Neue Monster

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13. Kapitel


Ich saß immer noch an der Schlucht, und dachte – mit einem Dauergrinsen im Gesicht – an Chris, als ich plötzlich von einem Schrei aufschreckte. Das war doch Chris´ Stimme. War ihm etwas passiert? In meinem Kopf spielten sich die schlimmsten Szenarien ab. Panisch rannte ich in die Richtung, von der ich mich vorher von Chris entfernt hatte. „Chris? Was zum Teufel ist mit dir los?“ Chris lag leblos am Boden, ich sah nur noch einen Schatten mit seinem Block verschwinden. Ich stand vor einer schweren Entscheidung

Entweder ich würde mich um Chris kümmern, und das Monster mit seinem Block- und unserer einzigen Waffe- abhauen lassen, oder ich würde dem Monster folgen, und mich später um Chris kümmern. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Aber ich durfte keine Zeit verlieren. Meine Füße trugen mich wie von alleine in die Richtung, in die das Monster verschwunden ist. Ich wurde schneller und schneller. „Bleib stehen!“ schrie ich, obwohl ich wusste, dass das Vieh deswegen keinesfalls halt machen würde. Wider erwarten holte ich das Monster irgendwann ein. Als es bemerkte, dass ich hinter ihm rannte, schmiss es wütend den Block zur Seite, drehte sich um und brüllte mich an. Es hörte sich an wie ein wild gewordener Stier. Oder so wie ich mir vorstellte, wie ein wild gewordener Stier schreien würde. Es sah aus wie ein… ja, wie was eigentlich? Es lief auf zwei stämmigen schwarzen Beinen, die keine Füße hatten, sondern einfach dicker wurden. Es hatte lange Arme mit scharfen Krallen, und einen Kopf wie ein Krokodil, oder so ähnlich. Es hatte keine Schuppen, sondern glatte, schwarz glänzende Haut. An Bauch und Rücken, sowie an den Armen und dem oberen Teil der Beine ragten Silberne große Stacheln heraus. Seine roten Augen wirkten leer, und natürlich hatte es den schwarzen Kristallsplitter auf der Stirn sitzen. Aus diesem Kristall wurde negative Energie ausgestrahlt, aber sonst wirkte es eher als würde es etwas ansaugen, und nicht ausstrahlen. Ganz im Gegenteil zu dem Schlammmonster, das ständig negative Energie verbreitete. Je länger ich in der Nähe des Monsters war, desto schwächer fühlte ich mich. Ich sah einen Nebel der in allen Farben leuchtete von mir zu dem Monster zuschweben. DAS war es! Das Monster verbreitete(bis auf durch den schwarzen Kristall) keine negative Energie, es saugte positive Energie auf. Ich musste also schnell handeln, wenn ich nicht wie Chris enden wollte. Ich war verzweifelt, denn was konnte ich denn schon ausrichten, Ich war kein Traumelf, geschweige denn ein Sendatu, und konnte keine positive Energie zeichnen. Ich hatte keine Dartpfeile dabei, und auch sonst keine Waffe. Und dann wusste ich: dass war´s

Es tat mir leid, dass ich meiner Großmutter große Schmerzen bereiten würde. Denn wenn ich tot bin, ist kein Mensch mehr in Somniorbis, und die Zeit in der normalen Welt geht normal weiter. Ich wäre verschwunden. Es tat mir leid, dass ich diese Welt nicht retten konnte. Das bedeutete den Tod der Traumelfen weil ihre Welt zusammenbrechen würde, und den Tod von allen Menschen durch den Verlust ihrer Träume. Am meisten tat es mir leid, dass ich Chris nicht helfen konnte. Ich war so abweisend zu ihm gewesen, und bin weggegangen. Ich war so schrecklich. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich wischte sie weg, schluckte den Kloß in meinem Hals runter. Ich war stark. Ich würde nicht weinen. Und ich weinte nicht. Während mir all das klar wurde, näherte sich das Monster unaufhörlich. Alle diese traurigen Gefühle überwältigten mich. Aber ich wollte in Schönheit sterben, und nicht von einem grausamen Monster in einer grausamen, hässlichen Landschaft getötet werden. Und dann tat ich das einzige was mir einfiel, um meinen Tod etwas schöner zu gestallten: Ich öffnete meine Tasche, holte meine Spieluhr hervor und zog sie auf. Meine klagende, wunderschöne Geigenmusik ertönte. Sie machte mir Mut. Diese Musik berührte meine Seele, und trieb mir Tränen in die Augen und ein Lächeln ins Gesicht. Ich war bereit zu sterben. Ich festigte meinen Stand, drückte die Füße fest in den Boden. Die Musik sollte meinen Tod erträglicher machen, und ich konnte mir nichts vorstellen, was das besser konnte als meine Spieluhr. Mir war klar, dass ich schon tot sein würde, sobald die Spieluhr aus war. Und es würde keinen geben, der sie wieder aufziehen könnte. Dann atmete ich tief durch und blickte meinem Schicksal ins Gesicht.

never-never land -die Welt der Träume-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt