Hypnotisiert

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12. Kapitel

Ich träumte etwas Schreckliches. Zuerst meinen üblichen Traum mit Chris und mir auf der Blumenwiese. Ich war mit Chris auf einer wunderschönen Blumenwiese. Überall schwebten Traumblasen und bunte Energiefäden umher. Die Wiese war dicht bewachsen mit Mohnblumen und Margeriten. „ Lu“ sagte Chris und grinste sein Chris-Grinsen. „Ja?“ „ Ich liebe dich! Ich habe mich in dich verliebt, als du zum ersten Mal mit mir geredet hast. Deine Augen liesen mich mitten in deine Seele hineinschauen!“ „ Chris?“ – „Ja?“ – „Ich liebe dich auch!“

 Dann näherten sich unsere Gesichter einander, wir schauten uns tief in die Augen, und gleich würden wir uns Küssen. Dann aber, als unsere Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt waren, wendete er sich von mir ab. „Chris, was ist los?“ fragte ich verdattert, und lief ihm hinterher. „Lass mich! Ich hasse dich! Was bildest du dir eigentlich ein? Ich liebe dich nicht! Ich brauche dich doch nur, um meine Welt zu retten. Mir stiegen die Tränen in die Augen. „Chris, nein, das stimmt doch nicht!“

Dann verwandelte er sich in das Schlammmonster. „Ich hasse dich!“ schrie das Monster mit kreischender, verzerrter Stimme. „Und ich werde dich töten!“ Es rannte mit seinen Schlammfüßen auf mich zu. Meine wunderschöne Blumenwiese mit Margeriten und Mohnblumen verwandelte sich in eine verdorrte Steinwüste. Der Himmel färbte sich schwarz, und die bunten Traumblasen und die Traumenergie wurden ebenfalls dunkler als die Nacht selbst. Ich rannte weg, doch Chris alias das Schlammmonster war schneller als ich. „Bitte nicht, Chris, ich liebe dich!“ wimmerte ich. Das Monster holte zum Schlag aus, und ich schloss die Augen.

