindern zu wollen. Mein Verstand strebte danach, genau das zu zerstören, was ich vorher zu retten versucht habe.

Königin Yema hatte mir die Hand auf die Schulter gelegt, sie lächelte zufrieden. Ich hatte keine Angst mehr vor ihr. Ich vertraute ihr. Sie hatte die ganze Zeit Recht gehabt. Ich wollte ihr dienen, ihr gehorchen, alles tun, was sie sagte.

Ich blickte an mir herunter. Ich trug nicht mehr die Tanti-Uniform, die ich zur Tarnung getragen hatte. Ich trug ein Kleid, dass ganz aus schwarzen, klitzekleinen Kristallen bestand.

Ich fühlte mich gut, mächtig.

Doch irgendwas in meinem Inneren strebte sich auch dagegen. Eine kleine, leise, zaghafte Stimme. Ich schlug sie zurück, sperrte sie da ein, woher sie gekommen war.

Dann schaute ich gerade aus, und lächelte. Ich fühlte mich besser als alle anderen.

Und ich verspürte Hass. Hass auf Chris und Cole, auf meine Eltern, auf die Menschheit. Auf alle!

Ich würde sie zerstören, jetzt sofort! Ich würde es zu Ende bringen, meine Mission auf die richtige Weise beenden.

Ich trat an Chris´ Glasfigur heran. Ihn würde ich zuerst zersplittern, damit ich ihn nicht mehr sehen musste. Doch die Glassplitter würde ich in ein Gefäß legen, damit sie ihre volle Energie entfalten konnten. Damit sie die Dunkelheit stärken würden. Und die Zerstörung vorantreiben.

Wenn ich mit Cole und meinen Eltern das gleiche gemacht habe, werde ich meine volle Energie der Zerstörung zur Verfügung stellen, und meine Bestimmung erfüllen.

Ich lächelte, und stellte mich vor Chris´ Glasfigur. Ich konnte mein Spiegelbild in ihr erkennen. Ich sah so…verändert aus.

Ich trug ein schwarzes Kleid aus winzigen Kristallsplittern, und meine Haut war porzellanweiß. Meine Sommersprossen waren verschwunden, dafür waren meine Lippen blutrot. Meine Haare waren so silbern wie meine Augen, und fielen mir lang und glatt bis zur Hüfte. Sie glänzten, und schimmerten schwarz.

Ich schaute mir in die Augen.

Meine grünen Augen waren…silbern. Und ich hatte keine Pupille mehr. Ich hatte Königin Yemas Augen. Ich sah aus, wie eine Schwester von Königin Yema. Überall um mich herum wurde negative Energie abgestrahlt. Wunderschöner schwarzer Nebel umhüllte mich wie ein Mantel.

Schwarz wie die Nacht. So schwarz wie meine Seele.

Dann holte ich zum Schlag aus, mit dem ich Chris´ Glasfigur auf den Boden schmettern würde, um ihn endlich aus der Welt zu schaffen. 

never-never land -die Welt der Träume-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt