6. Kapitel
Ich stieg die Treppenstufen endlos lange runter. Ich hatte mein Zeitgefühl völlig verloren, und setzte wie mechanisch einen Fuß vor den anderen. Irgendwann kam ich unten an. Doch als ich auf den festen Boden stieg, verschwand die Treppe. Panik stieg in mir hoch, denn wie sollte ich jetzt jemals wieder heimkommen? Völlig aufgelöst fiel mir nichts anderes ein, als mich auf den Boden zu setzen, und erst mal zu heulen. Was ich dann auch tat. „ Was ist den los?“ fragte eine warme Männerstimme.
Ich blickte nach oben. Vor mir stand ein gut aussehender, muskulöser Junge, ungefähr in meinem Alter. Er hatte blonde Haare und stechend grüne Augen. „du bist nicht von hier, oder?“ fragte er. „Nein, aber woher weißt du das?“ „na ja, schau dich doch mal an, und dann schau mich an“ Ich trug eine Jeans und meinen alten Kapuzzenpulli, dazu Chucks und meine blaue Conversetasche mit der Spieluhr und dem Tagebuch. Er trug eine schwarze Stoffhose und ein weißes Leinenhemd. Ich musste ziemlich dämlich aussehen, mit meinen verheulten Augen. „ Du passt mit deinem Outfit nicht ganz hierher, oder?“ plauderte er weiter. „ du bist von der Welt der Menschen, stimmt´s?“ „ Ja, und da will ich jetzt auch wieder hin. Nur ich weiß nicht, wie!“ gab ich pampig zurück. „ Das mir das passieren würde! Ich hatte immer schon an die Rettung geglaubt“ sinnierte er (für mich) zusammenhangslos weiter. „Hallo, ich bin auch noch da!“ maulte ich - keine Reaktion. „könntest du mir bitte mal erklären, was hier los ist, und wie ich wieder heim komme?“
„ Ja, aber dafür musst du mir einen kleinen Gefallen tun. Genauer gesagt dieser Welt, und der Welt der Menschen.“ War seine Antwort. „ Ich kapier überhaupt nichts!“
„Ich werde dir alles erklären, aber nicht hier!“ er deutete in eine Richtung. „komm mit zu mir nach hause, dort wirst du deine Antworten bekommen“
Okay, ich hatte zwei Optionen. Entweder ich würde diesem komischen Typ nicht vertrauen, und für immer hier bleiben, oder ich würde ihm vertrauen, und möglicherweise wieder nach Hause kommen. Ich entschied mich für Möglichkeit zwei.
„ Wir müssen uns beeilen, damit uns keine Tanti entdecken! Sorry, aber so fällst du ein bisschen auf. Also renn!“ und schon spurtete er los. Und ich hinterher. Vor einem Haus, das in allen Regenbogenfarben schillerte, und aussah, wie ein kleiner Turm, blieb er stehen. Die Häuser hier sahen allgemein ziemlich merkwürdig aus. Aber allesamt waren sie wunderschön. „ wow“ konnte ich nur sagen. „Schnell, geh rein!“ forderte er mich auf.
Drinnen waren alle Möbel ziemlich normal, bis auf das sie bunt zusammengewürfelt waren, und obwohl sie eigentlich nicht zusammenpassten, irgendwie abartig cool wirkten.
