27. Kapitel
Coles Worte schmerzten in mir - und sie machten mich auch wütend. Ein Feuer brannte in mir. Es quälte mich und ich litt Höllenqualen. Eifersucht. So nannte man dieses Gefühl. Aber ich dachte doch, ich war in Chris verliebt. War ich jetzt doch in Cole verliebt? Ich kapierte die Welt nicht mehr. Wieso um alles in der Welt war ich eifersüchtig auf eine leblose Glasfigur?
Das warf aber wieder neue Fragen auf: Waren diese Glasfiguren wirklich leblos? Ich dachte an die Tränen der Glasfiguren meiner Eltern…an das Bild das in der blauen Blase erschienen ist.
Und wieso ging von den Glasfiguren positive Energie aus? Wieso wurde diese Energie in negative umgewandelt?
Der riesige schwarze Kristall an der Decke schien förmlich zu glühen, und ständig zu wachsen. In meinem Kopf hämmerte es. Mir wurde schwindelig und ich konnte in unregelmäßigen Abständen für kurze Zeit nur noch verschwommen sehen. Die abstände wurden kürzer, und die Dauer in der ich verschwommen sah, wurde länger. Irgendwann konnte ich kaum noch scharfe Umrisse erkennen und sah nur noch grobe Farbverläufe. Ich beschloss meine Augen kurz zu schließen, damit meine Sicht wieder normal werden konnte. Um mein Kopfweh zu mildern rieb ich mir die Schläfen und lies die Arme anschließend wieder schlaff runterhängen. Mein ganzer Körper schien zu schmerzen, meine Muskeln waren verspannt und ich wollte mich nur noch in ein weiches, bequemes Bett legen - und nicht wie die letzten Nächte auf dem Boden schlafen. Auch wenn die Tatsache, dass ich in Chris´ Armen geschlafen habe, mein…“Schlafgefühl“ erheblich verbessert hatte.
Hin und wieder huschten schwarze Punkte über mein Blickfeld.
Ich spürte, wie mein Bewusstsein langsam schwand.
Plötzlich breitete sich ein wohlig warmes Gefühl an meiner linken Körperseite in der Höhe des Beckens aus. Ich tastete mit der Hand, was da war – und spürte die „Verkleinerungstasche“ die Chris für mich gezeichnet hatte unter meiner Uniform. Ich schob mit letzter Kraft mein Oberteil etwas hoch, und griff in die Tasche hinein. Die Spieluhr. Sie leuchtete und spielte die traurige Musik, sobald sie ,nachdem ich sie aus der Tasche gezogen hatte wieder ihre normale Größe erreicht hatte. Ich hatte das Gefühl, dass es mir sofort besser ging. Mein Kopfweh war wie weggeblasen, und mein Schwindelgefühl verschwand auch komplett. Ich verstaute die Spieluhr wieder in der Flachen Mini-Tasche, und schob auch die wieder an ihren gewohnten Platz unter meiner Uniform zurück.
„Wir sollten gehen“ raunte Pokerface-Cole. Wir antworteten nichts, und folgten ihm. Er steuerte die Richtung an, von der wir durch das Portal gekommen waren. Noch auf halbem Weg wurde ich von Schmerz überrollt. Aber die bekannten Qualen die auftraten, wenn ich ein Portal entdeckte, waren schlimmer als die Eifersucht. Doch dazu fühlte ich eine wohlige Wärme an der Stelle, an der sich meine Spieluhr befand. Ich wunderte mich darüber, aber erst jetzt fiel mir auf, dass das Brennen der Eifersucht von Minute zu Minute schwächer wurde. Lag es daran, dass das nur eine Glasfigur von Chlea gewesen ist? Das sie es natürlich nicht gewesen sein konnte? Aber das wollte ich nicht wahrhaben - ich wollte dass meine Eltern noch lebten.
Na ja leben konnte man hier wohl nicht sagen. Ich wollte dass meine Eltern noch…existierten. Das es noch eine Chance gab, sie zurück ins Leben zu holen.
