9.Kapitel
Fast die ganze Nacht lies mich seine Antwort auf meine Frage, ob er ein Traumelf sei, nicht schlafen. Ich weiß nicht wieso, aber ich musste unbedingt seine Geschichte erfahren. Es interessierte mich so brennend, dass es fast wehtat. Ich lag auf weichem Gras, unter mir eine Wolldecke. Chris saß neben mir am Lagerfeuer, und schaute in den Nachthimmel. Als ich etwas später noch einmal aufwachte, nachdem ich wider Erwarten eingeschlafen bin, zeichnete er auf einem Block. Das gleichmäßige kratzen des Stifts auf dem Papier war irgendwie beruhigend, und schläferte mich ein. Ich träumte wieder denn selben Traum wie eine Nacht zuvor, Chris und ich auf einer Blumenwiese. Als ich aufwachte schämte ich mich wieder in Grund und Boden, aber ich konnte meine Träume nun mal nicht steuern.
Nachdem ich aufgestanden war, liefen wir weiter. „Chris, wie meintest du das gestern, als du sagtest, du bist halb Traumelf?“ fragte ich neugierig. „Na eben so wie ich es gemeint habe. Dass ich halb Traumelf bin, Dödelchen! “Er grinste wieder sein geniales Chris-Grinsen. Ich schaute ihn weiter fordernd an. Ich wollte nicht wider so stumm wie gestern nebeneinander herlaufen. Mittlerweile liefen wir durch einen jungen Birkenwald. „ Meine Mutter war ein Mensch, genau wie du. Sie fand den Welt nach Somniorbis in ihrem Traum. Sie- oder ihr Geist, befand sich eben in ihrer Traumblase. Ihr Körper lag ja schlafend im Bett. Sie bemerkte, dass es außerhalb ihres Traums noch etwas gab. Kein Mensch hatte vorher bemerkt, dass sich außerhalb de Blase Somniorbis befindet. Sie durchbrach also die Blase, und riss ihren Körper mit- und befand sich somit in Somniorbis. Sie glaubte, dass sie träumte, doch mein Vater- ein Traumelf- bemerkte dass sie nicht von hier war. Ähnlich wie du fiel sie mit ihren Klamotten hier ziemlich auf. Sie trug einen rosafarbenen Schlafanzug, ich denke, das erklärt alles. Mein Vater und meine Mutter liefen eine Weile zusammen, und sie verliebten sich. Danach kehrte meine Mutter durch den magischen Spiegel zur Menschenwelt zurück. Sie trafen sich jede Nacht, bis meine Mutter nach fünf Jahren beschloss, hier zu bleiben. Meine Eltern heirateten, und bekamen mich. Als ich 12 war, wurden sie von Yema gefangen genommen, und ich weiß bis heute nicht, ob sie noch leben. Mein Vater war ein Sendatu, sie heilen Traumenergie, die verseucht wurde, damit sie nicht ständig Albträume herstellen, oder natürlich auch Traumblasen. Es ist eine sehr komplizierte Arbeit, aber sie ist der bisher einzige Weg gewesen, die Herrschaft der Tanti und Königin Yema abzuwenden. Natürlich passte das den Tanti nicht. Meine Eltern riefen mir zu, ich soll in den Wald laufen, als die Tanti kamen. Und dass sie mich liebten. Das waren ihre letzten Worte. Vom Wald aus musst ich hilflos mit ansehen, was sie meinen Eltern antaten, diese Bilder haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt, und einen Teil meines Herzens in Flammen aufgehen lassen. Sprichwörtlich natürlich…“ Er versuchte zu lächeln, doch eine Träne glänzte in seinem Augenwinkel. Sie kullerte seine Wange hinunter, und als sie auf dem Boden aufkam, wirbelte eine riesige blassblaue Energiemenge in die Luft. Sie bündelte sich, und in ihrer Mitte sah man schreckliche Bilder. Wie der kleine Chris mit tränenüberströmten Gesicht in den Wald rannte, wie die Tanti zu sechst kamen, und seine Eltern packten, mit schwarzen Peitschen schlugen, die dunkle Energiefäden um Chris´ Eltern spannten, die Schreie seiner Mutter, die verzweifelten Versuche, seines Vaters, sie zu beschützen, und dann wie sie von dunkler Energie umhüllt verschwanden. Mir waren die Tränen in die Augen gestiegen, und auch Chris war eine weitere Träne über die Wange gerollt. Er wischte sie weg, und lächelte mich traurig an. „Chris… das…das tut mir wirklich unglaublich leid! I…Ich wusste nicht, d…dass…“ stotterte ich. „ Halb so wild, Lu“ antwortete er mir. „Wie wär´s wenn wir eine Pause machen?“ – „ Ja, eine gute Idee“ stimmte ich ihm zu. Auf einem umgefallenen Baumstamm liesen wir uns nieder. Ich blickte mich um. Überall schwirrte diese wunderschöne Traumenergie herum, die in allen Farben leuchtete. Ab und an stiegen Traumblase in die Luft. Allein die Landschaft war atemberaubend schön, die Birken, mit dem taubesetzten langen Gras, doch die bunten Blasen und Fäden machten alles noch schöner. Ich öffnete meine Tasche, und holte das Tagbuch hervor. Ich blätterte eine Seite weiter, als ich letztes Mal gewesen bin, und begann zu lesen.
Liebes Tagebuch,
Entweder ich bin verrückt, oder ich habe den Eingang zu meiner Traumwelt gefunden! Als ich heute im Garten war, und meine Spieluhr spielen lies, öffnete sich der Boden des Pavillons, und eine Treppe kam zum Vorschein, die mich nirgendwo anders hinführte als in meine Traumwelt. Sie ist so wunderschön. Ich fand ein junges Mädchen, Lisa, die behauptete hier zu wohnen. Wir plauderten eine Weile, und freundeten uns an. Sie erzählte mir, dass diese Welt Somniorbis heißt, und hier die Träume und die Traumenergie der Menschen wohnen. Sehr beeindruckend, nicht wahr? Ich kehrte durch einen magischen Spiegel zurück, und stellte fest, dass kaum Zeit vergangen war, obwohl ich mindestens vier Stunden in Somniorbis gewesen war. Ich werde jetzt immer wenn ich die Möglichkeit dazu habe, dorthin zurückkehren.
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never-never land -die Welt der Träume-
FantasiDie 15-jährige Luana entdeckt in einem geheimen Garten den Eingang zu Somniorbis, der Welt der Träume. Dort findet sie heraus, dass diese Welt, und somit auch die komplette Menschheit zerstört werden soll. Luana ist die einzige, die das noch verhind...