19|CHAPTER NINETEEN

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„Nein, nicht so." Bjarne blockte den Schlag so früh ab, dass ich beinahe nach hinten stolperte, so viel Kraft verbarg sich dahinter. Er hielt meine geballte Faust fest in seiner größeren Hand. „Im Silat lernt man die Angriffe des Gegners hervorzusehen, zu erahnen." Ich zog die Nase kraus und befreite meine Hand aus der seinen. „Und wie soll ich dann jemals einen Treffer landen?", wollte ich mit einem genervten Unterton in der Stimme wissen. Wir hatten schon fast den Sonnenuntergang der dritten und letzten Sonne, und wir übten immer noch, weil Bjarne so viel mit mir schaffen wollte, wie nur möglich.

„Silat beruht auf der Imitation von Raubtieren.", fing er an zu erklären und trat einen Schritt zurück. „Schnell, wendig, und geschickt. Anders kommst du hier nicht weiter. Später im Kampf geht es für dich um Leben und Tod, weshalb du das Silat besser beherrschen solltest."

„Das beantwortet nicht meine Frage." Fest erwiderte ich seinen verschlossenen Blick, der - wie schon den ganzen Tag - keine Emotionen zuzulassen schien.

„Benimm dich wie ein Raubtier.", sagte er gerade raus. Ich hob eine Braue. „Und wie bitte soll das gehen? Ich habe schon alles Mögliche versucht!", beschwerte ich mich mit einem folgenden Schnauben. Mein Mentor senkte den Blick auf mein Gesicht. „Orientiere dich an einem." Mehr kam nicht von ihm.

Ich sah seinen Angriff gar nicht kommen, und so traf mich sein Tritt direkt und wohlgezielt in der Magengrube. Ich riss die Augen auf, taumelte nach hinten und fiel dann auf den Rücken. Es gelang mir nicht richtig weiter zu atmen, weshalb ich röchelnd und mit angewinkelten Beinen liegen blieb. Sterne tanzten vor meinen Augen und die ziehenden Schmerzen hatten sich in Windeseile in meinem ganzen Bauch ausgebreitet. Der glühende Ball rumorte in mir und auf einmal begann ich zu spüren, wie sich meine Haut erhitzte. Zusätzlich erfasste mich Angst. Brach das Feuer etwa aus mir raus?

„Sei immer aufmerksam und behalte deinen Gegner im Auge.", hörte ich Bjarne sagen. Doch seine Stimme klang in dem Moment wie aus weiter Ferne. Ich blinzelte benommen und begann gegen die plötzlich freigesetzte Energie in mir anzukämpfen. Bjarne tauchte im nächsten Herzschlag in meinem Blickfeld auf. In seinem sonst so ungerührten Gesicht meinte ich so etwas wie Sorge zu erkennen, allerdings war ich mir da absolut nicht sicher. „Alles in Ordnung?" Er machte Anstalten mir wieder auf die Beine helfen zu wollen. Den Schmerz ignorierend kämpfte ich mich auf alle Viere und nickte eilig. „Natürlich, ich war nur...ü-überrascht." Zu meinem Leidwesen misslang es mir richtig zu sprechen. Bjarne hob eine Braue, sagte aber nichts weiter und trat wieder einen Schritt zurück. „Komm morgen zu Sonnenaufgang wieder. Dein Trainer weiß Bescheid." Ich nickte und erhob mich mit wackeligen Beinen. „Morgen bekommst du die Trainingssachen. Wir sehen uns." Ohne weiteres drehte er sich zur Tür und ließ mich allein hier stehen. Tief begann ich ein- und auszuatmen, wodurch sich auch endlich die Hitze in mich zurückzog. Sowas durfte nicht noch einmal passieren. Ich brauchte endlich die vollkommende Kontrolle.

×××

Der Tag, an dem mein erster Arenakampf stattfinden sollte, kam schneller als mir lieb war. Ich trainierte jeden Tag von früh morgens bis teilweise in die Nacht hinein. Elena war natürlich interessiert gewesen, warum ich zwei Tage lang erst so spät zurück war, vor allem, wo ich die ganze Zeit blieb. Doch ich wimmelte sie mit ein paar billigen Ausreden ab, die mir eher weniger überzeugt abkaufte.

Das war jetzt aber meine geringste Sorge. Viel mehr begann jetzt der in der Arena dominierende Lärm aus Jubel und Anfeuerungen meinen Kopf einzunehmen. Der Gedanke an meine Freundin verflüchtigte sich, und im nächsten Augenblick befand ich mich wieder voll und ganz im hier und jetzt.

Erst zu Sonnenaufgang hatte ich alle restlichen Informationen über die Eliminierung erhalten.

So wusste ich jetzt, dass ich zwei Kämpfe bestreiten müsste. Da ich aber neu war, ziemlich neu sogar, und jung, würde Bjarne an meiner Seite kämpfen, wenn es auch bedeutete das wir zwei zum Tode Verurteilte besiegen müssten. Diesen Mond war dies hier der erste Eliminierungskampf, und laut Dana und Bjarne handelte es sich in diesem Mond um ungewöhnlich viele Verurteilte, weshalb es vier, statt zwei Veranstaltungen geben würde. Hinter dem Ganzen verbarg sich auch ein gut geplantes System.

Legend ~ High Queen {Band I}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt