1|CHAPTER ONE

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„Alexis, Joel, die Königin hat jetzt Zeit." Ghaales, der Wachmeister der Königin, stand in der Tür und sah uns an. Joel nickte. „Danke Ghaales, wir kommen." Er wandte sich noch einmal an das Kind mit seiner Mutter vor ihm und der grüne Nebel um seine Hände verschwand. „Es sieht alles soweit gut aus, kommt in einem Mond nochmal zurück." Die Mutter des auf der Liege sitzenden Jungens nickte und hob ihrem Sohn auf ihre Arme.
„Wird es das letzte Mal sein?", wollte sie mit einem kleinen Funken Hoffnung in der Stimme wissen.
Joel sah den Jungen an. „Ja, ich denke schon." Mit diesem Worten begannen ihre Augen zu strahlen. „Ich danke Euch Joel, danke." Sie neigte vor ihm den Kopf, eine typische Geste des Respekts gegenüber Personen höheren Ranges.
Er lächelte sie bloß kurz an und drehte sich dann zu mir. „Kommst du?"
„Natürlich." Ich erhob mich von einer der anderen zwei Liegen im Raum und ging hinter ihm zu Ghaales. Dieser übernahm dann die Führung auf dem Weg zur Königin.
Ich kannte sie eigentlich ganz gut, und im Gegensatz zu ihrem Ehemann war sie stets freundlich gegenüber dem Volk, nicht so streng.
Aber eines hatte das Königspaar gemeinsam: sie waren höchst an mir interessiert.
Vor fünf Yael hatte Athalia, heute eine voll Ausgebildete Makari der roten Garde, mich im Wald um Balbonja herum aufgelesen. Man hatte mir erzählt dass ich kaum noch bei Bewusstsein gewesen sei und scheinbar war der Grund dafür meine Krankheit, die bei zunehmenden Fortschreiten meine Haut gefrieren ließ.
„Sie erwartet euch bereits." Ghaales Stimme holte mich zurück in die Wirklichkeit. Er öffnete die Tür und wir betraten den Raum, natürlich gefolgt vom Wachmeister, der hinter sich die Tür wieder verschloss.
„Eure Majestät." Joel machte eine höfliche Verneigung, während ich einen Knicks tat.
„Joel.", bat sie ihn zu sprechen. Er nickte.
„Es geht um Alexis."
„Ist irgendwas nicht in Ordnung? Schreitet ihre Krankheit etwa weiter fort?" Mit großen Augen sah sie mich an. Ich hörte die Sorge sofort, und Joel dem Anschein nach auch. „Nein, nein, wenn es so wäre hätte ich Euch schon längst Bescheid gegeben Majestät." Ihre blauen Augen beruhigten sich wieder. „Und was ist es dann?"
„Ich möchte anfangen zu trainieren.", übernahm ich das sprechen. Königin Lakeisha sah jetzt mich an. Als sie nichts sagte, sprach ich weiter.
„Ich bin jetzt sechzehn Yael alt. Alle in meinem Alter sind dem täglichen Training zugewiesen. Und auch wenn Joel meine Magie regelmäßig mit Blockaden unterdrücken muss und wir mein Element nicht kennen, so kann ich am Training der Makari immer noch teilnehmen."
Lakeisha blieb im Schweigen, wechselte mit Joel den ein oder anderen Blick. Es war interessant zu sehen wie sich ihre Gesichtsausdrücke veränderten, als würden sie streiten. Lakeisha beherrschte die Kunst der Telepathie, was in Situationen wie dieser sehr praktisch sein konnte, es sei denn es gäbe hier noch jemanden der diese Fähigkeit besaß. Aber das war nicht der Fall.
Ghaales sah zu mir hinüber. Ich wusste von ihm dass er diese Momente nicht mochte, da er nicht hören konnte, was besprochen wurde.
„Ich bin für ihre Sicherheit verantwortlich, da sollte ich doch über so viel wie möglich Bescheid wissen, oder nicht?", hatte er damals zu mir gesagt. Ich hatte ihm zugestimmt.

„Nein."

„Wie bitte?" Meine Brauen zogen sich zusammen. „Nein, Alexis, dieses Risiko werde ich nicht eingehen. Außerdem würde Aaron mir für eine Zusage den Kopf abreißen." Ihre Augen waren unbewegt auf mich gerichtet. Ich untersagte es mir innerlich zu fluchen, das hätte die Situation nicht verbessert.

„Aber ich bin stark genug, eure Majestät! Ich übe jeden Tag mit Athalia oder Joel. Ich bin bereit!" Lakeisha aber ging gar nicht erst darauf ein. Sie verlagerte ihr Gewicht auf das linke Bein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es bleibt bei einem nein, Alexis. Akzeptiere es, und jetzt geht." Wie auf ein Zeichen wurde die Tür wieder von Ghaales geöffnet. Ich sah über meine Schulter zu dem Gardemeister, nur um dann wieder die Königin wenige Meter vor mir anzusehen. Jedes Flehen das ich in meinen Blick legte, brachte exakt nichts. Joels Hand auf meiner Schulter ließ mich den Blick senken. „Komm, Alexis."

×××

„Das kann doch nicht wahr sein!" Ich wirbelte herum und stellte mich zum Fenster. Draußen herrschte reges Treiben, doch anders als sonst beruhigte es mich nicht. „Ich habe so vieles getan um sie endlich von mir zu überzeugen! Wieso tut sie das?"

„Lakeisha möchte keine Risiken eingehen, Alexis, das weißt du aber auch." Ich schnaubte missmutig. „Ja, nur allzu gut." Joel stieß die Luft aus. Seitdem wir wieder im Trakt der Heiler waren, hatte ich nicht aufgehört mich über die Königin zu beschweren. Warum hatte ich all das getan, wenn es jetzt sowieso ins Nichts hinauslief? Ich hasste es etwas umsonst getan zu haben, oder zu machen. „Denkst du denn wirklich, dass du selbst ohne Magicae gegen die Schüler ankommen könntest?" Ich hob bei dieser Frage den Kopf und drehte mich wieder um. „Ist das dein Ernst, Joel? Natürlich! Natürlich denke ich das! Sonst hätte ich Lakeisah nicht schon wieder gebeten mich am Training teilnehmen zu lassen!" Joels grüne Augen fixierten die meine, und für eine Weile war es still im Raum.

„Hast du einen Weg gefunden wie man meine Krankheit heilen kann?", fragte ich irgendwann leise in das anhaltende Schweigen hinein. Zu meinem Bedauern schüttelte er den Kopf. „Wir suchen noch immer." Mit wir meinte er sämtliche Heiler in Adaons Reich. Er hatte sämtliche kontaktiert und über meine Lage informiert. Verschiedene Vorschläge hatte es schon gegeben, und einige von ihnen hatten wir sogar ausprobiert, immer mit der Hilfe desjenigen, der diese Methode vorgeschlagen hatte. Es hatte sogar eine gegeben, sie sehr vielversprechend gewirkt hatte, und als wir sie ausprobiert hatten, wirkte es sogar noch vielversprechender. Doch nur einen halben Mond später war mein Immunsystem schlagartig geschwächt worden. Meine Haut war in Rekordzeit fast gänzlich gefroren. Gerade noch so hatte Joel es geschafft die Blockaden wieder zu errichten, diesmal stärker als zuvor schon.

„Also muss ich noch warten." Ich atmete laut aus und ging auf die Tür zu. „Ich sehe beim Training zu." Und ohne noch ein weiteres Wort verließ ich den Raum und ließ Joel darin allein.

War es etwa zu viel verlangt meine Magicae verwenden zu können?

Wie versprochen, ein Kapitel zu meinem Geburtstag.
Wie fandet ihr es? Und was denkt ihr, erwartet euch?
Begleitet Alexis auf ihre Reise und kommt mit in die Welt voller Magie von Pretosia

xoxo
Ash

Legend ~ High Queen {Band I}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt