Traumlos

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18.Kapitel

Ich sank in einen traumlosen Schlaf. Als ich wieder aufwachte, fror ich am ganzen Leib. Ich fühlte mich auch noch ziemlich müde, und irgendwie krank. Ich klapperte mit den Zähnen, und sagte mit schwacher, leiser Stimme: „Morgen…“ Chris und Cole schauten mich gleichzeitig an. „Wie siehst du denn aus?“ Chris sah ziemlich besorgt aus. Aber trotzdem, das möchte man doch nicht hören, oder? „Wie siehst du denn aus?“ heißt ja eigentlich: „IHHH! Da kommt ein hässliches Ungeheuer auf uns zu! …ach nein, dass ist ja Luana!“ Ich runzelte die Stirn. „Wie soll ich denn aussehen?“ Ich meine, klar, am morgen sieht doch jeder etwas verschlafen aus, vielleicht waren meine Haare zerzaust, oder so, aber ich wusste nicht, was an mir soooo schlimm aussehen sollte, dass sogar Chris, der normal so nett war, bemerkte, dass ich nicht ganz aussah, wie Dornröschen, die auch nach 100Jahren Schlaf noch genauso hübsch war, wie in der Sekunde, in der sie einschlief, sondern wie ein ganz normaler Mensch, der eben gerade aufgewacht war. „Du siehst… müde aus“ warf Cole ein. Na ja, müde sah wohl jeder aus, der gerade aufgestanden war. Wieso interessierten sich die zwei überhaupt für mein aussehen, nachdem ich aufgestanden war? Ich wollte trotzdem überprüfen, wie ich aussah, und öffnete meine blaue, nicht ganz zu den Modetrends in Somniorbis passende, Conversetasche, und durchsuchte sie nach einem Spiegel. In meiner Tasche befanden sich das Tagebuch, die Spieluhr, eine Zahnbürste, die Chris mir geholt hatte, bevor wir los sind, meine Bürste, und ganz unten mein Puder! Ich klappte die Dose auf, und blickte in den kleinen Spiegel. Uahhh!! Wie sah ich denn aus? Nicht nur meine Haare standen wild vom Kopf ab, meine Haut war blass, aber nicht porzellanweiß und wunderschön wie Coles Haut, eher käsig, und dazu hatte ich noch tiefe dunkle Augenringe. Meine Lippen waren blau und meine Augen wirkten total glasig. Na super! Ich fühlte mich ziemlich schwach, meine Beine waren schwer und ich konnte kaum 10 Schritte hintereinander laufen. Dann musste ich husten. Chris Blick wurde von einer Sekunde auf die andere besorgt. „Cole, nun siehst du, was du davon hast, dass du uns gestern so durch das Schneetreiben gejagt hast! Wir hätten eine Pause machen müssen! Jetzt ist sie krank!“ warf Chris Cole vor. Der durchbohrte Chris mit seinem eisigen Blick und konterte: „Wenn wir eine Pause gemacht hätten, wären wir jetzt nicht so weit, und die Gefahr wäre größer, dass ihre Energien vollständig verseucht werden, bevor sie Königin Yema überhaupt besiegen konnte! Und dann gäbe es gar keine Hoffnung mehr!“  Cole war es egal, wie es mir ging. Ihm ging es nur um die Rettung seiner Welt und…seiner Eltern. Irgendwie konnte ich ihn ja verstehen, aber Chris sorgte sich ehrlich um mich, und nicht nur um Somniorbis. Ich gähnte. Ich war wohl noch nie so müde gewesen. „Hast du schlecht geschlafen?“ fragte Chris mich. „Ja. Ich hab´ nicht mal was geträumt!“ maulte ich. Normal war ich nicht so wehleidig, aber mir ging´s verdammt noch mal sch****! Chris grüne, wunderschönen, sanften Augen verhärteten sich plötzlich. „Du hast nicht geträumt?“ flüsterte er zaghaft. „Du hast nicht geträumt? Gar nichts?“ er wurde immer lauter. „Nein?“ antwortete ich. „Cole!“ schrie Chris jetzt. Cole rannte mit verschlossenem Gesichtsausdruck zu uns rüber. „Sie hat nichts geträumt!“ er schrie immer noch. Coles Augen weiteten sich. „Was?!“ er klang jetzt auch panisch. Ich rollte mit den Augen. Was regten sie sich denn so auf? „ Ach jetzt kommt!!! Es ist doch nicht ungewöhnlich, dass man nichts träumt! So was passiert mir andauernd!“ Chris schaute mir tief in die Augen. Also mittlerweile machten sie mir Angst. „Man träumt immer etwas. Aber oft vergessen die Menschen ihre träume wieder, wenn sie aufwachen. Deshalb glauben sie, sie haben nichts geträumt. Aber hier in Somniorbis sind die Träume viel stärker und klarer. Menschen sind hier gar nicht in der Lage, ihre träume zu vergessen. Und deshalb ist es KEIN gutes Zeichen, wenn du nichts träumst!