„Setz dich“ er wies auf einen der Stühle. Ich lies mich nieder, und schaute ihn fordern an. „ Also, dann schieß mal los!“ „ wo soll ich anfangen?“ „ AM ANFANG DU IDIOT!!!“ brüllte ich ihn an. „ na gut, also, wir befinden uns hier in Somniorbis, der Welt der Träume. Hier ist die Traumenergie – und somit die Träume der Menschen. „ Ah-ha“ machte ich. „ Du verstehst nicht, diese Welt ist überaus wichtig für das Bestehen der Menschheit!“ „ Und wieso, wenn ich fragen darf“ „ Weil alle Menschen Träume brauchen. Ohne Träume können die Menschen nicht überleben.“ „ Und was hast du vorher von Rettung geschwafelt?“ „ Na ja, diese Welt ist bedroht, von den Tanti.“ „ Und wer ist das, und was machen die? Junge, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ gab ich genervt zurück. „ Sie wollen diese Welt zerstören, damit die Menschen keine Träume mehr haben. Somit hätten sie sozusagen die Weltherrschaft. Die Welt der Menschen hat die Tanti schon immer seht angezogen, denn dort ist man, na ja, auf dem ganzen Planeten Erde. Und der ist begrenzt. Eben nicht so, wie Somniorbis. Das ist unendlich, denn die Träume der Menschen sind unendlich.“ „Also erstens ist das hier so ´ne Art Paralleluniversum, und zweitens wieso wollen diese Tanti eine begrenzte Welt?“ er schaute mir tief in die Augen. „ Ja, das hier ist ein Paralleluniversum, und in einer begrenzten Welt verliert sich die Macht der Tanti nicht in der Unendlichkeit. Das bedeutet, sie bleibt in der Welt.“ „ aber die Welt ist ein Planet im Universum, und dass ist unendlich.“ „ Ja, aber die Erde wird von einer starken Energiehülle umgeben. Sie ist also so gesehen endlich“ Er spielte an einer Kette herum, die er am Hals trug. „ Okay, das Gerede von Unendlichkeit und Endlichkeit verwirrt mich ehrlich gesagt ziemlich. Also, zurück zur eigentlichen Frage: Was meintest du mit Rettung?“
„Dich“ „HÄÄÄÄ?!“ machte ich äußerst intelligent. „ Es gibt eine Prophezeiung, und die besagt, dass ein Mädchen mit Haaren wie das Feuer und Augen wie ein immergrüner Wald über eine Treppe von der Welt der Menschen nach Somniorbis kommen, und uns retten würde. Und ich glaube, dieses Mädchen bist du“ fuhr er fort
„Ich?! Niemals!“ „ Du musst uns helfen. Du bist unsere letzte Chance. Und die letzte Chance der Menschheit. Und danach zeige ich dir, wie du wieder nach Hause kommst.“ „Okay“ stimmte ich zu, „ Aber verrätst du mir erstmal wie du heißt?“
„ Ich heiße Chris. Und du?“ „Luana. Aber sag bitte Lu, ich finde Luana hört sich so nach Bonbons an“ Er lachte, wobei man seine total süßen Grübchen erkennen konnte.
„Und was muss ich machen, um diese Welt zu retten?“ „ Du musst dir erst etwas anderes anziehen. So kannst du nicht raus. Also gehen wir zur Schneiderei. Bis dahin zieh bitte diesen Umhang an, damit du nicht so sehr auffällst.“ Er reichte mir einen grauen Umhang mit Kapuze. Ganz gentlemanlike hielt er mir die Tür auf- oder das Tor. Ich folgte ihm ungefähr zweihundert Meter, bis hin zu einem Haus, das aussah wie ein riesiges Schneckenhaus in Pink. Ich fragte mich wirklich, was die Leute hier für Kleider trugen. Die Antwort bekam ich drinnen. Die Männer Stoffhosen und Hemden, die Frauen luftige Kleider aus dünnen, flatternden Stoffen, dazu Ketten, Ringe, Diademe und sonstigen Schmuck. Die Schneiderin, eine eher rundliche kleine Frau gab mir ein hellgrünes Kleid, mit einer goldenen Kette mir einem blauen Edelstein als Anhänger. Als Schuhe trug man hier Sandalen und Flip-Flops aus braunem, glänzendem Leder.
Fertig angezogen verließen wir die Schneiderei. Bezahlt hatte Chris nicht, er fand den Gedanken daran einfach abwegig. „ Hier verlangt keiner Geld für seine Arbeit. Sie sind überglücklich, wenn jemanden ihre Werke gefallen. Jeder nimmt das, was er braucht und nicht mehr. Deshalb brauchen wir hier kein Geld.“- „oh. Ach so“ machte ich. „ du siehst… richtig hübsch aus“ sagte Chris. Ich spürte, wie ich errötete. „ Danke“
Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit, Somniorbis genauer zu betrachten. Es gab wunderschöne Landschaften, Wälder, Seen, Berge, Wiesen, Strände. Doch anders wie auf er Erde schwirrten hier in der Luft lauter bunte, leuchtende Lichtstrahlen umher. Die Traumenergie der Menschen, wie Chris erzählte. Außerdem gab es unzählige Blumen, und es schienen immer Seifenblase umherzuschwirren. Wenn man sie genauer betrachtete, konnte man immer Szenarien erkennen. Die Träume der Menschen.
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never-never land -die Welt der Träume-
FantasyDie 15-jährige Luana entdeckt in einem geheimen Garten den Eingang zu Somniorbis, der Welt der Träume. Dort findet sie heraus, dass diese Welt, und somit auch die komplette Menschheit zerstört werden soll. Luana ist die einzige, die das noch verhind...