Die Geheimtür

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2. Kapitel

Und tatsächlich, ungefähr eine Woche danach ging meine Großmutter Besorgungen machen und anschließend in ihren Handarbeitskreis, in dem sie mit ein paar anderen alten Tanten strickte und häkelte. Meine Chance war schneller gekommen, als ich angenommen hatte. Ich machte da weiter, wo ich begonnen hatte, doch als ich dieses Zimmer für durchsucht erklärte, und in das nächste, danebenliegende gehen wollte, zog mich eine kleine Tür ganz hinten im Gang an. Wie benebelt lief ich langsam, fast andächtig auf sie zu. Die Türklinke ließ sich schwerer öffnen als die anderen in diesem Haus. Auch das Holz der Türe war nicht so gepflegt und sauber und sollte dringend mal geölt werden. Meine Großmutter musste also wirklich selten in dieses Zimmer gegangen sein. Das machte es für mich nur noch interessanter.

Es war nicht sehr groß, aber es hatte zwei Fenster die fast die ganze Südwand ausmachten. Die Einrichtung war sehr spärlich, sie bestand aus einem Schrank und einem Sessel mit vergilbtem, geblümtem Stoffbezug. Ich ließ mich in ihn hinein plumpsen. Unmengen an Staub wirbelten auf, und ich musste husten. Der Sessel war einfach unglaublich bequem. Dieses Zimmer, oder eher der Sessel, hatte wirklich Potential, mein neuer Lieblingsplatz in diesem Haus zu werden. Ein geheimer Rückzugsort, an dem ich einfach mal ungestört sein konnte.Ich sah mich schon stundelnag mit einem guten Buch in der Hand in diesem Sessel sitzen, Kopfhörer in den Ohren. Um einfach mal abzuschalten.

Die Sonne schien durch die Fenster, und tauchte den Raum in ein warmes, goldenes Licht. Die einzelnen Staubpartikel die in der Luft schwebten schimmerten, und ich lehnte mich im Sessel zurück.

Mein Blick fiel auf den Schrank. Ich stand auf und kniete mich vor ihm nieder. Ich öffnete die zwei Schubladen am Boden des Schrankes.

Nichts. Leer. Na toll. Plötzlich hörte ich, wie ein Schlüssel in der Haustür umgedreht wurde. "Scheiße", dachte ich, "Oma kommt." Ich hatte überhaupt keine Lust auf Hausarrest. „ Lu, ich bin wieder da!“ hörte ich ihre Stimme im Flur. „Lu, wo bist du?“ Langsam wurde ihre Stimme panisch. „Luana, ich hoffe sehr für dich, dass du nicht irgendwo im Haus bist, wo du nicht sein darfst!“ Mist. Erwischt. Aber sie hatte mich noch nicht entdeckt. Die Schritte im Flur wurden lauter, und ich wusste, sie läuft genau auf das Zimmer zu, in dem ich war. Kurzentschlossen öffnete ich die leicht quietschende Schranktür, hoffte, dass meine Großmutter sie nicht gehört hatte, und kletterte in den Schrank. Er war vollkommen leer. „Lu, wo bist du?“ Sie öffnete die Tür des Sesselzimmers, in dem ich war, schloss sie aber kurz darauf wieder.

Schritte hallten im Flur und die Stimme meiner Großmutter hatte sich wieder von mir entfernt. "Luana, du sagst mir jetzt sofort wo du bist!"

Da kam mir der rettende Einfall. „Im Bad“ rief ich durch die geschlossene Schranktür. Zum Glück war das Badezimmer genau gegenüber der Tür, es würde ihr also nicht auffallen.

Sie seufze.„Gut, ich wollte dir nur sagen, Hilda hat doch heute Geburtstag, ich werde sie also noch schnell besuchen gehen. Wie ich das nur vergessen konnte!“ Die Erleichterung konnte man ihrer Stimme genau anhören. „bis nachher dann!“, gab auch ich erleichtert zurück.

Ich lehnte mich an die Schrankwand, und plötzlich...

...brach sie durch.

Das heißt, sie brach nicht durch, sie öffnete sich, wie eine Flügeltür. 

 Das war einfach unglaublich! Hinter dem Schrank war eine Steintreppe, die in die Tiefe führte. Da unten war es unfassbar dunkel, doch ich musste unbedingt wissen, wohin dieser Weg führte. Also sprintete ich in mein Zimmer und holte meine noch unbenutzte Taschenlampe.

Dann ging ich wieder ins Sesselzimmer(oder Sessel- Schrankzimmer mit mysteriöser Geheimtür) und stieg die Treppe hinab. Es war mucksmäuschenstill, das einzige Geräusch das von den Steinwänden widerhallte, waren meine Schritte. Nach ungefähr einer Minute, in der ich die Treppe runter stieg, ging es dann circa 4 Minuten auf ebenem Boden. Langsam wurde mir mulmig zumute. Wo sollte dieser Geheimgang nur hinführen. „Nein, Lu, du gibst jetzt nicht auf. Scheiß dir nicht in die Hose, du gehst jetzt weiter!“ Wies ich mich selbst zurrecht. Irgendwann führten Treppen wieder nach oben, und langsam wurde es im Gang heller. Die Treppen hörten auf, und über mir war eine löchrige Holzluke. Mit aller Kraft stemmte ich sie nach oben. Und dann war ich am Ziel. Es war so wunderschön und raubte mir den Atem.

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