“ erklärte er. „Und wenn bei mir…irgendwas schief läuft, und ich… trotzdem vergessen hab, was mein Traum war?“ Cole schaute mich missbilligend an. „Das ist ausgeschlossen! Es geht einfach nicht, hier einen Traum zu vergessen“ „Okay, okay, ich hab´s kapiert!“ also so blöd muss er mich jetzt auch nicht anschreien! „Das bedeutet, dass deine Traumenergie komplett verseucht ist. Als nächstes kommt die Lebensenergie, aber die kann man durch Schlaf wieder etwas aufladen. Wir müssen uns beeilen, denn schlafen hilft nicht wirklich viel! Und heilen kann ich dich auch nicht mehr!“ Chris raufte sich die Haare. Er lief aufgeregt im Kreis. Cole räumte alles ein, und lief schon los. Chris hinterher. Und ich danach. Ich musste rennen, um zu den beiden vorne aufzuholen. „Wie weit ist es noch?“ fragte Chris Cole. „Wir müssen den dunklen Eisring och überwinden. Dann kommt der Feuerring, und naja, dann sind wir im Zentrum der Dunkelheit angelangt.“ Er sprach ganz sachlich. „ Wie lange wird es dauern, bis wir im Zentrum sind?“ fragte Chris. „ Ungefähr.. 3 Tage“ Cole starrte immer och gerade aus. Der Eissturm tobte um uns herum. Ich hatte die Decke um mich geschlungen, doch der Wind zerrte an meinen Haaren. Kleine Eissplitter flogen mit dem Wind in unsere Richtung. Sie schnitten in meine Haut, doch ich blieb nicht stehen. Ich kämpfte mich weiter voran. Ich fühlte mich noch schlechter wie gestern, und konnte keine 10 Meter laufen, ohne dass meine Füße nachgaben. Mein Kleid und die Decke flatterten um mich herum, und ich fand keinen Halt mit meinen Füßen. Ich sank wieder auf die Knie, doch Chris half mir wieder auf. Cole rannte fast gegen den Wind, und nahm keine Rücksicht auf Chris oder mich. Ich hasste ihn auf irgendeine Weise, aber irgendwie mochte ich ihn auch. Er war ganz anders, wie Chris. Wir kämpften uns eine Ewigkeit immer weiter voran. Irgendwann mussten wir doch aus dieser Eiseskälte herauskommen. Ich freute mich fast auf den Feuerring, denn dort war es sicher schön warm. Hier herrschten Minusgrade, und ich zitterte am ganzen Leib. Ich knallte schon wieder auf den Boden. Was war nur mit mir los? Ich war anscheinend unfähig geworden, zu laufen. Chris reichte mir die Hand, doch ich konnte einfach nicht aufstehen. Meine Beine waren wie Wackelpudding. Mein ganzer Körper tat weh. „Kannst du nicht aufstehen?“ Chris blickte mich an. „Nein. Aber ich versuch's! Ich schaff das“ Ich biss die Zähne zusammen. Ich war nicht nur unfähig zu laufen, ich war auch noch unfähig wieder aufzustehen. Toll. Chris schüttelte den Kopf, hob mich hoch, und trug mich wie ein Baby zu Cole. „Sie kann nicht weiter laufen!“ Cole seufzte. „Und die soll uns retten? Super!“ Also das war jetzt wirklich mies. „ Okay, unter diesen Umständen, ruhen wir uns kurz aus. Aber nur, bis sie wieder laufen kann“ Cole ging  voran, um wieder einen windgeschützten Ort zu suchen. In einer Mulde im Boden legte mich Chris anschließend ab. Der Wind sauste uns um die Ohren, aber es war besser hier zu sein, wie auf dem Weg. Die Decke war steif, denn sie war gefroren. Ich bibberte immer noch. „ Machen wir ein Feuer an! Den Rauch würde man in diesem Schneetreiben sowieso nicht sehen!“ schlug Chris vor. Cole schaute mich kurz an, und stimmte dann seufzend zu. Chris öffnete seinen Rucksack, in dem etwas Brennholz war. Er hatte es wohl im Zentrum des Lichts extra mitgenommen. Beide brachten es fertig, ein kotzekleines Feuer zu entzünden, was wohl nur an dem „windgeschützten“ Ort lag, an dem wir waren. Ansonsten hätte der Wind das Feuer sicherlich immer wieder ausgeblasen. Ich schaute eine Weile in das wärmende, wunderschöne Feuer. Die Wärme glitt langsam über meine Haut, und die Flammen warfen seltsame Schatten auf Cole und Chris. Ich fand es wunderschön das Feuer zu betrachten. Wie die Flammen am Holz leckten, wie sie tanzten und sich bewegten. Ich wurde immer schläfriger, und musste mich ablenken. Ich holte Luisas Tagebuch aus meiner Tasche- vielleicht konnte ich ja etwas Interessantes über Somniorbis herausfinden.

Liebes Tagebuch,

Meine Spieluhr sieht nun ganz so aus, wie ich, und ihre Musik gefällt mir noch besser wie davor. Es sind Geigen, die so wunderschön klagend ihre Melodie spielen. Ich bemerkte die ersten Veränderungen, seit dieser magische Kristall in meinem Besitz ist. Aber seit einiger Zeit fällt mir auf, dass ich mich sehr schwach fühle, wenn die Spieluhr nicht in meiner Nähe ist. Ich weiß danach oft gar nicht mehr, was ich in dieser Zeit gemacht habe. Es ist wie verhext, aber in der Zeit, in der meine Spieluhr nicht in greifbarer Nähe ist, werde ich wie hypnotisiert… Ich werde der Sache wohl erst eine Weile später auf den Grund gehen, denn, momentan sind Lisa und ich damit beschäftigt, ganz Somniorbis zu erkunden!

 

Das war der Eintrag nach dem, den ich zuletzt gelesen hatte. Ich blätterte um, um weiter zu lesen:

L ebes Tagebuch,

Ich fang  an, diese Welt wi klich zu ass n! Träume si d etwas  chreck ic es! Mir wur e klar, d ss ich  ie Spi luhr nic t br uche  und ha e sie d rch Lis s magisc en Spie el zur ck in die W lt  er Mens hen telepo tiert. Sie müs te nun im  arten ste en. Lis  is  so ei e N rvensäge! I h habe h rau gef ndne, dass i h sie ruhigstel en ka n, u d zwar m t mei em Krist ll. Au erd m h be ich  leichgesin te g fn den, die Tanti, die  ir helfn we den, die  räume der M nschen zu ver ichten. Ich wi l d e He rsc aft  ber die  elt u d ni ht ü er So niorbis. Mein  Mac t verl ert si h dar n. I h w rde al o e n  Zentrum  der Dunkelheit erric ten und mi  n gativer  nergie fül n. Sie w rd die a dere Energ e a stecken, u d so  erden a le Tr ume zer tört wird n! !

D es w r me n letzter Eintrag, ich werde di ses Tag buch au h in  ie We t  er M- nschen tele ortieren! Es h lt m ch nur so se r auf! Ba d sc on wird die Mensch eit und Somnio bis n cht  ehr e istieren! Ud alle  erden sich mir unt rwe fen!  ir, Königin Yema!  

 

Die Seite war mit schwarzen Tintenklecksen beschmiert, und nicht mehr wirklich lesbar. Die einzigen Wörter, die ich mit 100% -iger Sicherheit zuordnen konnte waren   Träume, Tanti, Dunkelheit und Königin Yema. Ich blätterte eine Seite um. Nichts. Leer. Auch die übrigen Seiten waren unbeschrieben, dies war der letzte Eintrag. Das alles warf nur noch mehr Rätsel auf. Ich packte das Tagebuch wieder in meine Tasche und schaute wieder ins Wärmende Feuer. „Wieso habt ihr eigentlich nicht bemerkt, dass ich nichts träume? Ich meine, ihr seht doch meine Traumblase, oder?“ fragte ich neugierig. Über uns tobte noch der Wind, und das Feuer knisterte angenehm. „Du hast gesagt, du möchtest nicht, dass ich deine Träume ausspioniere, also hab ich es Cole verboten, und selber auch deine Traumblase nicht weiter betrachtet. Wenn ich genau in sie hineingeschaut hätte, hätte ich die viele negative Energie darin erkennen können.“ Murmelte er. Ich nickte, und starrte weiter ins Feuer. Es machte mich müde, und irgendwann sank ich in einen traumlosen Schlaf…

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