19.Kapitel
Ich schlug die Augen auf, und das erste, was ich sah, waren Coles und Chris Gesichter über mir. „Ist was?“ fragte ich sie argwöhnisch. „ nee, wir wollten dich nur gerade aufwecken, weil Cole meint, wir müssen uns beeilen. Ich stand auf, machte mich fertig, und dann ging´s auch schon los. Wir kämpften uns wieder gegen den Eissturm voran, doch Cole machte mir Hoffnung, denn er schrie in meine Richtung, dass wir es bald geschafft hatten. Allein der Gedanke daran, endlich aus dieser Eiswüste herauszukommen, lies meine Beine losrennen, um schneller am Ziel zu sein. Ich fühlte mich dennoch schwächer wie gestern, doch ich wusste, dass nur meine Lebensenergie ziemlich angeschlagen war. Auch der Schlaf hat da nicht viel geholfen. Nach ungefähr einer Stunde wurde der Wind immer schwächer, es wurde wärmer und es flogen auch weniger Eissplitter durch die Luft. Irgendwann sah ich eine riesige Mauer vor uns. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um zu sehen, wie hoch sie war. Sehr hoch. So hoch, dass sie in den Himmel zu ragen schien. Ich konnte jedenfalls nicht erkennen, wo sie aufhörte. Je näher wir zu der Mauer hinkamen, desto besser konnte ich sie erkennen. Sie war tiefschwarz, und gab rauschende Geräusche von sich. Ja, richtig gelesen, sie machte Geräusche. Als wir unmittelbar vor ihr standen, spritzten mir kleine Wassertröpfchen ins Gesicht. Die Mauer sah aus, als floss sie nach oben gen Himmel. Sie bestand aus schwarzem Wasser. „Wie sollen wir nur auf die andere Seite kommen?“ ich schaute Cole fragend an. ER zwinkerte mir zu. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie verwandelte sich mein Körper wieder in den Rummelplatz. Nein!!! Das durfte nicht sein! Ich liebte Chris, nicht Cole!!! Trotzdem konnte ich es nicht verhindern. Dann schaute ich Chris an, und die Ameisen gesellten sich wieder dazu. Ich schaute einfach weg, und langsam, ganz langsam verzog sich der Rummel inklusive den Ameisen. Cole war derweil zur Wassermauer vorgetreten, streckte die Hände in die Luft, und schloss die Augen. Seine Lippen bewegten sich unglaublich schnell, doch ich konnte keine Töne hören. Plötzlich wurde das rauschen lauter, dann verschwand es ganz. Das Wasser sank gerade wie ein Stock zurück in den Boden, aus dem es gekommen war. Cole zwinkerte mir schon wieder zu. Nein!!! Nicht schon wieder dieser Rummelplatz!!! „Ihr könnt kommen, beeilt euch!“ rief er mit seiner tiefen Stimme in unsere Richtung. Chris und ich rannten zu Cole, und auf die andere Seite der Mauer. Ich betrachtete den Boden genauer. Nichts war zu sehen, außer einer kleinen Pfütze. Ich beugte mich über sie, als sie plötzlich zu blubbern begann. Dann schoss ein schwarzer Wasserstrahl in die Luft. Er hatte einen ungeheuren Druck drauf, und war hart wie beton. Ich lag auf dem Bauch und wurde auf der Wassermauer nach oben getragen. Nach 2 endlosen Minuten, in denen sie unermüdlich weiter in den pechschwarzen Himmel stieg, blieb sie stehen. Und der Druck lies nach. Ich sank durch die Mauer, wurde aber in ihrem Inneren auf und ab geschleudert. Es gab Strömungen in dieser pechschwarzen Wassermauer! Langsam brauchte ich wieder Luft zu Atmen, doch ich wurde zum Spielball des Wassers. Ich wusste, jetzt ist es gleich vorbei, und spürte, wie ich in langsam in Ohnmacht fiel.
Plötzlich sank die Wassermauer erneut nach unten, ich war nicht mehr ganz da, und kann mich nur noch verschwommen daran erinnern. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch, wie beim Achterbahn fahren. Aber ich prallte nicht hart auf dem Boden auf, wie erwartet, sondern landete ganz sanft auf einem riesigen, circa 5 Meter dicken Kissen, das die Seitenlängen von ungefähr 8 Metern hatte. Chris musste es wohl gezeichnet haben, als Cole die Mauer erneut hinunter fahren lies.
„Du musst wirklich vorsichtiger sein!“ meinte Cole. „Ist alles gut?“ unterbrach ihn Chris. Aber ich war kaum noch bei Bewusstsein, und dämmerte schließlich ganz weg.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich immer noch auf dem Kissen, meine Kleidung und meine Haare waren klatschnass, und ich war mit der blauen Wolldecke zugedeckt. Chris und Cole beugten sich über mich. „Alles okay?“ wiederholte Chris seine Frage von vorhin. Ich nickte stumm. Als wir von dem Kissen runtergeklettert waren, machte Chris eine Handbewegung, wie als würde er jemandem eine Ohrfeige verpassen, und weg war das Kissen. Es befand sich wieder im Bild. „Wie hast du das riesige Kissen eigentlich da rausbekommen?“ fragte ich Chris, während ich auf seinen Block schaute. „Ich hab es als ganz normales, kleines Kissen rausgeholt, und dann nur vergrößert“, ach ja, natürlich. Er hat es nur vergrößert! Als ob das das normalste der Welt wäre, Gegenstände beliebig in ihrer Größe verändern zu können. Hallo? Wo blieb hier die Logik? Aber die schien ja hier sowieso nicht zu existieren…
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never-never land -die Welt der Träume-
FantasyDie 15-jährige Luana entdeckt in einem geheimen Garten den Eingang zu Somniorbis, der Welt der Träume. Dort findet sie heraus, dass diese Welt, und somit auch die komplette Menschheit zerstört werden soll. Luana ist die einzige, die das noch verhind...