Chris beugte sich zu mir runter. Er half mir auf, und führte mich ein paar Schritte weiter nach vorne. Doch auch hier lies der Schmerz nur langsam nach. So stark hatte es mich noch nie erwischt. „Hast du ein Portal gefunden?“ fragte Cole. „Wonach sieht´s denn aus?“ Ich weiß ich hätte nicht so fies und mit diesem Unterton antworten sollen, aber ich war ziemlich genervt. Cole tat mir leid. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich nicht sauer auf ihn sein konnte.
„Vielleicht“ setzte Chris an, „ vielleicht ist das das Portal zum Energiezentrum…“
Ich verdrehte genervt die Augen: schon wieder mussten wir einen Code finden. Schon wieder diese ewige Warterei!
Und vor allem: es war so viel unwahrscheinlicher, dass jemand dieses Portal benutzte, denn wenn schon kaum jemand den „Glassaal“ betrat, wie wahrscheinlich war es dann, dass jemand im Glassaal noch mal ein verborgenes Portal aktivierte? Ein Portal dass vielleicht zum Energiezentrum von Yema führte, von dem kaum ein Tanti wusste.
Cole testete, ob das Portal ohne Code funktionierte. Wer hätt´s gedacht: Natürlich nicht!
Ich lief auf und ab, wohl darauf bedacht, das Portal nicht zu berühren.
Je näher ich aber dem Portal war, desto wärmer wurde das Gefühl an meinem linken Becken: Die Spieluhr. Irgendwas stimmte hier doch nicht. Ich zog die Spieluhr erneut aus meiner Tasche. Nichts. Ich drehte sie um, aber auch auf ihrem Boden konnte ich nichts Ungewöhnliches erkennen.
Je näher ich an das Portal herantrat, desto stärker erschien aber ein Schriftzug auf der Unterseite. Schritt für Schritt wurde die Schrift lesbarer. Cole und Chris liefen mir hinterher, schwiegen aber. Als ich mitten im Portal stand, schmerzte es mich überhaupt nicht. Der Grund dafür war anscheinend meine Spieluhr, die ihr Lied spielte und ein gleißend helles Licht verbreitete. Auf dem Boden stand schließlich in filigraner, geschwungener Schrift
Schlüssel zum Tor, Luisa; Schlüssel zum Garten
Schlüsse zum Garten? Hieß das, ich konnte heim? Endlich weg von hier? Endlich aufwachen aus diesem Alptraum? Endlich wieder in meinem Garten sein, endlich wieder zuhause sein?
Aber ich konnte jetzt doch nicht einfach gehen! Ich konnte Chris und Cole nicht im Stich lassen. Ich konnte Somniorbis nicht im Stich lassen! Ich konnte doch nicht das Bestehen der Menschheit aufs Spiel setzen!
Mir wurde klar, dass es mir nichts bringen würde, jetzt nach Hause zu gehen. Meine Welt würde zerstört werden. Ich musste das hier zu Ende bringen.
Aber wohin führte dieses Portal? Welchen Eingang würde die Spieluhr mir dieses Mal öffnen? Letztes Mal den Eingang zur Welt der Träume.
Ich atmete tief durch, und zog die Spieluhr auf. Das Licht wurde heller und heller, die Melodie wirbelte meine Seele auf, und ich hatte das Gefühl, Achterbahn zu fahren, was wahrscheinlich vom Portal kam.
Intuitiv hatte ich wieder meine Augen zusammengekniffen.
Mich wunderte es, dass ich keinerlei Angst verspürte, nur so etwas wie einen Adrenalinkick.
Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich, wo wir waren. Es verschlug mir den Atem. In meinem Kopf schwirrten tausende Fragen herum, von denen eine in den Vordergrund rückte:
WIE KONNTE DAS SEIN???
Wir standen in einem Garten. Meinem Garten. Aber er sah irgendwie verändert aus. Und in ihm stand eine andere Person, die uns den Rücken zugewandt hatte.
Mein Herz machte einen Hopser, setzte kurz aus, und fing dann an, ungefähr doppelt so schnell zu schlagen wie davor…
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never-never land -die Welt der Träume-
FantasíaDie 15-jährige Luana entdeckt in einem geheimen Garten den Eingang zu Somniorbis, der Welt der Träume. Dort findet sie heraus, dass diese Welt, und somit auch die komplette Menschheit zerstört werden soll. Luana ist die einzige, die das noch verhind...