Dann wachte ich auf. Mein Gesicht war Tränenüberströmt, und Chris hielt mich in seinen Armen, wie ein Baby. „Schsch, alles ist gut, beruhige dich. Das war doch nur ein Traum.“ Mein Herz schlug immer noch wie wild. „Wieso hast du meinen Traum nicht… von der verseuchten Energie geheilt?“ Ich war sauer auf ihn, weil ich genau wusste, dass er es gekonnt hätte. „Ich…war anderweitig beschäftigt… Aber ich hab´ dich doch aufgeweckt, als ich gehört hatte, wie du geschrieen hast…“ stotterte er. Ich legte mich hin, und schloss die Augen. Die Müdigkeit übermannte mich. „ Ich muss jetzt auch wieder weg…“ sagte er, und verschwand. Ich dachte nach.Zwar wusste ich, dass meine Träume hier von der schwarzen Energie beeinflusst wurden, doch, vielleicht stimmte es ja, dass Chris mich nicht mal leiden konnte, und mich nur benutzte, um seine Welt zu retten. Er liebte mich ganz sicher nicht, dass war nur ein dummer Traum. Aber ich liebte ihn ja auch nicht, es war eher rein freundschaftlich zwischen uns. Aber es fühlte sich an, als würde mein Herz zerrissen werden, als ich daran dachte, dass an dem Traum doch etwas Wahres dran sein konnte, und dass Chris mich nicht ausstehen konnte. Tränen stiegen mir in die Augen. Mir wurde eiskalt ums Herz. „Reiß dich zusammen, Lu!!!“ ermahnte ich mich selber. Doch ein schreckliches, trauriges Gefühl kroch ihn mir hoch und griff nach meinem Herz. Immer und immer wieder, bis es mein Herz vollkommen in seiner Gewalt hatte. Mit Tränen in den Augen schlief ich ein.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, und hatte nur ein Gefühl in mir: Hass. Ich hasste Somniorbis, ich hasste meine Großmutter, ich hasste die Normale Welt, ich hasste mein Leben, ich hasste mich. Doch am meisten Hasste ich Chris. „Morgen“ sagte er fröhlich. Ich antwortete nichts. Ja, dachte ich, tu nur so freundlich, damit ich deine Marionette bin. Es geht dir doch gar nicht um mich, es geht dir nur um dein beschissenes eigenes Leben, das zerstört wäre, wenn ich nicht da wäre, um meinen Kopf hinzuhalten, um deine blöde Welt zu retten! Wie mich nur ein einziges Wort von ihm so sauer machen konnte!!! „Na, heute mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden?“ er grinste. Sein Chris-Grinsen stand ihm unverkennlich ins Gesicht geschrieben. Wie ich dieses Grinsen hasste!!! Damit hatte er mich kontrollieren können, mich dazu gebracht ihm zu vertrauen, ihn zu mögen. Nur damit ich erfahren musste, dass er mich keine einzige Sekunde gemocht hat. Das er mich nur benutzte. Dieses falsche, hinterfotzige Grinsen, das nur existierte, um mir Schmerzen zu bereiten. Ich hasste alles. Dann durchfuhr mich eine Stimme, eiskalt, undefinierbar, ob weiblich oder männlich. Aber hart wie Eiskristalle und Glassplitter. „Spürst du den Hass? Er ist die einzige Wahrheit dieser Welt, das einzig wahre!“ Oh wie recht diese Stimme doch hatte! „Lu, was ist los?“ Chris Stimme schwang zu mir herüber. Ich drehte mich von ihm, diesen verhassten Jungen weg, zeigte ihm die kalte Schulter. „ Dein Hass ist groß! Du hasst diese Welt! Du hasst deine grausame Welt! Du hasst deine strenge Großmutter! Du hasst diesen Jungen, der dich nie eine einzige Sekunde auch nur dulden konnte. Der nur sich alleine mag und retten will! Du hasst dein Leben und dich, die ihr dazu verdammt seid, dass alles zu retten! Wieso nutzt du nicht deinen Hass, um all dies zu zerstören? Diese Welt, die Menschheit, Chris, Dich!“ Ja! Das würde ich machen! Ich würde Chris Mission vermasseln, und die Welt, die Menschen, und natürlich Somniorbis und Chris zerstören! Und anfangen würde ich mit Chris, der mir nur eine Last wäre, wenn ich meine Ziele durchsetzten wollte. „Lu? Du scheinst so anders als sonst! Was ist los?“ In seinen grünen Augen wollte ich kein Leben mehr sehen. Sie sollten leer sein! „ Lu! Deine Augen sind… Weiß! Sie sind nicht mehr grün! LU, WAS IST LOS???“ Ich knurrte ihn an. „ ICH HASSE DICH!“ schrie ich. Nur 4 Meter neben unserem Weg lag eine tiefe Schlucht, auf deren Boden man nicht sehen konnte. Ich schrie, rannte auf ihn zu, und stieß ihn in Richtung Schlucht. „ Lu, was tust du da?“ fragte er. Er war stärker als ich, und blieb fest, wie angewurzelt, auf dem Boden stehen. Doch mein Hass, der tief in mir brodelte, trieb mich an, ließ mir unermessliche Kräfte zukommen. Doch Chris war immer noch stärker als ich. Er holte seinen Zeichenblock hervor, und begann zu malen. Seine Hände zitterten, doch er hörte nicht auf. Dann griff er hinein, und schleuderte ein wunderschönes, helles Licht auf mich zu. Es traf mich mitten auf der Stirn, und dann wurde es schwarz um mich.

Als ich die Augen aufschlug, lag mein Kopf auf Chris´ Knien. Er schaute mir tief in die Augen, und atmete erleichtert auf. Mein Hass war wie weggeblasen, stattdessen hatte ich starke Schuldgefühle. Tränen stiegen mir in die Augen. „Es tut mir so leid!“ heulte ich. „Alles ist gut. Deine gesamten Energien waren verseucht. Ich hab´ sie doch wieder gesund gemacht, alles ist gut“ versuchte er mich mit sanfter Stimme zu beruhigen. Und es klappte. „Du kannst nichts dafür, das war die negative Energie!“ „Aber trotzdem!“ Ich schrie weinerlich, wie ein trotziges kleines Kind. „Ich wollte dich die Schlucht runter stürzen! Ich wollte dich umbringen!“ bei meinen letzten Worten hatte ich mich aufgerichtet, dass ich jetzt saß. „Lu…“ begann er. Seine wunderschönen, grünen Augen waren erfüllt von Mitleid, aber auch von Angst. „Nein, lass…“ flüsterte ich, stand auf und lief einige Meter weiter. Viele einige Meter. Bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ich setzte mich an den Rand der Schlucht, die sich den ganzen Weg entlang zog. Gedankenverloren blickte ich runter. Es war so tief, dass man den Boden nicht mehr sehen konnte. Erschrocken über diese Erkenntnis wich ich etwas zurück. An den Felswänden ragten spitze Steine hervor. Hier hatte ich Chris hinunter stoßen wollen. Wie grausam von mir! Ich hasste mich selber dafür, obwohl ich wusste, dass es nicht meine Entscheidung war. Natürlich wollte ich ihn da runter stoßen, aber das war ja nur, weil ich von der negativen Energie beeinflusst worden bin. Sie hat alle meine drei Energien, die nun vereint waren verseucht, doch Chris hat mich geheilt. Allein bei dem Gedanken an Chris versetzte sich mein Herz in eine Art Hyperaktivität. Es pochte so laut und schnell, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Chris…

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