Eine neue Prophezeiung

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34. Kapitel

Ich fühlte mich schuldig, und wurde von einer Welle aus Gefühlen überrollt.

Schmerz, Trauer, Angst, Schuld.

Ich zitterte am ganzen Körper und mein Herz krampfte sich zusammen. Alles kam mir wie in Zeitlupe vor, die Figuren fielen noch, sie waren noch nicht kaputt, doch jetzt konnte ich es nicht mehr aufhalten. Ich hatte es nicht mehr unter Kontrolle. Plötzlich erschien vor mir ein Strudel aus blau-schwarzer Energie. Er leuchtete und wurde immer heller und größer. Der Glassaal wurde in blaues Licht getaucht, die Zeit schien stehen zu bleiben. Alle Figuren blieben in ihrer Position in der Luft verharren.

Als es laut donnerte, zuckte ich innerlich zusammen. Ich hatte meine Augen zusammengekniffen, und als ich sie wieder öffnete, war die Energiemasse verschwunden, und an ihrer Stelle standen Chris und Cole. Oder eher ihre Glasfiguren.

Mein Herz sackte mir in die Hose. Ich musste SIE auch zerstören. Ich musste sie zerstören, obwohl ich wusste dass es falsch war. Ich musste, weil es keinen anderen Weg gab. Sie hätten es so gewollt, und sie würden als Helden sterben.

Aber konnte ich so einfach über den Tod von ihnen entscheiden? Sollten sie nicht selbst eine Chance haben?

Aber ich hatte unendlich vielen gerade ihre Chance genommen, selbst zu entscheiden. ICH hatte für sie entscheiden, aber woher sollte ich wissen, dass meine Entscheidung richtig gewesen ist?

Und obwohl ich es bereut hatte, die Glasfiguren umzustoßen, schickte mein Verstand den Befehl zur Hand, die Figuren umzuwerfen. Und meine Hand führte den Befehl aus. Mit dem Moment in dem Chris und Cole umfielen, fielen auch die anderen Figuren weiter. Jetzt waren sie endgültig verloren. Meinetwegen.

Ich sank auf die Knie, und konnte nichts anderes als schreien.

Ich schrie bis mir die Kehle brannte, aber ich wollte den Schmerz fühlen. Er betäubte den Schmerz in meinem Herz der um so vieles größer war. Aber er kam immer noch durch und war unerträglich. So schmerzhaft, so schlimm.

Was hatte ich nur getan? Ich war ein Monster, so kalt, so gefühllos, so wie Yema.

Die Figuren krachten mit einem lauten, hohen, klirrenden Geräusch zu Boden und zersprangen in tausende Stücke. Ihre Splitter wurden in alle Richtungen geschleudert.

Ich kniete in einem Meer aus Glassplittern.

Mein Herz fühlte sich an, als wäre es nicht mehr in mir, als wäre es herausgerissen worden.

Was ich dann bemerkte, machte alles nur noch viel schlimmer: Von den Glassplittern ging immer noch positive Energie aus und wurde in negative umgewandelt.

Die restliche gespeicherte Energie aus den Glasfiguren wurde immer noch umgewandelt.

Meine Aktion hatte gar nichts gebracht. All diese Menschen und Traumelfen waren umsonst gestorben.

Ich Monster! Ich wollte hier einfach raus, einfach aus dem Alptraum aufwachen.

Ich stützte mich auf das Zepter ab, um aufzustehen. Es kam mir vor als würde ich von der Last meiner Schuld zu Boden gedrückt werden.

Sobald ich das Zepter berührte, leuchtete es kurz auf.

Ich lies mich wieder fallen. Ich konnte nicht einfach aufstehen und weglaufen. Ich konnte nicht vor meiner Schuld wegrennen, auch wenn ich das gerne getan hätte.

Ich war nicht in der Lage zu weinen, und trotzdem fand eine einzige Träne den weg aus meinem linken Auge. Sie rann einsam meine Wange hinab und tropfte auf den Boden. Als sie dort aufkam, sah es aus, als würden tausende mikroskopisch kleine Lichttröpfchen nach oben springen, und dann sofort wieder nach unten fallen. Ich hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte.

Dieser Träne folgten weitere. Sie alle kamen gleichzeitig auf dem Boden auf, und bildeten ebenfalls goldene Lichtpünktchen.

Dieses Mal entstand so in der Luft ein Bild von kurzer Dauer. Ein Bild meiner Spieluhr.

Das war ein Zeichen! Mein Unterbewusstsein wollte mir etwas sagen. Und anscheinend funktionierte das in Somniorbis so.

Ich brauchte die Spieluhr. Sie konnte mir Trost schenken, ihre Melodie könnte meinen Schmerz lindern.

Ich zog sie aus meiner Tasche und stellte sie vor mir ab. Ich war sehr verwundert, als sowohl die Spieluhr, als auch das Zepter zu leuchten begannen.

Egal. Alles egal. Es war sowieso alles verloren.

Ich zog sie auf, und meine wunderschöne Melodie ertönte. Meine Melodie, die ich so lange nicht mehr gehört hatte. Die ich immer vermisst hatte. Die in der Lage war, mich von meinen Schuldgefühlen zu befreien. Zumindest für einen kurzen Moment. Es tat mir so leid, ich wollte doch nur das Beste. Doch ich hatte nichts erreicht.

Schlagartig breitete sich ein goldenes Licht um die Spieluhr aus. Doch nichts weiter passierte.

Fast nichts.

An der Seite der Spieluhr klappte eine kleine Klappe auf, die mir vorher nie aufgefallen war. Überrascht sah ich nach, was es damit auf sich hatte.

In der Klappe lag ein blutroter Kristall. Er glänzte in allen Farben des Regenbogens und war einfach wunderschön.

Außerdem ein kleines Stück Papier, das fein säuberlich zusammengerollt worden war. Ich breitete es vor mir aus und las, was auf ihm geschrieben war:

 

In größter Angst und der schlimmsten Schuld

Gibt es Hoffnung, und mit Geduld

Bekommst du die Chance auf Rettung

 

Doch um das Werk vollenden zu können

Muss dein Herz in Liebe und Hoffnung entbrennen

So sehr dass das zweite sich anschließt und sich zu erkennen gibt.

 

Als zweites brauchst du ein Zeichen wahrer Freundschaft, wahrer Liebe.

Ungenutzt und unscheinbar, immer da, verhilft es dir zum Siege.

Klein und zart, groß und silbern.

 

Zu guter letzt ein Zepter, einst geschaffen aus dunkler Macht,

doch geheilt durch die Liebe, so funkelnd wie die Sterne in der Nacht.

 

Doch nicht vergessen sei, was von Anfang an dabei war, den Schlüssel bildet und das Haus des Herzens stellvertretend ist.

 

Ich hatte keine geringste Ahnung. WAS SOLLTE DAS BITTESCHÖN BEDEUTEN?

Wieder so eine Prophezeiung?! Echt jetzt?

Die Spieluhr spielte immer noch ihr Lied, und mein Blick fiel wieder auf den kleinen Kristall. Wozu war der gut? Für den Spielmechanismus anscheinend nicht, denn als ich ihn aus seiner Klappe nahm, spielte die Spieluhr ihr Lied problemlos weiter.

Während ich den Kristall aber in der Hand hielt, wurde er immer wärmer.

Plötzlich leuchtete die Mitte des durchsichtigen Kristalls des Zepters hell auf.

Als ich dieses komische Licht genauer betrachtete, fiel mir auf, dass wo das Licht her kam, eine Vertiefung im Edelstein war.

Meine Hand setzte wie automatisch den roten Kristall an diesen Platz…an seinen Platz.

Gleißend helles Licht durchflutete den Glassaal, sobald die beiden Kristalle vereint waren.

Irgendwas war hier gerade passiert. Nur was?

 Es tut mir so leid, dass das Kapitel jetzt so lange gedauert hat!

Aber tatatataaaaa!!! hier ist es!

Die Widmung geht dieses mal an jollyhepcourse, weil sie immer so tolle Kommentare da lässt und votet!

never-never land -die Welt der Träume-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt